2. Bundesliga

Roundup: HSV zittert sich zum Sieg, St. Pauli schlägt Hannover

Rostock hatte den HSV zu Gast. Foto: Getty Images
Rostock hatte den HSV zu Gast. Foto: Getty Images

In den Sonntagsspielen der 2. Bundesliga hat der Hamburger SV seine Aufstiegsambitionen bei Hansa Rostock durch einen Auswärtssieg untermauert (0:2). Gleichzeitig setzte der FC St. Pauli seinen Aufwärtstrend gegen Hannover 96 fort (2:0), während im Kellerduell der Karlsruher SC beim 1.FC Magdeburg spät einen Sieg aus der Hand gab (1:1). 

An der Ostsee war die Favoritenrolle an den HSV klar verteilt, den ersten Lacher hatte aber beine Rostock auf der eigenen Seite. Bereits nach wenigen Minuten kam John Verhoek zur ersten Großchance, die er nach feiner Vorlage von Svante Ingelsson allerdings verzog (3.). Der HSV brauchte eine Viertelstunde, um Zugang zum Spiel zu finden, dann hatten Jean-Luc Dompe (15.) und Moritz Heyer (17.) gute Gelegenheiten auf das 0:1. In der Folge verflachte die Partie bis kurz vor der Pause, dann schlug der HSV mit viel Glück zu: Nach eigentlich schon gewonnenem Ball spielten Nico Neidhart und Ex-Hamburger Rick van Drongelen ungewollt Pingpong, Ludovit Reis bedankte sich für die Einladung per Linksschuss zur Führung (40.). Die Gäste legten fast noch nach, Markus Kolke im Tor von Hansa war einem Schuss von Robert Glatzel aufs kurze Eck aber gewachsen (42.).

Gemessen an den Spielanteilen und Abschlüssen ging die Halbzeitführung der Rothosen in Ordnung, in ihrer Entstehung war aber viel Pech für Rostock dabei. Der HSV wollte sich in der zweiten Hälfte nicht aufs Glück verlassen und spielte konsequent aufs zweite Tor. Das hätte in der 52. Minute zwingend fallen müssen, irgendwie schaffte Hansa es aber, gleich drei Chancen zu vereiteln. Van Drongelen unterlief fast ein Eigentor, Ransford Königsdörffer verfehlte knapp, dann lenkte Kolke einen Versuch von Dompe mit Top-Reflex an die Latte, von wo die Kugel knapp vor der Torlinie aufsprang. Auch ein Kopfball von Bakery Jatta fand nicht den Weg ins Tor (65.). Die HSV-Führung fiel also weiter dürftig aus und hätte beinahe keinen Bestand mehr gehabt, als Rostock durch Ingelsson ausglich, der Treffer wegen einer Abseitsstellung aber zurecht keine Anerkennung fand (68.). Gleiches galt für das Tor von Verhoek, der deutlich in der verbotenen Zone stand, weil ein Ballkontakt von Jonas David beim Anspiel auf den Stürmer keine aufhebende Wirkung hatte (70.).

Beide Szenen zeigten, dass für Hansa alles drin war und das Spiel dem HSV zu entgleiten drohte. Daniel Heuer Fernandes musste anschließend einen Schuss von Ingelsson per Top-Parade entschärfen (73.). Dann entwischte der quirlige Jatta Damian Roßbach auf dem Flügel, das taktische Foul brachte dem zuvor verwarnten Rostocker die Gelb-Rote Karte ein (80.). In Überzahl ließ Glatzel die Entscheidung zugunsten des HSV aus, als er per Kopfball aus kurzer Distanz das Tor verfehlte (85.). So boten sich Rostock in der Nachspielzeit noch mehrere Halbchancen auf den späten Ausgleich, bei denen die allerletzte Konsequenz im Abschluss jedoch fehlte. Stattdessen machte der HSV den sprichwörtlichen Deckel drauf, nach langem Ball legte Glatzel auf Laszlo Benes, der den ebenfalls eingewechselten Winterneuzugang Andras Nemeth bediente. Der Ungar musste nur noch zum 2:0 einschieben.

Der Hamburger SV legt als Tabellenzweiter jetzt vier Punkte Distanz zwischen sich und den Relegationsplatz, Hansa Rostock ist nun 13.

St. Pauli springt in die obere Tabellenhälfte

Am Millerntor wollte der FC St. Pauli gegen Hannover 96 einen weiteren Schritt aus dem engen Tabellenkeller der 2. Bundesliga schaffen. Um ein Haar hätte sich das Spiel denkbar schlecht angelassen, schon nach der ersten Offensivaktion der Gäste überprüfte der Videobeweis einen potenziellen Strafstoß für Hannover, den es letztlich aber nicht gab. In einer munteren Partie tauschten die Teams anschließend eine Viertelstunde lang Offensivaktionen aus. Die beste Chance jagte Julian Börner nach einem Freistoß-Getümmel deutlich über den Kasten (17.). Dieser Fehlschuss rächte sich prompt, weil quasi im Gegenzug Ron-Robert Zieler einen Schuss von Oladapo Afolayan unglücklich direkt zu Lukas Daschner abwehrte und der sich nicht zweimal bitten ließ (17.). Nach dem Führungstreffer kontrollierte St. Pauli das Geschehen zunächst ohne große Probleme und legte dann auch noch traumhaft nach. Auf Anspiel von Manolis Saliakas schlenzte Eric Metcalfe mit links unhaltbar, das Tor wurde nach intensivem Videostudium einer denkbar knappen Abseitsentscheidung gegeben (27.). Kurios dabei: Die kalibrierte Abseitslinie legte eher nah, dass Metcalfe knapp in der verbotenen Szene gestanden hat. Hannover kam vor der Pause in Person von Havard Nielsen dem Anschluss nahe (40.), St. Pauli verpasste bereits in der Nachspielzeit durch Marcel Hartel die wohl endgültige Entscheidung (45.+1). 

Die Hamburger verdienten sich die klare Halbzeitführung durch ihre Cleverness, Hannover war auf dem Weg nach vorn nicht zielstrebig genug und offenbarte defensiv zu viele Lücken. In der zweiten Hälfte machte 96 aber deutlich, noch an seine Chance zu glauben. Bright Arrey-Mbi hatte den Anschluss auf dem Kopf, war aber nach einer abgefälschten Hereingabe von der rechten Eckfahne zu überrascht, um den Ball aufs Tor zu lenken (55.). Wenig später schwächte sich Hannover selbst: Der bereits verwarnte Phil Neumann leistete sich ein taktisches Foul an Afolayan und sah durchaus folgerichtig Gelb-Rot (61.). Durch die Überzahl übernahm St. Pauli wieder vollständig die Kontrolle, das 3:0 schien eine Frage der Zeit. Daschner besorgte es auf Flanke von Metcalfe per Kopf, der Vorlagengeber stand jedoch deutlich im Abseits (73.). Anschließend legten es die Gastgeber nicht mehr zwingend auf einen weiteren Treffer an, von Hannover war kein großes Aufbäumen mehr zu erwarten.

Der FC St. Pauli klettert durch den Heimsieg auf Rang neun in die obere Tabellenhälfte, Hannover 96 verliert als siebter wohl endgültig den Anschluss an die Aufstiegsplätze.

Magdeburg macht es denkbar spät

An der Elbe stieg das Kellerduell zwischen Schlusslicht 1.FC Magdeburg und dem Tabellen-17. Karlsruher SC. Die Badener stachen dabei gleich mit der ersten Offensivaktion entscheidend zu: Fabian Schleusener spielte von links in den halbrechten Rückraum, wo Sebastian Jung ohne großen Gegnerdruck zum sehr überlegten Flachschuss ins Netz ansetzen konnte (3.). Magdeburg zeigte sich davon nicht geschockt und nahm wie üblich die Spielkontrolle in die eigene Hand, kam aber allen Bemühungen zum Trotz kaum über Halbchancen hinaus. Den einzigen Hochkaräter musste Torhüter Marius Gersbeck kurz vor der Pause bei einem Distanzversuch von Andreas Müller entschärfen (44.). Vom KSC kam nach dem Führungstreffer kaum etwas nach vorn, die Gäste gefielen sich in ihrer abwartenden Verteidigungshaltung.

Nach dem Seitenwechsel blieb vor allem Magdeburg auf dem Gaspedal, Luc Castaignos hatte die erste nennenswerte Annäherung, die im Außennetz endete (49.). Die Gäste hatten in Person von Marvin Wanitzek eine noch größere Gelegenheit, aus fünf Metern scheiterte er aber an Dominik Reimann (55.). Fünf Minuten später parierte Gersbeck gegen Herbert Bockhorn, im Nachgang zielte Mo El Hankouri knapp neben den Kasten (60.). Insgesamt nahm das Spiel also etwas an Fahrt auf, ohne plötzlich auf höchstem Niveau abzulaufen. Karlsruhe hatte dabei weiter die zwingenderen Momente im Strafraum, jedoch blieb auch eine Doppelchance von Wanitzek und Kyoung-rok Choi ungenutzt (67.). In der Folge nahm die Partie Anlauf zur Schlussphase, vor allem die Gäste konnten damit natürlich gut leben und standen weiter sicher. Von Magdeburg kam selbst in den letzten Augenblicken kaum noch etwas konkret nach vorn, der Auswärtssieg geriet scheinbar nicht mehr ernsthaft in Gefahr. In der letzten Sekunde der Nachspielzeit aber verschätzte sich Gersbeck nach einem Freistoß, Daniel Elfadli konnte die Kugel so doch noch zum Ausgleich ins Tor bugsieren (90.+4).

Der 1.FC Magdeburg bleibt dennoch als Schlusslicht zwei Punkte hinter dem Relegationsplatz, der Karlsruher SC rückt immerhin auf Platz 14 vor.

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Lars Pollmann  
05.02.2023