Eintrachts Mittelfeldmann
Sows Galavorstellung: Wie Kroos zu seinen besten Zeiten

Eintracht Frankfurt zeigte beim 1:0-Heimerfolg gegen West Ham United im Rückspiel des Europa League-Halbfinales eine geschlossene Teamleistung. Doch im Mittelfeld ragte einer heraus, dessen Passquote an einen ganz Großen des Sports erinnerte.
Aus dem Deutsche Bank Park in Frankfurt berichtet fussball.news-Reporter Benjamin Heinrich
95 Ballkontakte, 82 gespielte Pässe, 80 davon kamen an: Eine Passquote von 98 Prozent! Die erreichte Djibril Sow für Eintracht Frankfurt am Donnerstagabend beim 1:0 gegen West Ham United. Der 25-jährige Schweizer verlor im gesamten Spiel nur vier Bälle. Auch das ist ein herausragender Wert. Zum Vergleich: Nebenmann Sebastian Rode verlor in nur 76 Spielminuten zehn Bälle. Dazu gewann Sow noch 75 Prozent seiner direkten Duelle. Der Nationalspieler war Dreh- und Angelpunkt im Frankfurter Spiel und maßgeblich dafür verantwortlich, dass die Hessen über weite Strecken des Spiels die komplette Spielkontrolle hatten. Und das sogar mit einem zwischenzeitlich gebrochenen Nasenbein, wie Trainer Oliver Glasner einen Tag später kundtat.
Im Halbfinale sogar besser als Kroos
Eine Performance, die stark an die von Toni Kroos zu seinen besten Zeiten erinnerte. Der ehemalige deutsche Nationalspieler, Weltmeister von 2014, ist in Sachen Passgenauigkeit im internationalen Fußball mit das Maß der Dinge. Im Rückspiel des Champions League-Halbfinales gegen Manchester City erreichte der 31-Jährige aber "nur" eine Passquote von 91 Prozent (39 von 43 Zuspielen kamen an) und hatte nur 52 Ballkontakte. Im Fernduell konnte Sow folglich extrem glänzen. Beeindruckend auch deshalb, weil sich die Eintracht in dieser Saison mit viel Ballbesitz grundsätzlich schwertat. Das Spiel gegen West Ham machte deutlich, dass es sehr wohl auch anders geht. Sow hat im Schnitt in dieser Saison eine Passquote von 86 Prozent - deutlich über dem Frankfurter Durchschnitt. Bei Kroos sind es 94 Prozent. Noch hat der Schweizer also Luft nach oben.
Abgang im Sommer?
Doch ob er sein Potential weiter in Frankfurt ausschöpft, könnte trotz der Perspektive bei einem potentiellen Titelgewinn in der kommenden Saison Champions League mit den Hessen zu spielen, in den Sternen stehen. Mit der Sensationsleistung im Halbfinale hat sich der Rechtsfuß weiter in den Fokus gespielt. 2019 kam er von den Young Boys Bern für eine Millionenablöse im zweistelligen Bereich an den Main. Im Sommer könnte er für ein Vielfaches den Klub verlassen. Eine Ausstiegsklausel, von der Sport1 berichtet hatte, um die 35 Millionen Euro scheint nicht mehr gänzlich unrealistisch zu sein. Neben Innenverteidiger Evan N'Dicka ist Sow der Spieler, der die höchste Ablöse einbringen könnte. Sein Vertrag läuft noch bis 2024, eine Verlängerung ist nicht in Sicht. Sein großer Traum ist die Premier League, Borussia Dortmund soll interessiert sein. Doch nach der Performance dürften Klubs aus ganz Europa den Mittelfeldspieler auf dem Zettel haben.