Ältere Coachs lebten zuletzt gefährlich

Nagelsmann und Co.: Trainer-Trend geht zur Verjüngung

Der jüngste Coach übernimmt den größten Verein. Foto: Imago
Der jüngste Coach übernimmt den größten Verein. Foto: Imago

Der FC Bayern hat mit der Verpflichtung von Julian Nagelsmann eine überzeugende Antwort auf den Abschied von Erfolgscoach Hansi Flick gefunden. Mit der Wahl des 33-jährigen Cheftrainers von RB Leipzig liegt der Rekordmeister voll im Trend, den die Bundesliga aktuell setzt.

Für einige Wochen war der Sextuple-Sieger Flick mit seinen 56 Jahren der älteste Chefcoach der Bundesliga. Nach der Beurlaubung von Peter Bosz bei Bayer Leverkusen hatte der Ex-Profi und designierte Bundestrainer diesen Status inne, ehe Friedhelm Funkel seine vielleicht letzte Mission als 'Feuerwehrmann' beim 1.FC Köln antrat. Zusätzlich zu Flick und Funkel sind aktuell nur drei weitere Bundesliga-Trainer mehr als 50 Jahre alt. Christian Streich vom SC Freiburg wird nach aktuellem Stand ab Sommer nicht nur der dienstälteste Coach im Oberhaus sein, sondern mit dann 56 Jahren auch der 'Alterspräsident'.

Die ältesten Trainer lebten gefährlich

Ansonsten sind nur noch Urs Fischer von Union Berlin und Adi Hütter von Eintracht Frankfurt über 50 Jahre alt. Der Österreicher wechselt bekanntlich im Sommer zu Borussia Mönchengladbach, das sich damit gegen den Trend stellt. Denn Vorgänger Marco Rose ist erst 44, also um einiges jünger als sein Nachfolger. Er soll bei Borussia Dortmund eine Ära prägen, was Lucien Favre nicht gelungen ist. Der 63-Jährige machte im Dezember Platz für Edin Terzic, der zu einem Quartett von Bundesliga-Coachs unter 40 Jahren gehört. Überhaupt lebten in der laufenden Saison ältere Trainer gefährlich. Favre war als ältester Coach in die Saison gegangen, ihm folgten Uwe Neuhaus bei Arminia Bielefeld und Bosz in Leverkusen.

Echter Trend oder nur gefühlte Wahrheit?

Das Trio musste ebenso während der Spielzeit den Hut nehmen wie Christian Gross beim FC Schalke 04, der mit seinem Intermezzo bis zur Amtsübernahme von Funkel in Köln der älteste in der aktuellen Saison in der Bundesliga aktive Trainer wurde. Freilich lässt sich nicht mit Gewissheit sagen, ob dieser Trend mehr als nur eine gefühlte Wahrheit ist. Schließlich sind noch einige Trainerposten offen, bei denen sich auch alterstechnische Verschiebungen ergeben könnten. Beispiel Leipzig: Die Sachsen ersetzten Nagelsmann mit dem immerhin 14 Jahre älteren Jesse Marsch. Der US-Amerikaner gilt trotzdem als vergleichsweise unbeschriebenes Blatt, weil er in Europa nur bei RB Salzburg als Chefcoach gearbeitet hat. Und ganz grundsätzlich gilt frei nach Otto Rehhagel sowieso: Es gibt keine alten und jungen Trainer, sondern nur gute und schlechte.'

Die Wechsel während der Saison und am Saisonende

FC Bayern: Julian Nagelsmann (33) ersetzt Hansi Flick (56)

RB Leipzig: Jesse Marsch (47) ersetzt Nagelsmann

Borussia Dortmund: Marco Rose (44) ersetzt Edin Terzic (38); Terzic ersetzte Lucien Favre (63)

Bayer Leverkusen: Hannes Wolf (40) ersetzte Peter Bosz (57)

Borussia Mönchengladbach: Adi Hütter (51) ersetzt Rose

FSV Mainz 05: Bo Svensson (41) ersetzte Jan-Moritz Lichte (41); Lichte ersetzte Achim Beierlorzer (53)

FC Augsburg: Markus Weinzierl (46) ersetzte Heiko Herrlich (49)

Arminia Bielefeld: Frank Kramer (48) ersetzte Uwe Neuhaus (61)

1.FC Köln: Friedhelm Funkel (67) ersetzte Markus Gisdol (51)

Hertha BSC: Pal Dardai (45) ersetzte Bruno Labbadia (55)

FC Schalke 04: Dimitrios Grammozis (42) ersetzte Christian Gross (66); Gross ersetzte Manuel Baum (41); Baum ersetzte David Wagner (49)

(Ohne kurzzeitige Interimstrainer)

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Lars Pollmann  
02.05.2021