Nach Hertha-Pleite

"System ist scheißegal!" - Glasner kritisiert Team und sich selbst

Oliver Glasner übte mächtig Kritik nach der Niederlage gegen Berlin. Foto: Getty Images

Sechs verschiedene Grundformationen probierte Oliver Glasner als Trainer von Eintracht Frankfurt in dieser noch jungen Saison aus und die, in der sich die Hessen wohlfühlen, hat der Österreicher dennoch noch nicht gefunden. Nach dem 1:2 gegen Hertha BSC stellte der 47-Jährige nicht die Systemfrage, sondern erneut die nach der Umsetzung. 

Aus dem Deutsche Bank Park in Frankfurt berichtet fussball.news-Reporter Benjamin Heinrich

3-4-2-1, 3-4-1-2, 4-2-3-1, 4-4-2, 3-5-2 und ein 5-4-1: Eintracht Frankfurt spielte in den vergangenen elf Pflichtspielen in diversen Grundformationen. Fünfmal in Folge praktizierten die Hessen das 4-2-3-1. Die ersten zwei Saisonsiege gelangen dann bei Royal Antwerpen (1:0) und dem FC Bayern München (2:1) mit einer Dreier- und einer Fünferkette. Nach dem 1:2 gegen Hertha BSC wurde Glasner gefragt, ob er denn bald auch dauerhaft mit einem System plane. Durchaus emotional reagierte der Österreicher: "Ich amüsiere mich über die Frage. Ich habe schon oft gesagt - sorry für die Wortwahl - es ist scheißegal, in welchem System wir spielen. Es ist scheißegal, in welchem System wir spielen, wenn wir unsere Aufgaben nicht machen. Die Umsetzung ist oft das Problem, nicht das System." Eine klare Ansage.

Ein, zwei oder sechs Sechser? "Es ist scheißegal!" 

Der 47-Jährige erklärte weiter: "Wir haben mit Dreierkette begonnen wie letztes Jahr. Dann hat das nicht geklappt und wir haben auf Viererkette umgestellt. Dann war die Viererkette schuld, dass Filip Kostic nicht mehr seine Stärken ausspielen kann und wir nur Unentschieden spielen. Dann war die Fünferkette das Supersystem gegen Bayern München. Und heute war es wieder schlecht." Glasner wirkt mittlerweile genervt von den Fragen nach der taktischen Grundordnung, stellt immer wieder die Umsetzung durch seine Spieler infrage. Doch die vielen Umstellungen scheinen auch die Spieler sichtlich zu verunsichern. Für Glasner liegen die Probleme in den Grundlagen: " Ob Vierer- oder Fünferkette, es ist egal. Wenn wir mit den Sechsern mit fünf Ballkontakten spielen, dann verlierst du den Ball in der Bundesliga. Ob wir mit einem, zwei oder mit sechs Sechsern spielen, ist scheißegal."

Glasner übt auch Selbstkritik 

Dennoch nahm sich Glasner auch selbst nicht aus der Verantwortung, gestand nach der Niederlage gegen Hertha BSC, die ein deutlicher Rückschritt für die Eintracht darstellte, ganz offen: "Wir sind heute alle schuld an dieser Niederlage. Ich möchte das in keinster Weise auf die Spieler abwälzen. Das war von uns allen zu wenig. Von mir auch." Selbstkritik, die im Frankfurter Umfeld gut ankommt. Konkret benannte der ehemalige Wolfsburger das späte Eingreifen erst zur Halbzeit, nachdem schon früh gegen die Herthaner offensichtlich wurde, dass der Matchplan nicht aufgehen würde. Vor allem die offensive Dreierreihe mit Sam Lammers, Jesper Lindström und Jens Petter Hauge war ein offensichtliches Missmatch gegen Berlin. Aber auch die Hintermannschaft wackelte. "Da hätte ich noch früher ins Spiel eingreifen können", gestand Glasner. Für weitere Punkte in der Bundesliga werden sich in Frankfurt alle Beteiligten strecken müssen. 

Benjamin Heinrich  
17.10.2021