Von Modeste bis 'Effe'

Vorbilder für Ginter: 6 glückliche Heimkehrer der Bundesliga

Ginter geht nach fünf Jahren in Gladbach zurück zu den Wurzeln. Foto: Getty Images
Ginter geht nach fünf Jahren in Gladbach zurück zu den Wurzeln. Foto: Getty Images

Das Transferkarussell in der Bundesliga rückt zwei Spieltage vor Saisonende mehr und mehr in den Fokus. Die erste faustdicke Überraschung hat es dabei schon gegeben: Dass Matthias Ginter nach Vertragsende bei Borussia Mönchengladbach zum SC Freiburg zurückkehren wird, hätte noch vor wenigen Wochen kaum jemand geglaubt.

Der 28-Jährige hatte seine fußballerische Ausbildung bei den Breisgauern genossen und die ersten Schritte im Profibereich getätigt, ehe er 2014 als frisch gebackener Weltmeister zu Borussia Dortmund wechselte. Bei den Schwarzgelben setzte er sich nicht nachhaltig durch, nach drei Jahren ging es zu den Fohlen. Dort hat sich Ginter in den Spitzenbereich der Bundesliga entwickelt und auch zur festen Größe im DFB-Team. Nachdem bekannt wurde, dass er seinen Vertrag nicht verlängern würde, galt ein Wechsel ins Ausland als wahrscheinlichste Option. Stattdessen entschied sich der Innenverteidiger für die beste Wahl aus fußballromantischer Sicht, der geborene Freiburger kehrt zurück nach Hause.

Abschreckende Beispiele

Die Euphorie über die so namhafte Verpflichtung, die zudem auch sportlich überzeugend wirkt, da es Nico Schlotterbeck zu ersetzen gilt, dürfte beim Sportclub noch lange anhalten. Allerdings ist bei Rückholaktionen oftmals auch Vorsicht geboten, weil die Wiederzusammenführung mit ehemaligen Spielern des Öfteren hinter den Erwartungen zurückbleibt. Erinnert sei zum Beispiel an Ginters Weltmeisterkollegen Mario Götze, dessen zweite Zeit bei Borussia Dortmund nach der Rückkehr als 'verlorener Sohn' vom FC Bayern nicht sonderlich glücklich verlaufen ist. Freilich gibt es auch positive Beispiele. fussball.news nennt sechs 'Heimkehrer', die an alter Wirkungsstätte glücklich wurden.

Anthony Modeste, 1.FC Köln

Dass der 1.FC Köln zwei Spieltage vor Saisonende mit einiger Berechtigung sogar von der Champions League träumen darf, hängt nicht zuletzt mit den schon 19 Saisontoren des Franzosen zusammen. Bereits 2017 hatte er den FC nach Europa geschossen, erlag dann aber dem Ruf des Geldes aus China. Die Rückkehr als geläuterter Stürmer im November 2018 wurde lange recht kritisch beäugt, unter Steffen Baumgart hat Modeste in dieser Saison aber zurück zu alter Stärke gefunden. Und ist so auch wieder Publikumsliebling.

Kevin Trapp, Eintracht Frankfurt

Anders als im Falle Modeste und Köln dürfte kein Fan der Hessen Trapp seinen Abschied im Sommer 2015 verübelt haben. Immerhin war mit dem Wechsel zu Paris Saint-Germain ein klarer Karrieresprung verbunden. Beim Nobelklub hat es für den Nationalspieler letztlich nicht zum Durchbruch gereicht, so ging es 2018 zunächst leihweise zurück zu den Adlern. Dort erlebt Trapp in den vergangenen Monaten vielleicht die beste Phase seiner Karriere und könnte sie mit einem Triumph in der Europa League krönen.

Mario Gomez, VfB Stuttgart

Als Eigengewächs der Schwaben gestartet, legte der Stürmer zunächst eine Bilderbuch-Karriere hin. Meister mit dem Jugendklub, dann der Wechsel zum FC Bayern. Bei den Münchnern fiel Gomez als klassischer Neuner irgendwann aus dem Raster, es folgten drei Stationen in kurzer Zeit. Zum Ende der Laufbahn erinnerte sich Gomez Anfang 2018 an seine Anfänge und kehrte nach Stuttgart zurück. Es folgte ein schmerzhafter Abstieg, am Ende wurde aber doch alles gut: Mit dem direkten Wiederaufstieg beendete der Routinier seine aktive Laufbahn und schoss in seinem letzten Profispiel 2020 prompt ein Tor.

Andreas Herzog, Werder Bremen

Der österreichische Rekordnationalspieler gilt als Paradebeispiel eines herausragenden Bundesliga-Spielers, der aber nur bei seinem Herzensklub funktionierte. Der Spielmacher verließ Werder 1995 nach einer Saison mit 26 Torbeteiligungen in 31 Einsätzen (!) Richtung FC Bayern, wurde beim Rekordchampion aber nicht glücklich. So ging es nach nur einer Spielzeit zurück an die Weser, wo Herzog als Publikumsliebling schnell wieder akzeptiert war und 1999 im Finale ausgerechnet gegen den FC Bayern nochmals den DFB-Pokal gewinnen konnte.

Andreas Möller, Borussia Dortmund

Die erfolgreichste Phase der Klubhistorie von Borussia Dortmund entfällt auf die 1990er Jahre, in denen unter anderem der Triumph in der Champions League gelang. Möglich machten es vor allem auch die Transfers mehrerer Weltmeister von 1990, die der BVB aus der italienischen Serie A nach Deutschland zurückholte. Bei Möller handelte es sich um 1994 eine Heimkehr, nachdem er den Klub bereits 1990 zu Eintracht Frankfurt verlassen hatte. Zum Karriereende kehrte er auch zur SGE zurück, die zweite Zeit beim BVB verlief aber ungleich erfolgreicher: Zwei Meisterschaften, die Königsklasse und der Weltpokal wären ohne Möller vielleicht nie passiert.

Stefan Effenberg, Borussia Mönchengladbach/FC Bayern

Wie Möller ist auch Effenberg als mehrfacher Heimkehrer auffällig geworden. 1994 ging es nach vier Jahren beim FC Bayern und der AC Florenz zurück nach Gladbach, wieder vier Jahre später erfolgte der zweite Wechsel nach München. Als Rückkehrer führte 'Effe' die Fohlen 1995 zum bisher letzten Titel (DFB-Pokal), zudem den Rekordmeister zum lang ersehnten Champions-League-Triumph 2001. Effenberg gehört bei beiden Klubs zu den (streitbaren) Legenden und hat in seiner Karriere, was die Entscheidungen bei Vereinswechseln anbelangt, zumeist das richtige Gespür bewiesen.

Profile picture for user Lars Pollmann
Lars Pollmann  
05.05.2022