Die Chronologie

Von Antwerpen bis London: Eintrachts Hammer-Weg nach Sevilla

Die Frankfurter Spieler rennen ins Finale. Foto: Getty Images

Eintracht Frankfurt steht erstmals nach 1980 wieder im Finale des Europapokals! Nach zwei Halbfinal-Siegen (2:1/1:0) gegen West Ham United geht es für die Hessen nun am 18. Mai nach Sevilla. Gegen den schottischen Erstligisten Glasgow Rangers. Hinter den Frankfurtern liegt ein langer Weg. 

Aus dem Deutsche Bank Park in Frankfurt berichtet fussball.news-Reporter Benjamin Heinrich

Der Traum vom Titel in der Europa League, er lebt bei Eintracht Frankfurt! Nach dem 1:0 über West Ham United im Rückspiel des Halbfinales, erklärte Keeper Kevin Trapp: "Ich erinnere mich daran, dass der Trainer irgendwann am Anfang der Hinrunde mal den 18. Mai erwähnt hat. Und jetzt ist es wahr geworden." Sein Trainer Oliver Glasner saß neben dem 31-Jährigen auf dem Podium, beide lächelten. "Jetzt haben wir das Finale erreicht. Wir haben uns den großen Traum von uns allen erfüllt. Jetzt ist noch ein Spiel zu gehen, um das Ding nach Hause zu holen", so Trapp weiter. Der Weg bis ins Finale, er war aber ein weiter und teils auch sehr müßiger. fussball.news lässt die Reise noch einmal Revue passieren. 

16. September 2021 Eintracht - Fenerbahce Istanbul (1:1)

Die Eintracht begann die Europa League-Saison mit einem Heimspiel gegen Fenerbahce Istanbul. Vor halbleeren Rängen. Und die Vorstellung auf dem Rasen war eine ähnliche. Ex-DFB-Nationalspieler Mesut Özil brachte die Türken in Führung (10. Minute), ehe Sam Lammers noch vor der Halbzeit (41.) ausglich. Es sollte bis dato einer von zwei Treffern des Niederländers im Eintracht-Trikot sein. Die Schlussphase war hingegen kurios. Keeper Trapp verursachte zunächst einen Elfmeter (90.), hielt diesen anschließend, doch der Nachschuss von Berisha ging rein. Der stand aber im Abseits, sodass das 1:1 Bestand hatte. 

30. September 2021 Royal Antwerpen - Eintracht

Es folgte die Auswärtspartie in Belgien gegen Royal Antwerpen, bei der Mittelfeldmann Ajdin Hrustic einen rabenschwarzen Tag erwischte und sich beide Teams lange neutralisierten. Ehe Jesper Lindström kurz vor Spielende im Strafraum gefoult wurde und der eingewechselte Goncalo Paciencia in der Nachspielzeit den fälligen Strafstoß verwandelte. Der erste Sieg der Hessen in Europa. 

21. Oktober 2021 Eintracht - Olympiakos Piräus

Die wohl beste Leistung in der Gruppenphase zeigte die SGE im Heimspiel gegen Piräus. Rafael Borre verwandelte einen selbst rausgeholten Elfmeter (26.), auf der Gegenseite traf Youssef El-Arabi (30. / Handelfmeter), ehe sich die Eintracht wunderschön vors Tor kombinierte und Almamy Toure traf (45.). Kamada machte nach der Pause das 3:1 (59.) - und damit den Schlusspunkt unter einem überzeugenden Heimsieg. 

 

4. November 2021 Piräus - Eintracht

Die nächste Auswärtspartie führte die Frankfurter dann nach Griechenland zu Olympiakos. Und wieder schlug die Last-Minute-SGE zu! Nach der Führung für Piräus durch Youssef El-Arabi (12.) glich Daichi Kamada prompt (17.) aus. Doch erst in der Spielzeit machten die Hessen den nächsten Dreier perfekt Joker Lindström auf Joker Jens Petter Hauge nach 90 plus zwei. Kurios: Glasner sah in der 66. Minute die Gelbe Karte, nachdem er wutentbrannt einen Ball ins Publikum drosch. 

25. November 2021 Eintracht - Antwerpen

Beim Rückspiel gegen Antwerpen vor 30000 Zuschauern im Deutsche Bank Park sollte wieder Paciencia das letzte Wort haben. Euro-Kamada (13.) brachte Frankfurt in Führung, Radja Nainggolan (33.) glich aus. Die Belgier drehten kurz vor Schluss durch Mbwana Samatta (88.) die Partie, ehe der eingewechselte Paciencia nach Flanke von Filip Kostic in der vierten (!) Minute der Nachspielzeit den Ausgleich köpfte. 

9. Dezember 2021 Fenerbahce - Eintracht

Auch auswärts bei Fenerbahce Istanbul reichte es in der Gruppenphase in einer sehr chancenarmen Partie nur zu einem Punkt. Djibril Sow (29.) erzielte die Führung für die Eintracht, Mergim Berisha (42.) glich aus. Wichtig: Mit dem Punktgewinn sicherten sich die Frankfurter damit den Gruppensieg und ersparten sich damit die Zwischenrunde. 

9. & 17. März 2022 Eintracht - Real Betis

Im Achtelfinale wartete der spanische Pokalsieger Real Betis. Im Hinspiel in Spanien siegten die Frankfurter mit 2:1. Kostic (14.) erzielt die Führung mit einer abgerutschten Flanke - oder war es doch ein gewollter Torschuss? Nach dem Ausgleich von Nabil Fekir (30.) war zwei Minuten später wieder mal Kamada zur Stelle. Den Sieg retteten die Hessen über die Zeit. 

Das Rückspiel in Frankfurt war an Dramatik kaum zu überbieten. Lange sah es nach einem 0:0 aus, ehe Borja Iglesias in der 90. Minute für Betis traf - und die Spanier damit in die Verlängerung brachte! Doch bevor es ins Elfmeterschießen ging, traf Martin Hinteregger unter gütiger Mithilfe von Guido Rodriguez nach einem Kostic-Freistoß ins Tor. Und ließ das Stadion beben! 

7. & 14. April 2022 Eintracht - FC Barcelona

Im Viertelfinale ging es wieder gegen einen spanischen Klub - diesmal gegen den großen FC Barcelona. Highlightspiele für die SGE. Im Hinspiel in Frankfurt traf Ansgar Knauff (48.) sehenswert per Volley, Ferran Torres traf für Barca (66.) nach schöner Kombination. Dramatisch: Tuta sah die Gelb-Rote Karte (78.) und sollte deshalb im Rückspiel in Barcelona fehlen. 

Dort sollten 30000 Eintracht-Fans das Camp Nou aufmischen. Und die Eintracht sich - mit Touré in der Startelf - in einen absoluten Rausch spielen! Filip Kostic traf bereits in der 4. Minute per Elfmeter zur frühen Führung, Borre (36.) erhöhte per Distanzschuss. Der zweite Treffer von Kostic (67.) ließ das Stadion durch den Frankfurter Anhang quasi eskalieren. Die Treffer von Sergio Busquets (90.+1) und Memphis Depay (90.+9) waren nur noch Makulatur. 

28. April & 5. Mai 2022 Eintracht- West Ham

Im Halbfinale wartete dann West Ham United aus England. Im Hinspiel war Knauff mit dem schnellsten Tor der Europa League-Geschichte (1.) zur Stelle. Borre flankte butterweich und der Rechtsaußen war mit dem Kopf zur Stelle. Antonio (21.) glich für die Hammers aus, doch Euro-Kamada stellte mit seinem Treffer (54.) die Weichen auf Sieg. Glück hatten die Frankfurter in der Nachspielzeit, als West Hams Bowen mit seinem Fallrückzieher nur die Latte traf. 

Mit dem komfortablen Auswärtssieg ging es ins Rückspiel in Frankfurt. Und das hätte schlechter kaum beginnen können. Denn Abwehrchef Martin Hinteregger musste bereits in der 7. Minute verletzt raus. Doch West Ham dezimierte sich selbst. Aaron Cresswell sah nach einer Notbremse gegen Hauge die Rote Karte (19.). Und Borre (26.) erzielte das 1:0. Bei dem blieb es bis zum Schluss und nach dem Spiel stürmten die Fans auf den Rasen und feierten sehr, sehr lange mit der Mannschaft den Finaleinzug. Dort warten nun die Glasgow Rangers. Am 18. Mai. Dort geht das Abenteuer der Eintracht in der Europa League weiter.

Benjamin Heinrich  
06.05.2022