Im Clasico
Wirbel um Vinicius: Blieb Schiedsrichter-Beleidigung ungesühnt?

Real Madrid hat den ersten Clasico der neuen Saison am Samstag dank eines Doppelpacks von Jude Bellingham für sich entschieden. Während der eine junge Superstar die nächste Heldentat vollbrachte, blieb mit Vinicius Junior ein zweiter ohne großen sportlichen Leistungsnachweis. Der Brasilianer fiel eher mit der ein oder anderen Provokation auf, nicht zuletzt bei seiner Auswechslung in der Nachspielzeit.
Ancelotti verhinderte Ungemach
Der Angreifer bedankte sich ironisch beim gesamten Stadion in Barcelona, das ihn über weite Strecken der Partie ausgepfiffen hatte. Zudem schien sich Vini Jr. mit einem Schiedsrichter-Assistenten anzulegen, ehe Carlo Ancelotti ihn mit einer beinahe väterlichen Geste zur Bank zerrte, um weiteres Unheil zu vermeiden. Im Nachgang sorgt die Szene in spanischen Medien dennoch für großen Wirbel. Der Vorwurf lautet, der Nationalspieler sei mit einer Beleidigung davongekommen.
"Fass mich nicht an, du bist ja verrückt"
"Fass mich nicht an, fass mich nicht an. Fass mich bloß nicht an", soll Vini dem Schiedsrichterassistenten Angel Nevado Rodriguez gesagt haben, als der ihn zu einem schnelleren Gang vom Platz animierte, berichtet die Zeitung Sport. Dabei hatte der Offizielle den Real-Profi offenbar zu keinem Zeitpunkt berührt. "Fass mich nicht an, du bist ja verrückt", soll Vini dennoch gegiftet haben. Das Blatt erkennt darin eine Herabwürdigung des Unparteiischen, die eine Strafe hätte nach sich ziehen müssen.
Thema vor allem in Barca-nahen Medien
Dabei kann man sicher geteilter Meinung sein, ob das Wort 'verrückt' eine Beleidigung darstellt, zumal im Kontext eines hitzigen Fußballspiels und des Adrenalinschubs eines späten Siegtreffers. Vielsagend ist dabei sicherlich, dass die Angelegenheit vor allem ein Thema für die großen Sportzeitungen in Spanien zu sein scheint, die in Barcelona erscheinen. Neben der Sport ist die Angelegenheit auch Mundo Deportivo einen größeren Bericht wert.
Zweierlei Maß?
Darin wird auch der Vergleich zu Joao Felix gezogen. Der aktuelle Barca-Angreifer hatte im Dress von Atletico Madrid einst eine Gelb-Rote Karte kassiert, weil er gegenüber einem Schiedsrichter mit dem Zeigefinger am Kopf eine Geste machte, die im spanischen in etwa gleichbedeutend mit den Worten von Vinicius Junior ist. Pikant: Der Referee war seinerzeit Jesus Gil Manzano, dessen Assistent am Samstag mit dem Angreifer der Königlichen aneinandergeriet. Ob die Geste eines verwarnten Spielers mit den Worten bei einer Auswechslung gleichzusetzen ist, sei dahingestellt. Davon ab läge es am Unparteiischen an der Seitenlinie, den Hauptschiedsrichter über die mutmaßliche Beleidigung zu informieren. Eine persönliche Strafe für Vinicius hätte Barca im Clasico ohnehin nicht geholfen.
