Flick-Nachfolge
Nagelsmann als Bundestrainer: Ignoriert der DFB alle Warnhinweise?

Julian Nagelsmann gilt als Favorit auf den Bundestrainerposten. Doch von Experte Dietmar Hamann bis EM-2024-Organisationschef Philipp Lahm äußern sich zahlreiche Ex-Fußballer und Kommentatoren in Deutschland kritisch gegenüber dem Ex-Bayern-Trainer. Ist es daher eine gute Idee, wenn der DFB mal wieder "sein Ding" macht?
Mit dem FC Bayern nur einen Titel geholt
Julian Nagelsmann gilt als Taktikexperte und kann bereits auf rund zehn Jahre Erfahrung als Bundesligachefcoach zurückblicken. Mit allen drei Klubs - TSG 1899 Hoffenheim, RB Leipzig und FC Bayern - sammelte er zudem Erfahrung in der Champions League. Für einen erst 36 jahre alten Trainer eine Top-Bilanz. Auf der anderen Seite war vor allem seine Ära beim FC Bayern von viel Unruhe begleitet. Nagelsmann hatte mit einigen Stars Probleme (u.a. Torwart Manuel Neuer), er erfüllte nicht ganz die sportlichen Erwartungen (1x deutscher Meister) und vergriff sich manchmal im Ton. Ein Hang zur Selbstdarstellung wurde ihm nachgesagt. Zudem wurde das Vertrauensverhältnis mancher Spieler zum Trainer arg in Mitleidenschaft gezogen, weil Nagelsmann Berufs- und Privatleben zeitweise vermischt hatte.
Wenn nun Experten und/oder Ex-Profis befragt werden, wer denn der passende Nachfolger für Hansi Flick als Bundestrainer sei, dann gibt es ganz selten außerhalb des Nagelsmann-Kosmos (u.a. Pellegrino Materazzo, Chefcoach von Hoffenheim und Ex-Co-Trainer von Nagelsmann) für Nagelsmann Fürsprecher. Die wohl bekanntesten TV-Experten wie Stefan Effenberg, Dietmar Hamann, Michael Ballack und Lothar Matthäus sehen Nagelsmann ebensowenig als Idealbesetzung an wie die 2014er-Weltmeister Bastian Schweinsteiger und Philipp Lahm.
Braucht es eher eine Trainer-Legende für das DFB-Team?
Im Kern ähneln sich die Argumente der Fußball-Elite: Nagelsmann sei für das Amt des Bundestrainers noch zu jung, unerfahren und experimentierfreudig. Ihm fehle noch Autorität, Persönlichkeit und nachhaltiger Erfolg, um die deutsche Nationalmannschaft anzuführen. Daher bringen die Experten eher Kaliber "vom alten Schlag" wie Felix Magath oder Louis van Gaal ins Spiel.
Letztendlich gilt aber für die Bundestrainerfrage das Gesetz des Erfolgs: Erreicht das DFB-Team bei der Heim-Europameisterschaft 2024 in Deutschland mindestens das Halbfinale, dann dürfte die Trainerwahl als richtig und erfolgreich eingeschätzt werden. Scheidet das DFB-Team früher aus, wird man die Entscheidung des DFB, die im September/Oktober 2023 getroffen wurde, nachträglich verurteilen.
