Spektakuläre Aufholjagd
Mainzer Wunder: Was Svensson wichtiger ist als der Klassenerhalt

Der FSV Mainz 05 hat für den Klassenerhalt in der Bundesliga eine einzigartige Aufholjagd hingelegt. Nach der Hinrunde hatten die Rheinhessen sieben Punkte auf ihrem Konto und zehn Punkte Rückstand auf das rettende Ufer. Zwei Spiele vor Schluss war Mainz nun schon vor der 1:3-Niederlage gegen Borussia Dortmund gerettet. Ein Wunder, das ganz viel mit Trainer Bo Svensson zu tun hat.
Aus der Opel Arena in Mainz berichtet fussball.news-Reporter Benjamin Heinrich
Am 9. Januar diesen Jahres stand Bo Svensson zum ersten Mal beim FSV Mainz 05 in der Bundesliga an der Seitenlinie. Zum Debüt auf der Trainerbank setzte es eine 0:2-Niederlage gegen Eintracht Frankfurt. Nach jenem 15. Spieltag waren die Rheinhessen Tabellenschlusslicht mit nur sechs Punkten, noch hinter dem FC Schalke 04. Etwas mehr als vier Monate später feiern die Mainzer den Klassenerhalt in der Bundesliga. Dazwischen liegen eine wundersame Entwicklung und 30 Punkte. Schon vor der 1:3-Niederlage gegen Borussia Dortmund waren die Mainzer gerettet, zwei Spiele vor Schluss.
Svensson wollte eine Kultur schaffen
Trainer Bo Svensson erklärte auf Nachfrage von fussball.news sein Wunder von Mainz und wie er das Team binnen so kurzer Zeit auf Vordermann brachte: "Es ist echt nicht so einfach das kurz zusammenzufassen. Wir haben eine sehr, sehr schwierige Situation gehabt. Wir mussten uns erstmal ein bisschen trennen von den ganzen Ergebnissen, weil wir viele Probleme hatten. Ich habe sehr schnell den Fokus auf Leistung und Themen wie das alltägliche Miteinander gelegt, versucht eine Kultur zu schaffen, in der wir für etwas stehen. Fußballerisch, aber auch außerhalb des Platzes." Mit sechs Punkten am Tabellenende nahm sich der 41-jährige Däne Zeit, um Kultur zu schaffen, keinen Ergebnisfußball zu praktizieren, sondern dem Team seine Handschrift zu implementieren, integrierte dabei auch schon vermeintlich gescheiterte Spieler wie Stürmer Adam Szalai.
Trotz Stotterstart "Tendenzen gesehen"
In den ersten drei Partien blieben die 05er auch unter Svensson sieglos, "aber selbst, wenn wir keinen Sieg eingefahren haben in den ersten drei Spielen, habe ich schon Tendenzen gesehen, dass der Prozess sehr schnell unterwegs war. Das hat mich positiv gestimmt. Auch wenn wir teilweise acht oder zehn Punkte weg waren von einem Nichtabstiegsplatz, habe ich im Alltag Tendenzen gesehen, die mich sehr gefreut haben." Zum Klassenerhalt sei am Ende auch das Quäntchen Glück nötig gewesen, "aber die meisten Punkte, die wir gesammelt haben, haben wir verdient eingesammelt." In 18 Spielen unter Svensson waren es bislang 30 Punkte, darunter Siege gegen Bayern München oder RB Leipzig.
Klassenerhalt nur ein Nebenprodukt
Doch Siege und Punkte waren nicht das, worauf Svensson Primär wert legte. Der Klassenerhalt war für ihn am Ende nur ein Nebenprodukt, aber nicht das wahre Wunder der letzten Monate. Das lag für Svensson woanders. "Viele von außen haben auch den Fokus auf die Spiele, weil das kommt im Fernsehen. Der Schlüssel lag aber darauf, wenn die Kameras aus waren", erklärte er und schwärmte von seiner Mannschaft: "Es war mir echt eine Freude diese Mannschaft, diese Jungs über diese fünf Monate zu begleiten. Nicht, weil sie erfolgreich gespielt oder am Samstag performt haben, es war, weil der Alltag auch so aussah. Das ist der größte Erfolg, den wir hatten in den letzten Monaten. Dass der Klassenerhalt dazu gekommen ist, ist sehr, sehr schön. Aber das andere ist noch wichtiger." Eine Denkweise, die, wie die spektakuläre Aufholjagd der Mainzer, ihresgleichen sucht.