Der Sonntag in Liga zwei

Roundup: Bochums vorletzter Schritt, 11-Tore-Knaller in Aue

Bochum musste gegen Regensburg ran. Foto: Imago
Bochum musste gegen Regensburg ran. Foto: Imago

In den Sonntagsspielen der zweiten Bundesliga ist der VfL Bochum gegen Jahn Regensburg der Rückkehr in die Bundesliga einen großen Schritt näher gekommen. Gleichzeitig verlor der SV Sandhausen beim 1.FC Heidenheim, während Erzgebirge Aue und der SC Paderborn einen wilden Ritt hinlegten.

Die Ausgangslage in Bochum war klar: Mit einem Heimsieg gegen den SSV Jahn wäre dem VfL der Relegationsplatz drei nicht mehr zu nehmen, während die Gäste im Abstiegskampf durchaus noch ein paar Punkte brauchen. Der Spitzenreiter kam nach einer Viertelstunde zur ersten guten Gelegenheit, Anthony Losilla stellte Torhüter Alexander Meyer von der Strafraumkante auf Probe. Bei der anschließenden Ecke köpfte Robert Tesche knapp neben den Kasten. Regensburg war aber durchaus gut im Spiel und kam zur überraschenden Führung. Jan-Niklas Beste hatte auf links zu viel Platz, flankte punktgenau in die Mitte. Andreas Albers stieg am zweiten Pfosten am höchsten und nickte ein (26.). Die Hausherren schüttelten sich nur kurz, dann schlug Tesche mit einem Distanzschuss zu: Ausgleich! (29.). Das Spiel beruhigte sich für einige Minuten, mit gütiger Mithilfe der Gäste ging Bochum dann plötzlich in Front. Eine Flanke von Tesche verlängerte ein Regensburger per Kopf, Beste war davon wohl so überrascht, dass er per Direktabnahme ins eigene Tor traf (38.). Bochum hatte zur Pause also, ganz Spitzenteam, den Rückstand gedreht.

Im zweiten Durchgang hatte Bochum zunächst alles im Griff und profitierte dann von einer Hinausstellung gegen Regensburg. Benedikt Saller trat Gerrit Holtmann von hinten in die Wade, nach Videobeweis gab es glatt Rot (59.). Die numerische Überzahl war nur zwei Minuten alt, da stach Holtmann zu. Robert Zulj dribbelte auf die Abwehr zu, legte nach links, wo Holtmann durch die Hosenträger von Meyer zum 3:1 einschob (62.). Derart deutlich im Vorteil, ließ Bochum nichts mehr anbrennen. Stattdessen legten die Gastgeber selbst nach. Meyer hielt eine Direktabnahme von Losilla stark, den Nachschuss verwandelte Zulj zum 4:1 (78.). In der Nachspielzeit verursachte Beste noch einen Strafstoß, indem er Herbert Bockhorn legte. Silvere Ganvoula verwandelte zum 5:1-Endstand.

Durch den Sieg ist der VfL Bochum dem Aufstieg denkbar nahe. Zwei Remis an den Spieltagen 33 und 34 würden unabhängig der Ergebnisse der Konkurrenz auf jeden Fall reichen. Regensburg bleibt auf Rang 14.

Sandhausen verspielt Führung

In Heidenheim ging es für die Hausherren tabellarisch wohl um nichts mehr, während der SV Sandhausen jeden Punkt gegen den Abstieg gebrauchen kann. Es entwickelte sich in der ersten Hälfte über weite Strecken ein auf niedrigem Niveau ausgeglichenes Spiel, das erst gegen Ende Fahrt aufnahm. Tim Kleindienst köpfte auf Flanke von Marnon Busch neben den Kasten, dies war die einzig nennenswerte Abschlussaktion des FCH (40.). Drei Minuten später schlug der SVS zu, bekam das Tor aber quasi geschenkt: Kevin Müller ließ sich nach einem Rückpass zu viel Zeit, Daniel Keita-Ruel spritzte dazwischen und jagte der Kugel hinterher. Das anschließende Sprintduell mit dem Keeper entschied der Torjäger für sich und bugsierte den Ball über die Linie (43.).

Nach dem Seitenwechsel stand Stefanos Kapino im Kasten der Sandhäuser im Fokus. Zunächst rettete er gegen den einschussbereiten Robert Leipertz (56.), auch einen Freistoß von Busch fischte der Grieche stark aus dem Winkel und lenkte die Kugel an die Latte. Den Rebound aber brachte Patrick Mainka aus einem Gedränge mehrerer Heidenheimer Profis über die Linie (59.). In der Folge geschah vor beiden Kästen bis in die Schlussphase nicht viel, dann leistete sich Sandhausen einen schlimmen Ballverlust in der Vorwärtsbewegung. Marc Schnatterer bediente Kleindienst, der unbedrängt zum 2:1 verwandelte (82.). Eine große Ausgleichschance bot sich Sandhausen erst in der Nachspielzeit, da köpfte aber Ivan Paurevic knapp neben den Kasten.

Heidenheim als Tabellensechser und Sandhausen als 15. behalten durch das Ergebnis ihre Platzierungen.

11 Tore! Wilder Ritt im Erzgebirge

Das tabellarische Nachbarschaftsduell zwischen Erzgebirge Aue und dem SC Paderborn bot von Beginn an beste Zweitliga-Unterhaltung. Beide Teams spielten frei von der Leber weg auf, die Veilchen legten dabei los wie die sprichwörtliche Feuerwehr. 35 Sekunden (!) nach Anpfiff hatte Dimitrij Nazarov per Volley zugeschlagen, in der 4. Minute schnürte er den frühen Doppelpack. Beide Treffer hatte ausgerechnet Ben Zolinski gegen seinen Ex-Klub eingeleitet. Die Ostwestfalen kamen mit der ersten ausgespielten Offensivaktion zurück ins Spiel, Denis Srbeny schloss nach starker Vorlage von Chris Führich ab (10.). Sechs Zeigerumdrehungen später zappelte der Ball erneut im SCP-Netz, Pascal Testroet hatte zuvor aber knapp im Abseits gestanden. So erzielte Sven Michel nach einer halben Stunde den Ausgleich: Julian Justvan hatte ihn eingesetzt, Martin Männel sah bei dem Abschluss durch seine Beine nicht sonderlich gut aus. Paderborn hatte den frühen Doppelschlag egalisiert und kam vor der Pause sogar zur Chance auf die eigene Führung. Sören Gonther bekam grätschend eine Hereingabe von Jamilu Collins an den Arm, der Entscheid für einen Strafstoß war wohl korrekt. Führich trat an und traf mit etwas Glück flach links (42.). Der SCP legte sogar noch einen vierten Treffer nach. Sebastian Schonlau köpfte nach einer Ecke ans Gebälk, Männel bugsierte das Kunstleder mit dem Fuß ins eigene Netz (45.+1).

Das halsbrecherische Tempo des ersten Durchgangs hielt die Partie auch nach dem Seitenwechsel aufrecht. Erst verpasste Paderborn ein eigenes frühes Tor in Person von Svante Ingelsson nur knapp (48.), dann gab es den nächsten Strafstoß. Diesmal hatte Schonlau Zolinski gefällt, Nazarov trat an und machte vom Punkt aus seinem Doppelpack einen Hattrick (56.). Florian Ballas machte den Anschluss mit einem individuellen Fehler jedoch schnell zunichte, Michel fand sich frei vor Männel wieder, umkurvte diesen und schob zum 5:3 ein (59.). Den nächsten Treffer legte der Doppelpacker auf, nach starkem Dribbling legte er in die Mitte zu Srbeny, der seinerseits aus kurzer Distanz seinen zweiten Treffer erzielen konnte (73.). In dieser wilden Partie war es auch damit noch nicht genug: Als nächstes durfte sich Christopher Antwi-Adjei wenige Sekunden nach Einwechslung in die Paderborner Torschützenliste eintragen. Aue leistete sich den nächsten verheerenden Ballverlust, Sebastian Vasiliadis setzte den Joker ein, der vor Männel die Nerven behielt und das zehnte Tor der Partie erzielte (78.). Weitere vier Minuten später brach Kai Pröger auf rechts durch und flankte in die Mitte, dort nickte Chadrac Akolo ein, auch er war nur kurz zuvor eingewechselt worden. Es war der Schlusspunkt in dieser denkwürdigen, ja sogar historischen Partie.

In der Tabelle springt Paderborn auf Rang acht, Aue bleibt vorerst elfter.

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Lars Pollmann  
09.05.2021