2. Bundesliga

Roundup: St. Pauli patzt, Lilien nur Remis, Thioune siegt weiter

Hannover jubelte auf St. Pauli. Foto: Getty Images
Hannover jubelte auf St. Pauli. Foto: Getty Images

In den Sonntagsspielen der 2. Bundesliga hat der FC St. Pauli gegen Hannover 96 eine deftige Pleite kassiert. Gleichzeitig holte der SV Darmstadt gegen Hansa Rostock nur einen Punkt, während Fortuna Düsseldorf gegen Erzgebirge Aue Big Points einfuhr.

In Hamburg ging es für den FC St. Pauli im Fernduell mit den Schwergewichten der Liga darum, sich gegen Hannover 96 keine Blöße zu geben. Die Gastgeber erwischten den besseren Start in die Partie und ergriffen das Heft des Handelns, die Niedersachsen hielten in den Zweikämpfen stark dagegen. Ganz große Torchancen ergaben sich zunächst nicht, eine abgefälschte Hereingabe von Daniel-Kofi Kyereh kam einem Treffer am nächsten (25.). Den Gästen gehörte die Schlussphase der ersten Hälfte, Sebastian Kerk verschenkte dabei zunächst noch die Führung mit einem schwachen Kopfball aus aussichtsreicher Position (38.). Kurz darauf gelang sie dennoch, weil St. Pauli nach einer Ecke unsortiert war. Im zweiten Anlauf brach Cedric Teuchert Richtung der Grundlinie durch und gab vors Tor, wo Dominik Kaiser aus kurzer Distanz nur noch die Kugel über die Linie bugsieren musste, obwohl die Gastgeber im eigenen Fünfmeterraum in klarer Überzahl waren (40).

Kyereh, der auffälligste Paulianer auf dem Feld, hatte um ein Haar die schnelle Antwort parat, sein Schuss aus circa 18 Metern zischte aber am Pfosten vorbei (43.). Wieder nur eine Minute später hätte Teuchert das 2:0 nachlegen können, wenn nicht müssen. Nach einem Ausrutscher von Adam Dzwigala war der Angreifer alleine durch, scheiterte aber beim Versuch, Nikola Vasilj zu bezwingen an dessen starker Fußabwehr (44.). Insofern konnte St. Pauli von Glück sagen, dass es in der zweiten Halbzeit nur einen knappen Rückstand aufholen musste. Dies galt auch nach den ersten Eindrücken des zweiten Durchgangs, in dem 96 weiter drückte. Vasilj rettete erst bei einem Distanzschuss von Kerk (48)., verschätzte sich nach der folgenden Ecke und hatte Glück, dass die Kugel vom Knie Julian Börners neben den Kasten sprang (49.). Auch die Kiezkicker hatten einen frühen Hochkaräter, Ron-Robert Zieler fischte einen Kopfball von Guido Burgstaller mit einer Glanztat von der Linie (52.).

Insgesamt machte Hannover weiter den besseren Eindruck und nutzte einen Konter zum 2:0. Dabei machte Vasilj bei einem Flachschuss von Maximilian Beier keinen glücklichen Eindruck, Kerk konnte mit einem sehenswerten Heber abstauben (58.). Zur Ehrenrettung des Torhüters sei erwähnt, dass der Boden von stetem Regenfall durchnässt war und der Aufsetzer von Beier so gefährlicher war, als es den Anschein gemacht haben mag. St. Pauli investierte nach dem zweiten Rückschlag noch mehr nach vorn, zudem wechselte Trainer Timo Schultz offensiv. Irgendwie wollte den Hamburgern aber nicht viel gelingen, während Hannover in der zweiten Hälfte eiskalt war und schon wieder von einem Fehler der Hausherren profitierte: Diesmal servierte Jakov Medic die Kugel auf dem Silbertablett für Sebastian Stolze, der aus wenigen Metern mit links zum 3:0 abschloss (72.).

Die Entscheidung schien damit gefallen, jedoch gab sich St. Pauli noch nicht vollends auf. Allerdings ließ Burgstaller die Chance auf den ersten Schritt des Comebacks aus, indem er per Strafstoß an Zieler scheiterte (79.). Weil der Weltmeister aber zu früh von seiner Linie ging, wurde der Versuch mit einiger Verzögerung wiederholt. Diesmal scheiterte Kyereh an der Unterkante der Latte, von wo der Ball auf die Linie zurücksprang (82.). Von einem gebrauchten Tag zu sprechen, würde dem Sonntag aus Sicht von St. Pauli keineswegs gerecht.

Durch die erste Heimniederlage der Zweitliga-Saison rutscht der FC St. Pauli in der Tabelle auf Rang vier, während Hannover 96 auf Platz zwölf springt.

Darmstadt büßt die Spitze ein

Neben St. Pauli ging es auch für den SV Darmstadt im engen Aufstiegskampf um prinzipiell eingeplante Punkte gegen Hansa Rostock. Eine erste Großchance hätte beinahe die kalte Lilien-Dusche bedeutet, Robin Meißner ließ aber die Präzision vermissen (4.). In der Folge erspielte sich Darmstadt mehr Kontrolle, auch wenn die Gäste stets im Spiel blieben. Ein eklatanter Lapsus von Ryan Malone brachte die Führung für den SVD auf den Weg: Der US-Amerikaner vertändelte den Ball arglos, Tobias Kempe bedankte sich mit der Eroberung des Spielgeräts, das er anschließend gekonnt durch die Beine von Torwart Markus Kolke im Netz unterbringen konnte (24.). Um eine Antwort blieb Hansa bis zum Halbzeitpfiff verlegen, wobei Darmstadt auch nicht in höchster Konsequenz auf das zweite Tor spielte. Stattdessen kontrollierte der Favorit die Partie mit Ballbesitz und Sicherheit im Passspiel.

Nach dem Seitenwechsel änderte sich an diesen Eindrücken zunächst wenig, wobei die Lilien wieder mehr Abschlüsse bewerkstelligten. Vor allem Kempe machte ein starkes Spiel und feuerte immer wieder ab, sein nur knapp zu hoch angesetzter Distanzschuss hätte durchaus Potenzial zum Tor des Monats gehabt (55.). Ein offensiver Dreierwechsel von Jens Härtel brachte Rostock plötzlich zurück ins Spiel, unter anderem ließ der Hansa-Coach Danylo Sikan von der Leine. Zwei Minuten nach dem Tausch kam der Ukrainer infolge einer Ecke völlig frei zum Abschluss und versenkte mit einer Direktabnahme zum Ausgleich, der sich keineswegs angekündigt hatte (65.).

Darmstadt schien vom plötzlichen Zwischenstand durchaus beeindruckt und musste sich einige Minuten sammeln, mit Eintritt in die Schlussphase bauten die Hausherren aber wieder mehr Druck nach vorn auf. Die ganz konkreten Gelegenheiten ergaben sich für die Lilien aber nicht. Ein Kopfball von Philip Tietz forderte nochmal eine Abwehraktion von Kolke ein (88.), in ärgste Bedrängnis brachten die Gastgeber den Aufsteiger anschließend auch in der dreiminütigen Nachspielzeit nicht mehr. Patrick Pfeiffer traf nach einer Freistoßflanke noch das Außennetz, der Torschrei lag dabei nicht eben auf den Lippen.

Durch die Punkteteilung verliert der SV Darmstadt die Tabellenführung, ist nun auf dem Relegationsplatz drei platziert. Hansa Rostock liegt dank des besseren Torverhältnisses knapp vor dem Relegationsplatz 16.

Fortuna siegt im Kellerduell

Im Kellerduell mit Erzgebirge Aue wollte sich Fortuna Düsseldorf weiter von einem direkten Abstiegsplatz absetzen und den Sieg über den FC Schalke 04 beim Debüt von Daniel Thioune in der Vorwoche weiter veredeln. Die Rheinländer legten dabei los wie die sprichwörtliche Feuerwehr, nach wenigen Minuten waren die Chancenzettel bereits voll. Rouwen Hennings nutzte den ersten Hochkaräter mit einem sehenswerten Kopfball nach toller Flanke von Khaled Narey zum 1:0 (5.). Anschließend hätten erst Narey (7.), dann Daniel Ginczek (8.) schnell das zweite Tor nachlegen können. Aue überstand diese Drangperiode mit einigem Glück, fand aber selbst kaum einen Zugang in die Partie. Die Fortuna nahm nach einer kurzen Ruhephase wieder mehr Anläufe, immer öfter zeichnete sich Martin Männel als bester Auer auf dem Feld aus. Er parierte einen Kopfball von Christoph Klarer (30.) ebenso glänzend wie einen Versuch von Marcel Sobottka (41.).

Das Ergebnis war nach den ersten 45 Minuten das mit Abstand beste an der Partie aus Sicht der Veilchen, während sich Düsseldorf den Vorwurf gefallen lassen musste, die drückende Überlegenheit nur unzureichend in Zählbares umgemünzt zu haben. Die goldene Chance, das Ergebnis dem Spielverlauf anzugleichen, bot sich in der zweiten Hälfte schnell vom Strafstoßpunkt, Jan Hochscheidt hatte Sobottka ungelenk zu Fall gebracht. Ginczek versenkte kompromisslos mit einem nicht einmal sonderlich platzierten Schuss nach halbrechts (51.). Gemessen an den bisherigen Eindrücken war Aue auch eine Woche nach der starken Willensleistung in Unterzahl gegen Holstein Kiel kein Comeback zuzutrauen, stattdessen schien die Frage nach der Höhe des Heimsiegs gestattet.

Die erste Gelegenheit zum 3:0 bot sich Jakub Piotrowski, dessen Versuch knapp neben dem Pfosten vorbeiging (63.). In der Folge ließ Fortuna die Zügel etwas schleifen, und Aue war plötzlich doch wieder mittendrin. Prince-Osei Owusu drehte sich um Nicolas Gavory und erzielte den völlig überraschenden Anschlusstreffer, der zugleich das erste Tor des Jokers in der 2. Bundesliga überhaupt bedeutete (77.). Klarer hätte per Kopf beinahe sofort geantwortet, verpasste aber die Wiederherstellung des Zwei-Tore-Abstands (79.). So blieb Aue im Rennen und kam tatsächlich zur Chance auf den Ausgleich. Dabei rettete Florian Kastenmeier für plötzlich zitternde Fortunen gegen Antonio Jonjic (85.). Ein Durchbruch von Narey über rechts sorgte doch noch für Beruhigung: Nach starkem Solo gab der beste Fortune auf dem Feld vors Tor, wo Hennings mit der Hacke sehenswert zum 3:1 traf (90.).

Fortuna Düsseldorf klettert durch den zweiten Sieg unter Thioune auf Tabellenplatz 13, Erzgebirge Aue übernimmt die Rote Laterne vom FC Ingolstadt.

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Lars Pollmann  
20.02.2022