2. Bundesliga

Roundup: Werder erobert die Spitze, Aue verliert dramatisch

Werder konnte sich wieder auf seine Torjäger verlassen. Foto: Getty Images
Werder konnte sich wieder auf seine Torjäger verlassen. Foto: Getty Images

In den Freitagsspielen der 2. Bundesliga hat Werder Bremen den Sprung an die Tabellenspitze mit einem Auswärtssieg bei Hansa Rostock geschafft. Gleichzeitig verlor Erzgebirge Aue daheim gegen Holstein Kiel unter dramatischen Umständen.

In Rostock ging es für die Gäste aus Bremen um den bereits siebten Sieg in Folge, der zugleich die Tabellenführung mindestens bis Samstagabend bedeuten würde. Allerdings hatte sich Hansa zuletzt auch stabil präsentiert. Nicht ganz unerwartet also, dass sich die Gäste zunächst schwer taten. Zwar übernahm Werder schnell die Spielkontrolle, zu konkreten Torgelegenheiten kam die Elf von Ole Werner dadurch aber noch nicht. Weil die Hansa-Kogge selbst volle Konzentration auf die Arbeit gegen den Ball legte, entwickelte sich ein Spiel von überschaubarer Ansehnlichkeit. Erst acht Minuten vor dem Pausenpfiff entstand mal echte Torgefahr. Romano Schmid setzte nach Doppelpass mit Niclas Füllkrug Mitchell Weiser ein, dessen Abschluss aber letztlich zu unplatziert geriet, um Markus Kolke im Tor der Gastgeber in arge Bedrängnis zu bringen. Es blieb der einzige von elf Torschüssen innerhalb der ersten 45 Minuten, der wirklich erwähnenswert war.

Der Halbzeitstand von 0:0 war entsprechend leistungsgerecht und folgerichtig. Im zweiten Durchgang konnte die Begegnung nur zulegen, was Aufreger und Höhepunkte anbelangte. Tatsächlich wurde das Spiel nun lebhafter, auch weil Rostock endlich offensive Ambitionen anmeldete. Dabei zwang Nils Fröling Jiri Pavlenka im kurzen Eck des Bremer Kastens zum ersten Leistungsnachweis des Abends (52.). Nur kurz darauf machte die individuelle Klasse von Marvin Ducksch den Unterschied. Schmid spielte den Stürmer frei, der aus halblinker Position mit dem ersten Kontakt traumhaft in die lange Ecke schlenzte (54.). Ducksch hatte damit im siebten Spiel nacheinander getroffen. Hansa-Coach Jens Härtel reagierte mit offensiven Wechseln, die Hausherren mussten aber auch schlichtweg mehr Offensivgeist zeigen. Die Joker Svante Ingelsson und Robin Meißner kombinierten auch gleich eine gute Szene hervor, der aussichtsreiche Abschluss der HSV-Leihgabe zerschellte aber an einem Abwehrbein (62.). Vor ganz große Probleme stellte Rostock die Werder-Defensive auch in Rückstand nicht, stattdessen hatte der Bundesliga-Absteiger die Partie gut im Griff und wartete auf eine Öffnung, um das wohl entscheidende zweite Tor nachzulegen.

Plötzlich bot sich Ryan Malone aber die Chance auf den Ausgleich, seinen starken Dropkick fischte Pavlenka mit einer Top-Parade aus dem Kreuzeck (72.). Nur zwei Minuten später schlug auch der zweite Torjäger der Grün-Weißen eiskalt zu. Ein Angriff von Hansa geriet zum Bumerang, Ducksch schickte Füllkrug steil, der Angreifer schloss zielsicher knapp vor der Strafraumkante flach unten links ab (74.). Die Hansa-Innenverteidiger hatten ihm zuvor freundlichen Geleitschutz gegeben. Marvin Ducksch hatte zehn Minuten vor Schluss das dritte Tor auf dem Fuß, traf mit einem Heber aber nur auf das Tordach. Es sollte sich rächen, weil Hansa einen Abwehrfehler von Werder ausnutzte: Lars-Lucas Mai verschätzte einen weiten Ball in den Strafraum, ließ so Meißner frei zum Schuss kommen. Der Einwechselspieler verkürzte in der Schlussphase nochmal auf 1:2 (84.). Nun wurde es hektisch, weil Hansa alles nach vorn schmiss und bei Werder so mancher Profi das Nervenflattern bekam. Allerdings kam die Hansa-Kogge nicht mehr zu einer konkreten Ausgleichschance.

Werder Bremen erobert durch den siebten Sieg in sieben Spielen unter Ole Werner vorläufig die Tabellenspitze. Hansa Rostock rutscht für den Moment auf Rang 13 ab.

Aues Aufholjagd wird nicht belohnt

Nach sieben Spielen ohne Sieg und angesichts von schon fünf Punkten Rückstand auf den Relegationsplatz maßen sie bei Erzgebirge Aue dem Heimspiel gegen Holstein Kiel einen gewissen Final-Charakter für den Abstiegskampf zu. Das Engagement war den Erzgebirgern zu Spielbeginn auch keineswegs abzusprechen. Dimitrij Nazarov (9. und 17.) sowie vor allem Prince Owusu (18.) hätten durchaus die Führung für die Veilchen erzielen können. Gerade das Scheitern von Owusu frei vor Thomas Dähne schmerzte. Denn, wie es so oft kommt im Fußball, Kiel nutzte quasi den Gegenstoß für das zu diesem Zeitpunkt eher schmeichelhafte 1:0. Dabei dribbelte Fabian Reese von links ins Zentrum und feuerte einen eigentlich harmlosen Flachschuss ab. In den spritzte aber geistesgegenwärtig Fin Bartels hinein und bugsierte das Leder so in Abstauber-Manier ins Netz (19.). Owusu hätte seine Fehlleistung beinahe wiedergutmachen können, scheiterte mit einem Versuch aus der Distanz aber knapp (27.).

Als sich Aue endgültig vom Rückstand erholt zu haben schien, gab es den nächsten Nackenschlag: Sören Gonther spitzelte den Ball ins eigene Netz, als er eine Flanke von rechts klären wollte (38.). Dabei stand sein Torhüter Martin Männel schon bereit, um den harmlosen Ball aufzusammeln. Wären die beiden in ihrer Entstehung unglücklichen Gegentreffer nicht schon schlimm genug gewesen, erwies Soufiane Messeguem dem Heimteam noch vor der Pause den sprichwörtlichen Bärendienst. Um Phil Neumann an einem schnellen Gegenstoß zu hindern, sprang der 21-Jährige ihm von hinten in die Beine. Weil er seinen Gegenspieler dabei sehr hoch an der Wade traf, war die Rote Karte durch Schiedsrichter Florian Heft nur logisch (42.). Von nun spielte Aue also mit zehn Mann und zwei Toren Rückstand. Dabei verhinderte Männel mit einer Flugeinlage gegen einen Schlenzer von Benedikt Pichler in der Nachspielzeit sogar noch den wohl endgültigen K.o..

Stattdessen nahm Kiel eine Zwei-Tore-Führung in die Kabinen mit, für das die Störche gar nicht so viel hatten unternehmen müssen. Vielmehr schnitt sich Aue wiederholt ins eigene Fleisch. An ein Comeback der Hausherren glaubte so wohl kaum ein Fan im Erzgebirge. Beinahe hätte Reese auch die letzten Optimisten verstummen lassen, sein Flachschuss zischte über den wegen Schneeregens glitschigen Rasen aber knapp neben den Pfosten (49.). Sechs Minuten später lag der Ball im Netz, der Treffer von Pichler fand aber keine Anerkennung, weil Vorlagengeber Alexander Mühling im Abseits gestanden hatte. Aue zeigte in dieser Phase durchaus Bemühen, es fehlte aber an der Qualität, um Kiel in Gefahr zu bringen. So schien die Frage zu lauten, ob und wann die Gäste von der Förde das dritte Tor nachlegen würden. Allzu sehr darauf zu drängen schien Kiel nicht, gelegentlich boten sich dennoch Gelegenheiten. Unter anderem verpasste Steven Skrzybski eine Vorlage des ebenfalls eingewechselten Kwasi Wriedt nur knapp (69.).

So blieb eine Wende bis in die Schlussphase im Bereich des Möglichen, und Aue bot sich tatsächlich nochmal eine Chance, ins Spiel zurückzukehren: Eine Flanke von rechts verlängerte Clemens Fandrich mit dem Kopf, Joker Nikola Trujic traf die Kugel gar nicht richtig, schickte sie so aber als Aufsetzer ins Tor (79.). Plötzlich glaubte ganz Aue wieder an die Veilchen, die sich für ihren Aufwand in Unterzahl belohnen wollten. Teammanager Marc Hensel setzte dabei auf die Joker-Karte Jan Hochscheidt, der mit einer Einzelaktion tatsächlich den Ausgleich bestellte. Nach einem Freistoß aus dem Halbfeld dribbelte der Routinier mehrere Gegenspieler aus und jagte einen Flachschuss mit links ins lange Eck (84.). Doch die Freude hielt nur fünf Minuten, weil Aue Mühling bei einem langen Ball außer Acht ließ. Der Mittelfeldmann gab das Spielgerät vors Tor, wo Wriedt aus kürzester Distanz die Störche wieder in Führung brachte (90.). Es blieb die letzte Pointe in einem Spiel, das die Veilchen stolz machen kann, ihnen im Abstiegskampf aber einen Nackenschlag versetzt.

Erzgebirge Aue muss als Tabellen-17. hoffen, dass die Konkurrenz nicht noch weiter enteilt. Holstein Kiel bleibt zehnter und orientiert sich eher in Richtung der oberen Tabellenhälfte.

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Lars Pollmann  
11.02.2022