Nach Silva-Abgang

Ohne Mittelstürmer: So flexibel ist Eintracht-Coach Glasner

Oliver Glasner passt sich bei der Eintracht den Gegebenheiten an. Foto: Imago

Der Abgang von Topstürmer Andre Silva hat bei Eintracht Frankfurt eine Lücke im Angriff hinterlassen. Die Verantwortlichen um Trainer Oliver Glasner sind deshalb kreativ geworden. Einen Eins-zu-Eins-Ersatz für den Portugiesen kann und wird es nicht geben.

Aus dem Deutsche Bank Park in Frankfurt berichtet fussball.news-Reporter Benjamin Heinrich

In den beiden Testspielen gegen den Zweitligsten SV Sandhausen (1:0) und den Regionalligisten FC Gießen agierte Eintracht Frankfurt jeweils eine Halbzeit ohne gelernten Angreifer. Jesper Lindström, Aymen Barkok und Daichi Kamada spielten in einer flexiblen Dreieroffensive, wobei der Däne Lindström vermehrt den mittleren Part übernahm. Stürmisch ohne Stürmer? Eintracht-Coach Oliver Glasner erfindet seine Mannschaft neu, gibt ihr ein Konzept an die Hand, das auch ohne einen Zielspieler in der Mitte funktioniert und auf Kombinationsstärke, Pressing und Tiefgang basiert.

"Müssen andere Lösungen finden"

Auf Nachfrage von fussball.news erklärte der Österreicher nach dem Testspiel gegen Gießen: "Wir haben gesagt, wir müssen andere Lösungen finden, nachdem Andre Silva uns verlassen hat. Da sind wir gerade mitten dabei. Wir haben Stand heute andere Spielertypen. Unsere Aufgabe als Trainer ist es, Lösungen zu finden und diese den Spielern an die Hand zu geben, um torgefährlich zu werden." Mit Rafael Santos Borre wird nächste Woche ein Stürmer zum Kader hinzustoßen, aber auch der kleingewachsene Kolumbianer ist kein klassischer Zielspieler.

Einzig die Körpergröße fehlt

Dass die Eintracht diesen trotz den im Kader stehenden Dejan Joveljic und Goncalo Paciencia womöglich noch einen Spieler dieser Art verpflichtet, gilt als wahrscheinlich. Doch Glasner macht schon früh in der Vorbereitung klar, dass er sich davon nicht abhängig macht. Das Dreiergespann mit Lindström, Barkok und Kamada decke "bis auf 1,90 Meter Körpergröße relativ viel ab." Das mit der Körperlänge werde Glasner auch nicht hinbekommen, ergänzte er mit einem Lachen: "Das schaffe ich nicht, da müssen Sie mir verzeihen." Die Vorzüge der Drei liegen aber auf der Hand: "Wir haben Speed, Daichi hat eine unglaubliche Spielintelligenz und ein Gefühl für die Räume. Aymen hinterlässt auch einen sehr, sehr positiven Eindruck."

Freiheiten für Kreativspieler

Seine Offensivspieler bekommen von Glasner viele Freiheiten, Freigeister wie Amin Younes, Aymen Barkok oder Daichi Kamada sollen in seinem System ihrer Kreativität freien Lauf lassen: "Das ist ja Fußball. Das ist das Schönste. Im Offensivdrittel im gegnerischen Strafraum, da können sie machen was sie wollen. Wir haben gewisse Abstimmungen, die wir den Spielern mitgeben. Aber es ist ganz, ganz wichtig, dass sie ihre Kreativität einsetzen. Diese Freiheit haben sie." In den ersten zehn Minuten gegen den FC Gießen habe seine Mannschaft "ein bisschen zu viel gezockt. Dann und wann sind wir noch ein bisschen zu verspielt". Doch auch da wird Glasner für sein Team Antworten finden. 

Benjamin Heinrich  
23.07.2021