2. Bundesliga

Roundup: Kein Sieger im Frankenderby, Paderborn schlägt SVWW

In Nürnberg stieg das brisante Frankenderby. Foto: Getty Images
In Nürnberg stieg das brisante Frankenderby. Foto: Getty Images

Der Auftakt in den 6. Spieltag der 2. Bundesliga am Freitagabend stand ganz im Zeichen des 271. Frankenderbys. Dabei holte der 1.FC Nürnberg gegen die SpVgg Greuther Fürth ein Unentschieden (1:1). Im Parallelspiel gelang dem SC Paderborn gegen den SV Wehen Wiesbaden ein Heimsieg (2:1). 

1.FC Nürnberg vs. SpVgg Greuther Fürth

In Nürnberg erwischten die Gäste nach ihrer kurzen Anreise den besseren Start und konnten das Heimpublikum schnell verstummen lassen. Nach einer Ecke von Julian Green übersprang Damian Michalski aus vollem Lauf seine Bewacher und köpfte aus etwa elf Metern zum 0:1 ein (7.). Der Club zeigte sich vom Rückstand durchaus beeindruckt und fand keineswegs zu einer raschen Antwort. Geradezu bezeichnend, dass die erste nennenswerte Torannäherung einem Fernschuss von Ali Loune entsprang (20.). Fürth machte das bessere Spiel, brannte offensiv aber auch kein Feuerwerk ab. Das vermeintliche zweite Tor der Gäste durch Simon Asta nach Vorlage von Rückkehrer Niko Gießelmann fand wegen einer Abseitsstellung zurecht keine Anerkennung (23.).

Erst gegen Ende der Halbzeit konnte Nürnberg die Partie auf Augenhöhe gestalten, dank eines recht schmeichelhaften Strafstoßes gelang sogar der Ausgleich: Orestis Kiomourtzoglou sah sich bei einer Ecke gleich zwei Gegenspielern ausgesetzt, Florian Hübner zog er dabei fernab des Balls am Oberkörper zu Boden. Ob hier wirklich eine Szene vorlag, in der sich der Video-Assistent melden musste, um eine klare Fehlentscheidung zu korrigieren, sei dahingestellt. Club-Teenager Can Uzun jedenfalls bewies einmal mehr Nerven aus Stahl und versenkte problemlos zum 1:1 (45.+1).  Kurz vor dem Pausenpfiff hätte der FCN das Spiel fast sogar völlig auf den Kopf gestellt, Benjamin Goller scheiterte aber mit einem Flachschuss an Andreas Linde im Fürther Kasten (45.+4).

Stimmung besser als Spiel

Nach dem Seitenwechsel nahm das Derby an Schärfe in den Zweikämpfen zu. Fürth wurde vor allem bei Standardsituationen gefährlich, unter anderem traf Kiomourtzoglou das Außennetz (47.). Das Kleeblatt erspielte sich nach und nach wieder ein optisches Übergewicht, wobei Nürnberg zumindest andeutungsweise ebenfalls Offensivdrang versprühte. Highlights hatte die Begegnung dabei kaum, sie lebte in dieser Phase eindeutig von der Spannung des Ergebnisses und der Atmosphäre auf den Rängen. In Richtung der Schlussphase intensivierte der Club die eigenen Bemühungen und erspielte sich so etwas wie eine Drangphase, in die auch die erste klare Chance des zweiten Durchgangs fiel: Nach Ecke von Mats Möller Daehli kam Hübner zum Kopfball, setzte ihn nur knapp links vorbei (76.).

Anschließend bewegte sich die Partie im Bereich der sogenannten Lucky Punches. Einen solchen hatte eigentlich Kanji Okunuki auf dem Schädel, sein Kopfball aus kurzer Distanz geriet aber viel zu harmlos (89.). Bereits in der Nachspielzeit setzte Uzun einen Fernschuss knapp über den Kasten (90.+2). Dies sollte der letzte konkrete Abschluss der Partie sein, die somit in einem letztlich durchaus leistungsgerechten Unentschieden endete.

Der 1.FC Nürnberg verbessert sich in der Tabelle damit vorläufig auf Rang neun, die SpVgg Greuther Fürth könnte am Wochenende von Platz 13 in den Keller rutschen.

SC Paderborn vs. SV Wehen Wiesbaden

In Ostwestfalen wollte der SC Paderborn seinen Fehlstart in die neue Saison korrigieren, hatte es aber mit dem überraschend starken Aufsteiger SV Wehen Wiesbaden zu tun. Der Gastgeber übernahm dabei früh die Spielkontrolle und näherte sich dem Tor schrittweise an. Wirkliche Gefahr kam erstmals auf, als ein Schuss von Niclas Nadj gerade noch von einem Abwehrbein geblockt wurde (21.). Die Gäste hatten bis dato offensiv kaum stattgefunden, schlugen dann aber eiskalt zu. Ein einfacher Ball hinter die Kette hebelte Paderborn aus, Thijmen Goppel flankte von links flach ins Zentrum. Dort war Kianz Froese seinem Gegenspieler einen Schritt enteilt und vollendete mit rechts den simplen, aber effektiven Angriff zum 0:1. Der Treffer fand dabei erst nach Videobeweis Anerkennung, zunächst war fälschlicherweise die Fahne des Assistenten hochgegangen (25.).

Paderborn versuchte sich an einer Antwort, biss sich aber zumeist die Zähne an gut organisierten Hessen aus. Vor dem Halbzeitpfiff ergab sich so nur eine konkrete Gelegenheit auf den Ausgleich für die Heimmannschaft. Dabei verzog Felix Platte nach Vorlage von Raphael Obermair links neben den Kasten (43.). Wehen Wiesbaden deutete in der Phase nach dem Führungstor an, mit Kontern gefährlich werden zu können. Begleitet von Unmutsbekundungen aus Teilen des Paderborner Anhangs ("Wir wollen euch kämpfen sehen") ging es so mit der Pausenführung der Gäste in die Kabinen.

Prtajin-Fehlschuss prompt bestraft

Im zweiten Durchgang schien der SCP in der Tat angestachelt zu spielen und sammelte schnell einige Abschlüsse. Den ersten Hochkaräter gab es aber auf der anderen Seite: Nachdem ein Verteidiger der Hausherren unter einem langen Ball hindurch sprang, war Froese durch. Der Torschütze zeigte Übersicht und setzte Ivan Prtajin ein, der eigentlich Zeit gehabt hätte, die Kugel anzunehmen, sie stattdessen aber deutlich übers Tor jagte. Wie es so oft kommt, folgte die Rache quasi im Gegenzug: Eher zufällig landete ein Angriff auf dem rechten Fuß von Sebastian Claas, der kurz vor der Strafraumkante einfach mal trocken abzog und den verdienten Ausgleich markierte (51.). Paderborn war nun drauf und dran, das Spiel zu den eigenen Gunsten zu drehen. Die Druckphase musste fast zwangsläufig zum Erfolg führen und tat das mit etwas Glück auch.

Claas spielte einen feinen Steckpass auf den allerdings auch sträflich freien Nadj, dessen Abschluss vom Abwehrbein von Marcus Mathisen perfekt über Torhüter Florian Stritzel hinweg ins Netz abgefälscht wurde (61.). Der SVWW fing sich nach dem zweiten Gegentreffer und fand wieder Zugang zum Spiel, verschenkte aber beinahe die Entscheidung zugunsten von Paderborn: Der wenige Augenblicke zuvor eingewechselte Sirlord Conteh ließ die Einladung durch einen schlimmen Fehlpass von Robin Heußer allerdings aus. Stritzel blieb im Duell mit dem durchgebrochenen Stürmer lange stehen und blockte so den nicht allzu präzisen Schuss des Jokers, der das 3:1 hätte bedeuten müssen (71.).

Der pfeilschnelle Einwechselspieler verpasste zehn Minuten später erneut die Entscheidung. Nachdem Adriano Grimaldi die Kugel stark festmachte und Conteh auf die Reise schickte, umkurvte er Stritzel, seinen Lupfer köpfte Florian Carstens mit einer spektakulären Rettungsaktion vor der Linie zur Ecke (81.). So blieben die Gäste im Spiel, Goppel hätte den Chancenwucher beinahe bestraft, fand aber in Jannik Huth seinen Meister (84.). Plötzlich drückte Wehen Wiesbaden nochmal mit aller Macht, der eingewechselte John Iredale geriet bei seinem Abschluss aber in Rücklage (87.), ehe einmal mehr Prtajin sein mangelndes Spielglück zur Schau stellte (89.).

Gemessen an den Chancen hätte die Partie durchaus 3:3 enden können, der 2:1-Heimsieg für den SC Paderborn ging insgesamt aber wohl auch in Ordnung. Die Ostwestfalen verbessern sich auf Tabellenplatz zwölf, der SV Wehen Wiesbaden bleibt auf Rang acht in der oberen Hälfte des Tableaus.

Profile picture for user Lars Pollmann
Lars Pollmann  
15.09.2023