Schummelt Kahn?
"Zu viele Meisterschaften erlebt, die ...": Warum man Kahn nicht auf den Leim gehen sollte

Der FC Bayern ist nur noch Tabellenzweiter und läuft Gefahr, nach zehn gewonnenen Meisterschaften in Folge Titel Nummer elf zu verfehlen. Bei den Münchnern ist nun endgültig Panik und Chaos ausgebrochen, weshalb einige Bayern-Mythen heraufbeschworen werden.
So sagte Vorstandschef Oliver Kahn nach der 1:3-Niederlage gegen RB Leipzig: "Es ist noch nicht vorbei! Es ist dann vorbei, wenn der Schiri das Spiel in Köln abpfeift. Der Glaube ist immer da, dafür habe ich schon zu viele Meisterschaften erlebt, die wir am letzten Spieltag gewonnen haben. Wir werden den Teufel tun und irgendwas abschenken."
Bis zum Schlusspfiff oder dem Ende der Saison an den Erfolg zu glauben, liegt in der Natur eines Leistungssportlers, das ist aller Ehren wert und soll nicht kritsiert werden. Doch was meint Kahn mit: "Habe ich schon zu viele Meisterschaften erlebt, die wir am letzten Spieltag gewonnen haben"?
Was meint Kahn?
Kahn meint vermutlich folgende Konstellation: Der FC Bayern war vor dem letzten Spieltag nicht Tabellenführer - schnappte sich aber dann doch noch die Meisterschale.
Kahn spricht von seinen eigenen Erfahrungswerten ("ich") und in der Mehrzahl ("viele Meisterschaften"). Allerdings gibt es in seiner Bayernzeit nur eine Meisterschaft, die quasi am letzten Spieltag noch gedreht wurde: 1999/2000 verlor Bayer Leverkusen bei der Spielvereinigung Unterhaching, während der FC Bayern Werder Bremen besiegte - die Münchner wurden doch noch deutscher Meister.
Wahrscheinlich meint Kahn auch noch die Saison 2000/01: Damals war der FC Bayern vor dem 34. Spieltag Tabellenführer, geriet aber beim Hamburger SV in Rückstand, weshalb Schalke 04, das Unterhaching besiegte, kurzzeitig als deutscher Meister galt. In der Nachspielzeit trafen die Münchner noch zum 1:1 gegen den HSV und verteidigten den Titel.
Ansonsten aber gewann der FC Bayern in der Kahn-Zeit - er war Torwart von 1994 bis 2008 - nie am letzten Spieltag die deutsche Meisterschaft. In der Regel war der Titel vorher entschieden - oder die Münchner konnten das Titelrennen nicht mehr umbiegen, wie am 34. Spieltag der Saison 2001/02. Der Sieger: Borussia Dortmund.
Es bleibt die Saison 1999/2000
Kahn versucht also ein vermeintlich regelmäßiges Ereignis zum Bayern-Mythos zu erheben, dabei gab es das in seiner Zeit formal genau ein Mal: 99/2000.
Kahn arbeitet übrigens öfter mit verwässernden Fakten, um die Mythen des FC-Bayern-Kosmos aufrecht zu erhalten. In der Amazon-Doku über den FC Bayern erklärte Kahn sinngemäß, dass es einzigartig sei und ein Erfolgsgeheimnis des Klubs, dass er von ehemaligen Spielern geführt werde. Der Punkt mit der Einzigartigkeit ist natürlich völliger Quatsch, denn sehr viele Vereine in Deutschland wurden und werden von Ex-Spielern geführt (u.a. zeitweise Schalke 04, VfB Stuttgart, Hertha BSC, 1. FC Köln).
