2. Bundesliga
Roundup: Mit Doppelrot! HSV geht in Baden baden

In den Sonntagsspielen des 24. Spieltags der 2. Bundesliga hat der Hamburger SV den Sprung an die Tabellenspitze verpasst. Beim Karlsruher SC kamen die Rothosen mit einem 2:4 unter die Räder. Gleichzeitig holte Hannover 96 gegen Hansa Rostock nur ein Remis (1:1), während Jahn Regensburg bei Holstein Kiel überraschen konnte (1:2).
Im Wildpark reichte dem HSV nach den Patzern der Konkurrenz am Samstag ein Remis für die Tabellenführung. Eine völlig indisponierte erste Hälfte machte diese Hoffnung jedoch schnell zunichte. Der KSC, der zuvor mit vier Siegen am Stück ordentlich Selbstvertrauen getankt hatte, nutzte dabei schon die erste echte Torchance zur Weichenstellung: Nach langem Schlag von Jerome Gondorf verlängerte Ex-HSV-Profi Mikkel Kaufmann per Kopf in den Lauf von Paul Nebel, der Jonas David enteilte und mit einem satten Schuss ins Kreuzeck zum 1:0 traf (10.). Auch beim 2:0 machte es der HSV den Gastgebern zu leicht. Nebel und Kaufmann setzten sich am rechten Flügel durch, der Däne spielte einen Flachpass ins Zentrum, wo Leon Jensen völlig freistehend einschieben konnte (17.).
Dem 3:0 ging ein individueller Lapsus von Miro Muheim voraus, der Nebel mit einem zu kurzen Rückpass auf Daniel Heuer Fernandes einlud. Dessen Flanke verwertete Fabian Schleusener im Zentrum zwischen zwei Verteidigern, die sich offenbar nicht zuständig fühlten (32.). Mit diesem Stand ging es auch in die Kabinen, und das war, so kurios es klingt, noch die beste Nachricht für den HSV. Denn Karlsruhe hätte noch weitere Treffer nachlegen können. Kaufmann (19.) und Nebel (26.) vergaben freistehend, Jensen traf die Latte (20.).
Die Gäste aus Hamburg dürften sich in der Halbzeit an das 3:3 beim 1.FC Heidenheim erinnert haben, als in den zweiten 45 Minuten ebenfalls drei Tore Rückstand aufzuholen waren. Und tatsächlich kam der HSV mit viel offensiver Wucht wieder aufs Feld, weshalb es nicht lange dauerte, bis es nur noch 1:3 stand: Nach Ecke von Ludovit Reis stocherte Hamburg mit mehreren Beinen, letztlich nagelte Robert Glatzel die Kugel aus kurzer Distanz ins Tor (50.). Damit leckte der HSV Blut, Ransford Königsdörffer hatte den schnellen Doppelschlag gleich zweimal im Visier (52. und 54.). Der KSC konnte nun auf Konter setzen, einen solchen hätte Schleusener um ein Haar zur mutmaßlichen Entscheidung genutzt (55.). Zudem rettete Moritz Heyer nach schlimmem Ballverlust von Muheim vor dem einschussbereiten Schleusener (58.), nach der folgenden Ecke köpfte Marcel Franke knapp neben den Kasten (59.).
In der Folge nahm sich das Spiel eine erste Ruhepause, was natürlich den Badenern besser schmeckte als den Nordlichtern. Dem HSV gelang es nicht mehr, sich in Abschlusssituationen vorzuarbeiten, das Geschehen spielte sich vor allem zwischen den Strafräumen ab. In der Schlussphase machte der Gast es aber doch nochmal so richtig spannend, als Glatzel eine gefühlvolle Flanke von Muheim mit einem wuchtigen Kopfball versenkte (80.). Der HSV machte jetzt natürlich auf, Karlsruhe nutzte das für lange Schläge. Bei einem solchen lief Javi Montero in die Hacken von Schleusener, der während der ersten Hälfte eingewechselte und schon verwarnte Abwehrmann sah folgerichtig Gelb-Rot (87.). Den nächsten Ball hinter die Kette erwischte Schleusener, er umkurvte Heuer Fernandes und schob zum 4:2 und damit zur endgültigen Entscheidung ein (90.). Auf den Bänken ging es im Nachgang heiß her, HSV-Coach Tim Walter sah sogar glatt Rot (90.+2).
Der Hamburger SV verpasste so die Tabellenführung, hat nur noch einen Punkt Vorsprung auf Heidenheim. Der Karlsruher SC ist durch den fünften Sieg in Serie auf Rang acht gesprungen.
Rostock ärgert Hannover
Hannover 96 war gegen Hansa Rostock auf der Suche nach dem ersten Sieg im Kalenderjahr 2023. Die Gäste von der Ostsee indes wollten nach drei Niederlagen ohne eigenes Tor im Abstiegskampf mal wieder Punkte sammeln. Zunächst schien die Misere der Hansa-Kogge weiterzugehen, denn Hannover jubelte früh: Nach feinem Zuspiel von Max Besuschkow verwertete Maximilian Beier sehenswert per Direktabnahme (8.). Der Treffer fand jedoch keine Anerkennung, weil Schiedsrichter Daniel Siebert nach Videostudium ein hohes Bein im Vorfeld von Sebastian Ernst ahndete. Anschließend gelang es Rostock durchaus, den anfänglichen Schwung der Niedersachsen einzudämmen, selbst kam der Gast eher selten in die Gefahrenzone. So deutete alles auf eine torlose erste Hälfte hin, als Dennis Dressel per Traumtor den Wachmacher landete: Nach langem Einwurf von Ryan Malone klärte Phil Neumann an die Strafraumgrenze, dort nahm Dressel die Kugel mit der Brust an und schoss sie Volley rechts oben ins Netz (44.).
Nach einer insgesamt ausgeglichenen ersten Halbzeit sorgte dieser eine Moment für die Führung von Hansa, Hannover enttäuschte spielerisch einmal mehr. Das blieb zunächst auch in der zweiten Hälfte so, bis Havard Nielsen eine Flanke von Besuschkow knapp verpasste und Nico Neidhart zur Ecke klärte (60.). Die Hereingabe verlängerte nämlich Dressel unglücklich, sodass Besuschkow mutterseelenallein zum 1:1 verwerten konnte (61.). Die Hausherren hatten nun Oberwasser und legten in Person von Louis Schaub beinahe schnell nach, der Österreicher scheiterte jedoch zweimal an Markus Kolke (63.). Beier überwand den Keeper mit einem feinen Schlenzer, Vorlagengeber Derrick Köhn stand nach Ansicht des Kölner Videokellers jedoch minimal im Abseits, sodass schon der zweite Treffer von Beier nicht gewertet wurde (66.).
Rostock sorgte in dieser Phase fast für die eiskalte Dusche, Ron-Robert Zieler konnte einen Kopfball von John Verhoek aus kurzer Distanz aber abwehren (69.). Plötzlich schwappte das Spiel wieder auf die andere Seite, Zieler musste auch gegen Svante Ingelsson auf der Hut sein (73.). Mit Beginn der Schlussphase war so beiden Teams der mutmaßliche Siegtreffer zuzutrauen, näher dran blieb zunächst Rostock. Infolge einer Ecke köpfte Malone aus kurzer Distanz, Zieler zeigte eine absolute Glanzparade auf der Linie (80.). Auch Hannover kam nach ruhendem Ball zum Abschluss, Luka Krajnc setzte einen Kopfball zu hoch an (86.).
Große Chancen gab es anschließend nicht mehr, sodass eine letztlich durchaus leistungsgerechte Punkteteilung feststand. Damit kann Hansa Rostock sicher besser leben, die Gäste bleiben so Tabellen-14. Hannover 96 verharrt in der Rückrunde sieglos auf Platz zehn.
Regensburg gibt Rote Laterne ab
An der Ostsee wollte Jahn Regensburg mit einem Sieg bei Holstein Kiel die Rote Laterne im Abstiegskampf an den SV Sandhausen weiterreichen. Nach gemächlicher Anfangsphase spielte aber eigentlich nur die KSV nach vorn. Jahn-Keeper Jonas Urbig rettete zweimal in höchster Not, beide Male hatte er gegen Fabian Reese die Oberhand (15. und 16.). Der Druck der Hausherren nahm in der Folge ab, die Gäste trauten sich dennoch nur selten nach vorn. Aus dem absoluten Nichts fiel daher der Führungstreffer für Regensburg: Benedikt Saller schickte Kaan Caliskaner in den Strafraum, wo der Angreifer aus spitzem Winkel abzog. Robin Himmelmann bekam die Hand an den Ball, konnte aber nicht parieren, unhaltbar war der Abschluss nicht (45.). Kiel korrigierte den Rückstand aber noch vor der Pause: Philipp Sander flankte von links, Steven Skrzybski vollendete gekonnt zum 1:1 (45.+4).
Das Unentschieden nach 45 Minuten schmeichelte Regensburg, das nicht sonderlich viel in das Spiel investiert hatte. Dies änderte sich bei der Rückkehr aus dem Kabinentrakt durchaus, der SSV Jahn erspielte sich ein überraschendes spielerisches Übergewicht. Dabei kam Leon Guwara per Distanzschuss der neuerlichen Führung nahe (50.), auch Blendi Idrizi schoss aussichtsreich (56.). Kiel hatte in dieser Phase manche Gelegenheit zum schnellen Umschalten, eine solche nutzte Reese beinahe zur erstmaligen Führung der Störche (62.). Noch enger war es beim nächsten Versuch von Reese, der im Außennetz landete (70.). Kiel zog mit diesen Szenen das Geschehen wieder auf die eigene Seite und drängte auf den Führungstreffer. Nach Ecke von rechts hätte Hauke Wahl ihn besorgen können, scheiterte aber mit seiner Kopfballverlängerung am langen Pfosten (80.). Von den Gästen kam eigentlich nichts mehr nach vorn, wie in der ersten Hälfte schlug Regensburg dann aber trotzdem zu: Prince-Osei Owusu verarbeitete eine Guwara-Flanke von links stark mit der Brust und schloss aus der Drehung volley zum 2:1 für die Gäste ab (87.). Weil die Störche natürlich alles nach vorn warfen, kam der SSV zu Chancen, das Spiel endgültig zu entscheiden, Aygün Yildirim verpasste in der Nachspielzeit frei vor Himmelmann (90.+1).
Rächen sollte sich dies nicht mehr, Jahn Regensburg feierte so einen lebenswichtigen Sieg, der den Sprung auf Relegationsplatz 16 ermöglicht. Holstein Kiel bleibt als Tabellenneunter in der oberen Hälfte der 2. Liga.
