Bayern-Coach über Druck
Nagelsmann beklagt "extremes Schwarz-Weiß-Denken"

Julian Nagelsmann ist seit Sommer 2021 Trainer des FC Bayern und sieht sich in dieser Position einem enormen Druck ausgesetzt. Über den Umgang damit spricht der 35-Jährige jetzt.
"Nach Niederlagen habe ich ein Schamgefühl. Ich bin selbstkritisch und hinterfrage viele Dinge", sagt Julian Nagelsmann im Interview mit der Welt (zitiert via Spox). Der Coach des FC Bayern sei zugleich aber auch "offen für sachliche Kritik". Es sei schon so, dass er viel reflektiere und in München "viele Dinge angepasst" habe: "an den Kader, an die Qualität der Spieler, an die Größe des Klubs".
Nagelsmann informierte sich vor Amtsantritt über Druck bei Bayern
Mit dem gewaltigen Druck habe er sich zu Beginn seiner Amtszeit beim deutschen Rekordmeister noch schwer getan. "Ich habe mir vor meinem Wechsel natürlich gedanklich ausgemalt, was mich als Bayern-Trainer erwarten könnte, und mir dazu auch umfangreiche Informationen geholt", so Nagelsmann. "Worauf man sich aber nicht komplett vorbereiten kann: was für ein extremes Schwarz-Weiß-Denken es mitunter gibt."
"Ich habe aber lieber eine Meinung"
Als Beispiel nennt er das Achtelfinale in der Champions League gegen Paris Saint-Germain, worin sich der FC Bayern letztlich durchsetzte. Im Vorfeld wurde aber seine Umstellung von einer Vierer- auf eine Dreierkette von vielen Medien und Experten kritisiert, "danach wurde es dann als größte Taktik überhaupt gelobt", hält Nagelsmann fest und meint: "Die Schnelllebigkeit des Fußballs erlebst du beim FC Bayern im Extremen. Wären wir ausgeschieden, hätten alle gesagt: Katastrophale Taktik von Nagelsmann, warum ließ er Stanisic spielen?" Doch zu seiner Meinung weiß er stets zu stehen. "Jemand, der keine Meinung hat, kommt easy durchs Leben. Ich habe aber lieber eine. Denn ich glaube nicht, dass der ohne Meinung glücklicher ist. Das hat auch wieder mit Mut und vorleben zu tun", sagt er.
