Eintracht-Verteidiger
Vorletzter Pokalheld: So emotional verlief der da Costa-Abschied

Nach fünf Jahren bei Eintracht Frankfurt zieht es Danny da Costa im Sommer (zurück) zum FSV Mainz 05. Im letzten Heimspiel gegen Borussia Mönchengladbach erlebte der 28-jährige Rechtsverteidiger einen emotionalen Abschied durch die Fans. Die nicht vergessen haben, welche Erfolge da Costa in seiner Zeit bei der Eintracht gefeiert hat.
Aus dem Deutsche Bank Park in Frankfurt berichtet fussball.news-Reporter Benjamin Heinrich
Sportlich war das Heimspiel von Eintracht Frankfurt gegen Borussia Mönchengladbach am Sonntagnachmittag nur eine Randnotiz. Für beide Klubs ging es in der Bundesliga quasi um nichts mehr. Emotional allerdings wurde es vor, während und nach dem Spiel dennoch. Die große Bühne des Abschieds erhielt Ex-Kapitän David Abraham vor dem Anpfiff. Sein Abgang fiel im Januar 2021 mitten in die Coronazeit. Der Argentinier, der seine Profikarriere beendet hat, sollte vor vollem Haus nochmal einen richtigen Abschied erhalten. Mit warmen Worten, der lebenslangen Vereinsmitgliedschaft und einem Präsent. All das blieb den drei sicheren Sommerabgängen Danny da Costa, Aymen Barkok (beide FSV Mainz 05) und Stefan Ilsanker (Ziel offen) verwehrt, wird aber sehr wahrscheinlich noch in einem anderem Rahmen folgen.
Hoher Stellenwert bei den Fans
Doch die Fans ließen sich nicht zweimal bitten. Und bei einem legten sie sich besonders ins Zeug: Danny da Costa. Bei seiner Auswechslung wurde dieser nach einer äußert soliden Leistung zuvor (81 Prozent Passquote, 100 Prozent Zweikampfquote) mit Standing Ovations versehen, als er sich auf die Bank setzen wollte, setzte es dann Sprechchöre aus der berühmt-berüchtigten Nordwestkurve. Er musste nochmal aufstehen und sich feiern lassen, beklatschte den Frankfurter Anhang. Ein Gänsehaut-Moment, mit dem er selbst womöglich gar nicht mehr gerechnet hatte, der aber einmal mehr aufzeigte, welch Fingerspitzengefühl die organisierte Fanszene in Frankfurt besitzt. Bei Aymen Barkok und Stefan Ilsanker, die beide ausgewechselt wurden, blieb es ruhig auf den Rängen.
Der Stellenwert da Costas bei den Fans ist ein anderer, ein größerer. Größer sogar als der des 23-jährigen Frankfurters Barkok. Dem letzten Eigengewächs, dem bei der Eintracht der Durchbruch bei den Profis gelang. Denn da Costa hat mit der Eintracht Geschichte geschrieben. Er kam 2017 von Bayer Leverkusen an den Main und feierte in seiner ersten Saison gleich den Gewinn des DFB-Pokals. Ein so erlösender Titel für die ganze Stadt, der erste nach 30 Jahren. Im Finale schlugen die Hessen den FC Bayern München mit 3:1 dank eines Doppelpacks von Ante Rebic. Bei der Feier auf dem Frankfurter Römer erzählte Kevin-Prince Boateng die Anekdote zu "Bruda, schlag' den Ball lang" - die Taktik, die er und der Kroate vor dem Spiel ausgetüftelt hatten. Dabei war es da Costa, der vor dem 2:1 den Ball lang schlug auf Rebic. Der Pass von Boateng vor dem 1:0 war ein einfacher, flacher Steilpass. An jenem Abend in Berlin hatte sich da Costa (stand 90 Minuten auf dem Feld) unsterblich gemacht.
Der Bruch unter Hütter
In der Saison danach spielte er sich als Dauerläufer ein zweites Mal in die Herzen der Fans. 50 Pflichtspiele absolvierte der Defensivspieler dort in Bundesliga, DFB-Pokal und Europa League, erzielte vier Tore (darunter ein Doppelpack gegen Lazio Rom) und lieferte fünf Vorlagen. Erlangte zudem Kultstatus mit so manchem Interview - vor allem mit seinem Selbstinterview nach dem 3:2-Sieg bei Apollon Limassol. Und auch in der Folgesaison wusste der humorvolle Familienvater zu überzeugen. 53 Pflichtspiele, vier Tore und zehn Vorlagen standen zu Buche, auch wenn er zum Ende in der Bundesliga keine unumstrittene Stammkraft mehr war. Der eigentliche Bruch kam dann in der Saison 2020/21. In der Beziehung zwischen ihm und Trainer Adi Hütter knisterte und krachte es. So sehr, dass es da Costa im Winter leihweise zum FSV Mainz 05 zog, wo er wieder unumstritten war und unter Trainer Bo Svensson den fast unmöglich geglaubten Klassenerhalt erreichte.
Rückkehr nach Mainz - mit einem weiteren Titel?
Die Mainzer hätten den Rechtsfuß gerne in ihren Reihen behalten. Doch nachdem Frankfurts neuer Sportvorstand Markus Krösche öffentlich klar gemacht hat, dass da Costa bleiben soll, entschied sich dieser noch einmal für seinen Herzensverein. Das Potential zur absoluten Identifikationsfigur samt Karriereende in Frankfurt - es war schließlich vorhanden. Unter dem neuen Coach Oliver Glasner war er zu Saisonbeginn gesetzt, verlor dann seinen Stammsplatz nach dem verpatzten Saisonstart und bekam ihn beim stetigen Wechselspiel auf der rechten Seite in der Hinserie auch nie wieder. 14 Einsätze sind in dieser Saison lediglich datiert. Nun folgt der ablösefreie Wechsel zurück zum FSV Mainz 05, zurück zu Bo Svensson, der sich bei den Rheinhessen intern stark gemacht hatte für die Rückkehr des ehemaligen U21-Nationalspielers. Ein Neuanfang in gewohnter Umgebung. Am 34. Spieltag geht es mit der Eintracht ausgerechnet zu den Mainzern. Doch dort bleiben kann der ehemalige Ingolstädter noch nicht.
Denn nach 129 Pflichtspielen (neun Tore, 20 Vorlagen) für die Eintracht will sich da Costa noch mit einem Titel verabschieden. Am 18. Mai stehen die Frankfurter im Finale der Europa League gegen Glasgow Rangers. Für da Costa, einer von zwei verbliebenen Pokalhelden von 2018 neben Makoto Hasebe, würde sich nach fünf Jahren der Kreis schließen mit dem zweiten Titelgewinn. Die Fans haben seine Leistungen ohnehin nicht vergessen. Das zelebrierten sie auch nach dem Abpfiff, als sie da Costa, Ilsanker und Barkok in die Kurve baten und minutenlang mit ihnen feierten. Auch da bewiesen die Anhänger Fingerspitzengefühl. Das dürfte für da Costa trotz einer schwierigen letzten Saison für immer in Erinnerung bleiben.