2. Bundesliga

Roundup: Absteiger weiter sieglos, Hansa schlägt St. Pauli

Bielefeld wollte in Heidenheim den Reset-Button drücken. Foto: Getty Images
Bielefeld wollte in Heidenheim den Reset-Button drücken. Foto: Getty Images

In den Sonntagsspielen des 5. Spieltags der 2. Bundesliga hat Arminia Bielefeld beim 1.FC Heidenheim den ersten Punktgewinn der Saison erzielt (1:1). Gleichzeitig verlor Mitabsteiger SpVgg Greuther Fürth gegen den 1.FC Kaiserslautern (1:3), während Hansa Rostock gegen den FC St. Pauli einen ungefährdeten Erfolg einfuhr (2:0).

In Heidenheim feierte Daniel Scherning sein Debüt als Cheftrainer, nachdem die Arminia Uli Forte nach vier Pleiten zum Auftakt beurlaubt hatte. Um ein Haar hätte es den Traumeinstand binnen 60 Sekunden gegeben, Bryan Lasme hatte eine schnelle Einschusschance, die am Außennetz landete. Stattdessen gab es die kalte Dusche: Denis Thomalla köpfte einen weiten Freistoß von Jan-Niklas Beste vors Tor, wo Tim Kleindienst aus kurzer Distanz zum Kopfball kam. Der eigentlich kaum platzierte Versuch landete als Aufsetzer auf den Fingern von Stefanos Kapino, der die Kugel wenigstens unglücklich ins eigene Netz ablenkte (3.). Immerhin konnte sich der Keeper gleich rehabilitieren, das 2:0 verhinderte er mit einer starken Parade gegen Adrian Beck (8.). Und es kam für die Gäste noch besser: Nach Abstoß von Kapino legte Masaya Okugawa per Kopf auf Robin Hack zurück, der aus großer Distanz einfach mal abzog und sich per Volley mit einer traumhaften Flugkurve in die Torschützenliste eintrug und für jeden Jahresrückblick anmeldete (10.).

Nach diesem wilden Auftakt gelang es Heidenheim nach und nach mehr Spielkontrolle auszuüben, was sich aber nicht in sonderlich gefährlichen Chancen äußerte. Bielefeld stand hinten recht stabil, veranstalte auf dem Weg nach vorn aber nur noch wenig. Folgerichtig, dass es ohne größere Hochkaräter mit einem 1:1 in die Halbzeitpause ging. Die zweite Hälfte begann hingegen beinahe erneut mit einem Paukenschlag, Kapino konnte einen Schuss von Beste allenfalls am Pfosten vorbei gucken, eingreifen konnte der Keeper nicht, als der Versuch knapp neben den Kasten zischte (48.). Insgesamt erhöhte Heidenheim den Druck nun merklich und drängte auf die neuerliche Führung.

Nach feinem Solo traf Kevin Sessa den Pfosten (57.), dann parierte Kapino gegen Beck und rettete Frederik Jäkel für seinen wohl geschlagenen Keeper beim nächsten Versuch von Sessa auf gute Vorarbeit von Beste (58.). Der jetzt überragende Sessa scheiterte dann auch mit einem Schlenzer nur knapp (67.). Gegen den Spielverlauf schien Bielefeld aus dem sprichwörtlichen Nichts durch Janni Serra in Führung zu gehen, doch bei der Vorlage von Okugawa war das Spielgerät vollumfänglich über die Torauslinie gerollt, sodass das 1:2 einer Video-Überprüfung nicht standhalten konnte (68.). Mit Eintritt in die Schlussphase schwächte sich Bielefeld selbst, Jäkel sah 13 Minuten nach seiner ersten Verwarnung für einen Schubser Gelb-Rot (75.). Beinahe nutzte Heidenheim die numerische Überzahl sofort, nach dem anschließenden Freistoß wollte es Patrick Mainka aber zu kunstvoll mit der Hacke machen, als er alleine vor Kapino war (76.).

In der Folge rollte Angriffswelle nach Angriffswelle der Gastgeber, Bielefeld sorgte nur noch sehr selten für Entlastung. Die Ostwestfalen verteidigten dafür leidenschaftlich und ließen in der regulären Spielzeit keine Top-Chancen mehr zu. In der Nachspielzeit ging ein letztlich von Oliver Hüsing aufs eigene Tor gelenkter Eckball nochmal knapp über den Kasten. Arminia Bielefeld gelang so beim Debüt von Scherning immerhin der erste Teilerfolg der Saison, während der 1.FC Heidenheim den Sprung auf Rang zwei verpasste.

FCK bestraft Fürths Chancenwucher 

Das mit Bielefeld abgestiegene Kleeblatt wollte sich derweil nach drei Remis an den ersten vier Spieltagen daheim gegen Kaiserslautern endlich den ersten Sieg sichern. Die Fürther übernahmen gleich das Kommando und hätten schon vor der 13. Minute in Führung gehen können. Dann setzte sich Dickson Abiama mit etwas Glück über rechts durch und setzte Armindo Sieb ein. Dessen flacher Schuss (oder war es eine Vorlage?) wurde zum Assist für Tobias Raschl, der am zweiten Pfosten grätschend zum 1:0 abschloss (13.). Mit besserer Chancenverwertung hätten die Franken das Spiel in der Folge schon vor der Pause entscheiden können, jedoch traf zum Beispiel Simon Asta aus der Distanz nur den Pfosten (37.), während Branimir Hrgota nach feiner Vorlage von Sieb im Duell mit Andreas Luthe das Nachsehen hatte (39.). Sieb vergab auch noch einen Hochkaräter (43.), was sich beinahe noch vor der Pause gerächt hätte. Kenny Prince Redondo hatte ein weitgehend freies Tor vor sich, sein Einschussversuch wurde von Asta geradezu heroisch auf der Linie geklärt (44.). In der Nachspielzeit der ersten Hälfte kam auch noch Mike Wunderlich per Freistoß zu einer Gelegenheit auf den Ausgleich, der freilich nicht unbedingt verdient gewesen wäre.

Dennoch zeigte die Schlussphase der ersten 45 Minuten, dass die SpVgg wegen der mangelnden Chancenverwertung gefährlich lebte. Und keine 30 Sekunden nach Wiederanpfiff bewahrheiteten sich entsprechende Befürchtungen, weil Philipp Hercher zum 1:1 einschieben konnte. Dabei staubte er sozusagen ab, als eine Vorlage von Wunderlich ihm genau auf den rechten Fuß abgefälscht wurde (46.). Auch danach blieb der FCK am Drücker, die Verhältnisse der ersten Halbzeit wirkten nun quasi gespiegelt. So gingen die Pfälzer rasch sogar in Führung. Redondo gab von links flach in die Mitte, wo Terrence Boyd noch verpasste, Wunderlich aber aus kurzer Distanz nur noch einschieben musste (54.). Fürth musste sich über die vergebenen Chancen ärgern, kam mit einem Distanzschuss von Timothy Tillman auf die Fäuste von Luthe offensiv in der zweiten Halbzeit an (57.).

Insgesamt aber schien Lautern die Angelegenheit ziemlich gut im Griff zu haben, bis sich 20 Minuten vor Schluss plötzlich eine Mehrfachchance für Fürth ergab. Viermal binnen weniger Sekunden zogen Kleeblatt-Angreifer ab, wurden aber immer wieder entscheidend geblockt, unter anderem auch einmal vom eigenen Mitspieler (71.). Auch diese vergebene Chance rächte sich, nachdem Andreas Linde einen gefährlichen Pass im Spielaufbau auf Max Christiansen spielte, Redondo dem Mittelfeldmann aber die Kugel wegschnappte und so problemlos zum 3:1 abschließen konnte (79.). Damit war den Hausherren offenbar endgültig der Stecker gezogen, Fürth kam in Person von Ragnar Ache erst in der 90. Minute nochmal zu einer Chance auf den Anschlusstreffer.

Über weite Strecken der ersten Hälfte hätte kaum jemand einen Pfifferling auf den 1.FC Kaiserslautern gesetzt, der wegen seiner extremen Leistungssteigerung im zweiten Durchgang und der deutlich höheren Effektivität aber nicht ganz unverdient als Sieger dasteht. Die SpVgg Greuther Fürth muss mit den vergebenen Chancen hadern und kassiert einen weiteren Rückschlag in der noch jungen Saison.

Rostock reicht eine Halbzeit

Die Partie an der Ostsee begann mit einigen Minuten Verspätung, weil eines der Tornetze noch repariert werden musste. Als das Heimspiel von Hansa Rostock gegen den FC St. Pauli dann losging, rollte zeitweise eine regelrechte Lawine über die Gäste hinweg. Bis zum 1:0 für die Hansa-Kogge dauerte es so nicht lang. Die Entstehung dabei denkbar einfach: Rostock eroberte vor dem eigenen Strafraum den Ball, Dennis Dressel schickte Kai Pröger tief. Der entwischte der Abseitsfalle von St. Pauli und bewahrte trotz viel Zeit nachzudenken die Nerven und schob so zum 1:0 ein (4.). Beinahe gelang der schnelle Doppelschlag, Ryan Malone scheiterte aber am Pfosten (9.). Das zweite Tor schien aber nur eine Frage der Zeit und ließ auch nicht lange auf sich warten, dafür war es umso schöner. Pröger war über rechts durchgebrochen und flankte ins Zentrum, wo John Verhoek gegen seinen Ex-Klub zum Fallrückzieher ansetzte und ein sensationelles Tor erzielte (17.).

Bis zur Pause ergaben sich einige weitere Gelegenheiten zur vorzeitigen Entscheidung, das völlig indisponierte St. Pauli war mit dem 0:2 noch bestens bedient. Nach dem Seitenwechsel zeigte sich der Gast immerhin mit mehr offensivem Engagement, ohne dass es dabei zu schnellen Gelegenheiten auf den Anschlusstreffer gekommen wäre. Hansa Rostock gefiel sich offensichtlich in einer tieferen Positionierung und wollte gegen offensivere Hamburger entscheidend kontern. So tröpfelte das Spiel über weite Strecken der 2. Halbzeit eher ereignislos vor sich hin.

Tatsächlich erspielte sich der FC St. Pauli erst in der vierten Minute der Nachspielzeit so etwas wie einen Hochkaräter, dank Lukas Daschner durfte auch Markus Kolke mal eine Parade zeigen. Der Heimsieg von Hansa Rostock geriet zu keinem Zeitpunkt in Gefahr, die Gäste aus Hamburg enttäuschten auf ganzer Linie.

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Lars Pollmann  
21.08.2022