Trainer-Ranking

"Trainer-Titel-TÜV": Nagelsmann schwächster Top-Coach der Bundesliga?

Julian Nagelsmann will mit dem FC Bayern die nächste Meisterschaft gewinnen. Foto: Getty Images.
Julian Nagelsmann will mit dem FC Bayern die nächste Meisterschaft gewinnen. Foto: Getty Images.

Die ersten fünf Tabellenplätze der Bundesliga sind fünf Punkte auseinander. Der Meisterschaftskampf ist zu Jahresbeginn offen, die weitere Entwicklung nicht absehbar. In einem Ranking werden Urs Fischer von Union Berlin die größten Chancen darauf zugeschrieben, seine Mannschaft zum Titel zu führen.

Seit der Saison 2012/13 kennt die Bundesliga keinen anderen Meister als den FC Bayern. Innerhalb dieser Periode lagen die Münchner oftmals dominant an der Spitze, nur selten entwickelte sich ein enges Rennen um die Schale. In der Saison 2018/19 etwa hatte Borussia Dortmund zwischenzeitlich neun Punkte Vorsprung, verspielte diesen jedoch und musste sich mit zwei Zählern Rückstand geschlagen geben. Ein Jahr später wurde RB Leipzig mit vier Punkten Vorsprung auf Bayern Herbstmeister, doch der Rekord-Champion setzte sich letztlich mit 13 Punkten vor dem BVB durch.

Bundesliga hofft auf Spannung

Nach 19 Spieltagen in der laufenden Saison ist die Hoffnung auf ein umkämpftes Titelrennen durchaus gegeben. Zwar führt der FC Bayern die Tabelle mit 40 Punkten an, doch Julian Nagelsmann und die Seinen spüren den Atem von Union Berlin (39 Punkte), Borussia Dortmund (37), RB Leipzig (36) und Eintracht Frankfurt (35) in ihren Nacken. Pay-TV-Sender Sky hat daraufhin ein Ranking erstellt, in der die Leistungen der jeweiligen Trainer in den Kategorien Spielidee, Autorität, Standing in der Mannschaft, Coolness und Titelreife bewertet wurden. Das Endresultat überrascht durchaus.

Nagelsmann schlechter als der Rest?

So erhält Nagelsmann für seine Spielidee die maximale Anzahl von fünf "Trainer-TÜV-Plaketten", aufgrund der Kontroverse um die Entlassung von Torwarttrainer Toni Tapalovic und der darauffolgenden Interviews von Manuel Neuer schätzt Sky die Autorität (4 Plaketten) und das Standing des Trainers (3,5) allerdings als geringer ein. Auch in puncto Coolness und Titelreife (beide 4) wird Nagelsmann nicht mit voller Punktzahl versehen und erhält insgesamt 20,5 Punkte. Der Bayern-Coach liegt im Ranking auf dem letzten Platz und damit hinter Edin Terzic (Borussia Dortmund, 21 Punkte), Oliver Glasner (Eintracht Frankfurt, 21 Punkte), Marco Rose (RB Leipzig, 21,5 Punkte) und Sieger Urs Fischer (Union Berlin, 22 Punkte). Der Schweizer erhält von Sky für die konsequente Spielidee, seiner Autorität und seinem Standing jeweils volle fünf Plaketten, einzig in den Kategorien Coolness (4) und Titelreife (3) sind ihm Punkte abgezogen worden.

FC Bayern wird den Ausschlag geben

Als Bayern unter Pep Guardiola, Jupp Heynckes und Hansi Flick auf dominante Art Meister wurde, äußerten einige Fußballfans in den Sozialen Netzwerken ihre Überzeugung, dass jeder x-beliebige Trainer mit dem Branchenprimus die Meisterschaft gewinnen könne. Das frühzeitige Aus von Niko Kovac im November 2019 sowie das aktuelle Titelrennen beweisen aber das Gegenteil. Zur WM-Pause lagen die Münchner vier Punkte vor dem SC Freiburg, doch nach einem Sieg aus vier Spielen ist der Vorsprung geschmolzen. Selbst die Leistung beim 4:2-Sieg in Wolfsburg hinterließ einige Fragezeichen, während der BVB gefestigt wirkt und Union, Leipzig und Frankfurt seit geraumer Zeit auf einer Erfolgswelle schwimmen. Fest steht aber auch, dass es an Bayern liegt, ob das Titelrennen spannend bleibt oder nicht. Gelingt es Nagelsmann, die Mannschaft in einen Flow wie vor der WM-Pause zu bringen, wird sie der Konkurrenz enteilen. Doch je länger sie stolpert, desto schwieriger wird es, sich abzusetzen - und der Druck, insbesondere von außen, wird größer. Wer am Ende die Schale in den Händen halten wird, ist daher noch nicht absehbar.

Florian Bajus  
09.02.2023