2. Bundesliga

Roundup: Wilder Ritt auf dem Betze, St. Pauli ausgebremst

Kaiserslautern erlebte einen weiteren denkwürdigen Tag. Foto: Getty Images
Kaiserslautern erlebte einen weiteren denkwürdigen Tag. Foto: Getty Images

In den Sonntagsspielen der 2. Bundesliga hat der 1.FC Kaiserslautern gegen den SV Darmstadt ein 0:2 gedreht, aber nicht gewonnen (3:3). Gleichzeitig gelang dem FC St. Pauli gegen den SV Sandhausen nur ein Remis (1:1), während der 1.FC Magdeburg gegen die SpVgg Greuther Fürth gewann (2:1).

Auf dem Betzenberg stieg am 8. Spieltag ein vor der Saison kaum erwartetes tabellarisches Topspiel zwischen dem FCK und den Lilien. Die Ausgangslage versprach allerdings mehr, als das Spiel in der ersten Hälfte über weite Strecken halten konnte. Mit Ausnahme zweier früher Abschlüsse von Marlon Ritter (3., 8.) verlief die Anfangsphase recht ereignislos, die Mannschaften neutralisierten sich weitgehend zwischen den Strafräumen. Gegen Mitte der ersten Halbzeit hatte plötzlich Philipp Hercher nach Vorlage von Philipp Klement einen Hochkaräter auf dem Fuß, scheiterte aber mit schwachem Abschluss an Marcel Schuhen im Tor der Gäste (24.).

Von Darmstadt kam vor der Pause eher wenig nach vorn, in der Nachspielzeit bot sich dennoch die Chance zur Führung: Jean Zimmer wollte nach einem Schlag der Gäste mit der Brust auf Torhüter Andreas Luthe zurückgeben, der Ball geriet aber zu kurz. Luthe brachte Fabian Holland zu Fall, um ein fast sicheres Gegentor zu verhindern. Den logischen Strafstoß versenkte Tobias Kempe fast schon aufreizend lässig in der Tormitte zur 1:0-Halbzeitführung (45.+2). Gemessen am Spielverlauf war die eher schmeichelhaft für den SVD, wobei es Spitzenmannschaften bekanntlich auszeichnet, Geschenke der Gegner anzunehmen. Der FCK wiederum brachte sich mit einem individuellen Lapsus um die Früchte einer ansonsten soliden Leistung. 

Nach dem späten Tor in Halbzeit eins legte Darmstadt in den zweiten 45 Minuten ein frühes 2:0 nach. Diesmal musste sich Lautern immerhin keinen groben Fehler vorwerfen lassen: Braydon Manu setzte Phillip Tietz ein, der aus über 20 Metern punktgenau neben den Pfosten zielte und so einen sehenswerten Treffer markierte (49.). Damit saßen die beiden ersten Schüsse, die auch tatsächlich auf den Kasten der Hausherren kamen. Die mühten sich nach dem 0:2 um eine Antwort, wobei es allerdings weiter schwerfiel, in ganz gefährliche Abschlusssituationen zu kommen. Ein Chip von Klement auf das Tordach war in dieser Phase schon das gefährlichste, das die Hausherren zustande brachten (60.). Sieben Minuten später brachte Terrence Boyd den Gastgeber scheinbar wieder ins Spiel, seine Direktabnahme fand aber keine Anerkennung, weil zuvor eine Abseitsposition vorgelegen hatte (67.). Kurz darauf konnte Boyd einen Kopfball freistehend nicht genug platzieren (70.).

Die Szenen zeigten jedoch, dass sich der FCK nicht aufgegeben hatte, und das zahlte sich aus: Boris Tomiak flankte aus dem Halbfeld, Kenny Prince Redondo köpfte punktgenau ins Netz (74.). Es kam noch besser, weil die Pfälzer direkt dranblieben. Diesmal legte Matthias Bader Hendrik Zuck im Strafraum, den zweiten Elfer des Tages legte sich Mike Wunderlich auf den Punkt. Der Routinier schickte Schuhen in die falsche Ecke und besorgte so den Ausgleichstreffer (77.). Nach diesen wilden Minuten schien in der Schlussphase alles möglich, auch Darmstadt machte wieder mehr nach vorn. So konnte Lautern kontern und nutzte den Freiraum zur ersten Führung des Nachmittags: Ritter brach über rechts durch, gab vors Tor, wo Redondo per Flugkopfball das 3:2 erzielte und den Betzenberg endgültig zum Tollhaus machte (87.).

Doch es sollte nicht die letzte Pointe sein, weil Einwechselspieler Aaron Seydel einen langen Schlag mit der Brust annahm, sich um die eigene Achse drehte und mit dem zweiten Kontakt sehenswert auf 3:3 stellte (90.+1). Dies war auch der Endstand in einer letztlich doch mitreißenden Partie. Der 1.FC Kaiserslautern ist jetzt Tabellensiebter, Darmstadt liegt auf Rang vier.

St. Pauli kalt erwischt

Im Duell der beiden am längsten dem Unterhaus zugehörigen Vereine machte der FC St. Pauli gegen den auswärts bis dato punktlosen SV Sandhausen früh Anstalten, seiner Favoritenrolle gerecht zu werden. In der Anfangsviertelstunde hätten Johanes Eggestein und vor allem Lukas Daschner die Kiezkicker wohl schon in Führung bringen müssen, Patrick Drewes im Kasten der Sandhäuser war aber jeweils zur Stelle (10., 15.). In der Folge fanden auch die Gäste besser in die Partie und hatten in Person von Alexander Esswein ihrerseits eine gute Gelegenheit, bei der der langjährige Bundesliga-Profi aus spitzem Winkel an Robert Vasilj scheiterte (34.). St. Pauli drehte in den letzten Minuten der Halbzeit nochmal auf und belohnte sich nun auch. Das Muster dabei denkbar simpel: Leart Paqarada flankte aus dem Halbfeld, Jackson Irvine stieß aus dem Mittelfeld nach vorn und nutzte seine beeindruckende Kopfballstärke zum bereits dritten Saisontor aus der Luft (38.).

Der SVS hätte durch eine um ein Haar verunglückte Rettungsaktion von Aleksandr Zhirov fast selbst das 0:2 nachgelegt (40.), kam vor dem Halbzeitpfiff offensiv selbst nicht mehr in Erscheinung. So nahmen die Hamburger eine verdiente Führung mit in die Kabinen. Auch nach dem Seitenwechsel blieben die Boys in Brown die spielbestimmende Mannschaft, das 2:0 lag durchaus in der Luft. Die erste nennenswerte Gelegenheit dazu vereitelte Drewes gegen Paqarada (59.), später verzog Eggestein einen Schlenzer (63.). Auch Manolis Saliakas wollte das Tor nicht gelingen, sein Abschluss klatschte vom Pfosten ins Feld, den Nachschuss von Etienne Amenyido blockte Zhirov vor der Linie (65.). Als dann Dario Dumic nach Freistoß traf, ging die Abseitsfahne hoch (69.).

Wie es so oft passiert, musste St. Pauli die eigene Schludrigkeit vor dem gegnerischen Tor lamentieren, denn Sandhausen schlug aus dem Nichts zu: Nach einer zu weit geratenen Freistoßflanke brachte Zhirov die Kugel erneut in die Mitte, wo Irvine den Ball mit dem Schopf nur verlängern konnte. David Kinsombi bedankte sich artig und besorgte mit dem Treffer zum 1:1 die kalte Dusche für die Hamburger (71.). Eine schnelle Antwort hatte St. Pauli nicht parat, stattdessen gelang Christian Kinsombi beinahe ebenfalls ein Tor. Der Bruder von David profitierte dabei um ein Haar von einer Unaufmerksamkeit von Vasilj, der einen eher harmlosen Abschluss durch die Finger gleiten ließ, dann aber Pfostenglück hatte (81.).

In der absoluten Schlussphase drückten die Hamburger nochmal auf den wohl siegbringenden Treffer, Luca Zander hätte ihn beinahe besorgt. Doch der Joker zielte knapp übers Tor und stand wohl ohnehin im Abseits (89.). Auch in letzter Sekunde der Nachspielzeit konnte Zander einen Kopfball nicht richtig setzen (90.+6). So musste der FC St. Pauli mit einem Punkt leben, was dem SV Sandhausen wohl deutlich besser gelingen dürfte.

Magdeburg macht es spät

In Sachsen-Anhalt stieg derweil ein Duell im Tabellenkeller zwischen dem Aufsteiger 1.FC Magdeburg und dem Absteiger SpVgg Greuther Fürth. Das mangelnde Selbstvertrauen war beiden Mannschaften über weite Strecken der ersten Hälfte durchaus anzumerken, wobei die Hausherren durchaus den etwas gefährlicheren Eindruck hinterließen. Zwingend angedeutet hatte sich ein Führungstreffer jedoch nicht, ehe er fiel. Wie so oft musste ein Standard helfen: Nach eine Ecke klärte das Kleeblatt unzureichend, aus dem Hintergrund feuerte Moritz Kwarteng einfach mal ab. Andreas Linde ließ nach vorne klatschen, wo Cristiano Piccini sein Debüt für den FCM mit einem Abstauber-Tor beging (37.). Während sich das 1:0 nicht eben angedeutet hatte, kam das 1:1 aus absolut heiterem Himmel, und auch nach ruhendem Ball. Marco John flankte eine Ecke von links, Damian Michalski hatte im Zentrum zu viel Platz und konnte so per Kopf perfekt platzieren (39.).

Nach einer ereignisarmen ersten Hälfte sahen die Zuschauer so immerhin zwei Tore, das Remis schmeichelte eher Fürth, das nach vorn kaum stattgefunden hatte. Im zweiten Durchgang glich das Geschehen eher wieder den ersten 36 Minuten der Partie, in den Strafräumen landeten zunächst die wenigsten Angriffsversuche beider Mannschaften. Insgesamt hinterließ Magdeburg aber weiter den gefälligeren Eindruck. Der gerade eingewechselte Tatsuya Ito beschwor dann mal Gefahr herauf, Linde parierte erneut nach vorn, hatte diesmal aber Glück, dass niemand abstauben konnte (65.). Der Japaner Ito brachte viel Belebung, in der nächsten Szene legte er nach feiner Einzelleistung auf Amara Conde zurück, dessen Abschluss die Latte zum Zittern brachte (73.). 

Fürth schien jegliche Idee zu fehlen, wie aus dem Spiel heraus ein Tor zu erzielen wäre, die Franken enttäuschten spielerisch völlig. Magdeburg hingegen nutzte die Spielfreude von Ito, der mit dem nächsten Dribbling zwei Verteidiger nassmachte und Kwarteng einsetzte. Der zirkelte von außerhalb des Strafraums sehenswert zur späten Führung (86.). 

Dabei blieb es, der 1.FC Magdeburg sicherte sich letztlich verdiente drei Zähler. Die SpVgg Greuther Fürth bleibt als einziger Zweitligist sieglos und ist jetzt Tabellenschlusslicht.

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Lars Pollmann  
11.09.2022