Trotz Sieg

"Wie in Nürnberg" - Dardai kritisiert Verhalten nach Führung

Pal Dardai legt bei Hertha BSC den Finger in die Wunde. Foto: Getty Images.
Pal Dardai legt bei Hertha BSC den Finger in die Wunde. Foto: Getty Images.

Hertha BSC hat das Heimspiel gegen den SC Paderborn mit 3:1 gewonnen, dennoch war Pal Dardai nur bedingt zufrieden mit dem Auftritt seiner Mannschaft. Dem Coach missfiel das Verhalten nach der Führung und klagte über das mangelnde Kollektiv im Spiel gegen den Ball.

Eigentlich, so schilderte es Pal Dardai auf der Pressekonferenz nach dem Sieg gegen den SC Paderborn, lief für Hertha BSC am Samstagmittag alles nach Plan. "Wir haben den Gegner nicht unterschätzt. Trotzdem haben wir gewusst, wenn wir sie von Anfang an unter Druck setzen und nach Plan anlaufen, haben wir eine Riesenchance", sagte der Ungar, der "nach 15 Minuten einen unsicheren Gegner" gesehen habe, während seine Mannschaft "drei bis vier Möglichkeiten" hatte und nach elf Minuten durch Haris Tabakovic in Führung ging.

Rückfall trotz Führung

Das 2:0 durch Marten Winkler in der Nachspielzeit der ersten Hälfte war jedoch nicht die verdiente Belohnung für einen unermüdlichen Aufwand. Vielmehr machte sich wie in der Vorwoche gegen Nürnberg (1:3) Lethargie breit und Paderborn fand zurück ins Spiel. "Wir haben wieder nicht mehr so gespielt, wie das sein sollte", kritisierte Dardai die Seinen, "wenn du dich nicht positionierst, bist du nicht der Herr, du kannst nicht mehr anlaufen. Das hat uns fast 30 Minuten gekostet."

Geschenke in Durchgang zwei

Der Zwei-Tore-Vorsprung sollte nicht lange wahren, in der 47. Minute verkürzte Filip Bilbija auf 1:2. "Das Tor war geschenkt", analysierte Dardai, "wir haben angesagt, wo man stehen muss, dann hat man nicht dort gestanden, bei der Ecke sind wir ein bisschen zufrieden." Auch das 3:1 von Tabakovic (54.) sei kein Produkt eines schönen Angriffs gewesen, "Gott sei Dank hat der Gegner uns auch ein Tor geschenkt", so Dardais süffisanter Kommentar.

Lob für Defensive

Die Schlussphase hatte Hertha in Unterzahl zu überstehen, da Toni Leistner in der 86. Minute mit Gelb-Rot vom Platz gestellt wurde. Dennoch lobte Dardai den Innenverteidiger und die restliche Defensive: "Ich bedanke mich bei Tjark Ernst, Marton Dardai und Toni Leistner, wie sie den eigenen Sechzehner verteidigt haben." Flügelspieler Fabian Reese habe indes offensiv den Unterschied gemacht, "aber auch er muss sich defensiv verbessern", klagte Dardai über das Abwehrverhalten seiner Angreifer: "Wir sind von den Einzelspielern defensiv nicht stark, gemeinsam sind wir stark — heute habe ich das nicht gesehen." Will Hertha Anschluss zur Spitzengruppe finden, geht es nur gemeinsam; genau daran dürfte Dardai ansetzen.

Florian Bajus  
28.10.2023