Bis zu 14 Coaches in 10 Jahren

So viele Trainer haben die Klubs seit 2012 'verschlissen'

Streich ist das Einhorn unter den Bundesliga-Trainern. Foto: Getty Images
Streich ist das Einhorn unter den Bundesliga-Trainern. Foto: Getty Images

Die Halbwertszeit von Bundesliga-Trainern scheint in diesen modernen Zeiten immer weiter abzunehmen. Wie vor einem Jahr begann auch heuer in Folge des letzten Bundesliga-Spieltags das große Stühlerücken. Alleine unter den 16 im Oberhaus verbleibenden Teams verändern sich sechs auf dem wichtigsten Posten.

Edin Terzic hat bei Borussia Dortmund Marco Rose ersetzt, Niko Kovac beim VfL Wolfsburg Florian Kohfeldt. Daniel Farke ist bei Borussia Mönchengladbach als Nachfolger von Adi Hütter aktiv, während Andre Breitenreiter bei der TSG Hoffenheim als Ersatz für Sebastian Hoeneß kommt. Sandro Schwarz steht als neuer Chefcoach von Hertha BSC fest, bei Enrico Maaßen und dem FC Augsburg dauert es bis zur Verkündung wohl noch etwas. Nimmt man auch noch den Aufsteiger FC Schalke 04 hinzu, der Frank Kramer als neuen Übungsleiter präsentieren wird, sind es sieben von 18 Klubs, die vor der neuen Saison auf den 'Neue-Besen-Faktor' setzen.

Sonderfall Streich

Die Hire-and-Fire-Mentalität bereitet vielen Beobachtern Sorgen. Kaum noch gibt es Trainer, die langfristig etwas aufbauen dürfen. Dabei sollte außer Frage stehen, dass Kontinuität ein wichtiger Faktor für Erfolge ist. Nachfragen lässt sich diesbezüglich bei Christian Streich und dem SC Freiburg, der einen absoluten Sonderfall darstellt. Der Kultcoach feierte während der Saison sein zehnjähriges Dienstjubiläum. Alle anderen Bundesligisten der neuen Saison haben in vergleichbaren Zeiträumen mindestens fünf Trainer 'verschlissen'. Seit Juli 2012, also knapp zehn Jahren, liegen Eintracht Frankfurt und Gladbach mit je sechs Coaches hinter Freiburg schon auf Platz zwei, was die Kontinuität angeht.

Stuttgart an der Spitze, aber lernfähig

Während Streich bei den Breisgauern in Ruhe seiner Aufbauarbeit nachgehen konnte, haben im nahen Stuttgart schwer zu fassende 14 Trainer ihr Glück versucht. Darunter mögen sich auch einige Interimslösungen befinden, die Dimensionen sind dennoch bemerkenswert. Umso mehr, wenn man bedenkt, dass Pellegrino Matarazzo mit einer Amtszeit von knapp zweieinhalb Jahren schon zu den dienstältesten unter den Bundesliga-Trainern zählt. Immerhin beweist der VfB also, dass er lernfähig ist. Ob der Klassenerhalt infolge eines branchenüblichen Trainerwechsels gelungen wäre, sei dahingestellt.

Die meisten Klubs liegen nah beieinander

Derweil ist wiederholt zu lesen gewesen, dass einige Klubs besonders viele Trainer 'verbraten' haben sollen. Der Blick auf die Zahlen widerlegt die Theorie abseits der Extreme Stuttgart, Schalke, Wolfsburg und auch Hertha auf der einen und Freiburg auf der anderen Seite. 13 Bundesliga-Klubs tun sich in Sachen Trainer-Verschleiß seit 2012 wenig: Sie alle liegen zwischen sechs und acht Trainern. Der FC Bayern etwa ist trotz des Verbrauchs von insgesamt sieben Coaches stets Meister geworden, also kann es daran alleine auch nicht liegen, dass der BVB (inklusive Terzic sind es acht Trainer seit 2012) das Meister-Abonnement der Münchner nicht hat beenden können.

So viele Trainer hatten die Klubs seit Juli 2012

1. VfB Stuttgart, 14 Trainer

2. FC Schalke 04 13 Trainer (inkl. Kramer)

3. VfL Wolfsburg, 11 Trainer (inkl. Kovac)

4. Hertha BSC, 9 Trainer (inkl. Schwarz)

5. VfL Bochum, 8 Trainer

= 5. Borussia Dortmund, 8 Trainer (inkl. Terzic)

= 5. TSG Hoffenheim, 8 Trainer (inkl. Breitenreiter)

= 5. 1.FC Köln 8 Trainer

= 5. RB Leipzig, 8 Trainer

= 5. Bayer Leverkusen, 8 Trainer

11. FC Augsburg, 7 Trainer (inkl. Nachfolger Weinzierl)

= 11. FC Bayern, 7 Trainer seit Juli 2012

= 11. Union Berlin, 7 Trainer

= 11. Werder Bremen, 7 Trainer

= 11. FSV Mainz 05 7 Trainer

16. Eintracht Frankfurt, 6 Trainer

= 16. Borussia Mönchengladbach, 6 Trainer (inkl. Farke)

18. SC Freiburg, 1 Trainer

(Inkl. Interimstrainer mit min. 5 Spielen und mehrmalige Engagements beim selben Klub, Angaben via Transfermarkt)

Profile picture for user Lars Pollmann
Lars Pollmann  
07.06.2022