Gladbach in der Krise

Mit diesen 3 Kniffen rettet Hütter seinen Job in Gladbach

Adi Hütter muss in Gladbach die Zügel anziehen. Foto: Getty
Adi Hütter muss in Gladbach die Zügel anziehen. Foto: Getty

Adi Hütter steckt mit Borussia Mönchengladbach in der Krise. Nun empfangen die Fohlen als Tabellen-Dreizehnter am Mittwoch ausgerechnet noch Hütters Ex-Klub Eintracht Frankfurt. Die in guter Form befindlichen Hessen (9.) könnten mit einem Sieg Adi Hütter in Gladbach noch mehr unter Druck bringen. Will Hütter seinen Job bei den Fohlen retten, darf in der Bundesliga wohl nicht noch eine vierte peinliche Klatsche folgen. Dafür muss Hütter nun konsequent handeln. 

Was ist bloß passiert in dieser 77. Minute beim Derby in Köln? Bis zu diesem Zeitpunkt stand es in einer engen Partie 1:1, Borussia Mönchengladbach hätte sich gegen den 1. FC Köln noch glimpflich aus der Affäre ziehen können. Doch stattdessen traf Stürmer Mark Uth für Köln zum 2:1 - der Gegentreffer leitete den Beginn einer historischen Gladbacher Krise ein. Die Zahlen der vergangenen drei Partien sind erschütternd für Adi Hütter und seine Mannschaft: 1:4 in Köln, 0:6 gegen den SC Freiburg, 1:4 bei RB Leipzig – zwei Tore erzielt, 14 kassiert, null Punkte. Am Mittwoch tritt der Trainer nun gegen seine ehemalige Mannschaft Eintracht Frankfurt an. Eine Partie mit viel Brisanz steht vor der Tür.

Manager Max Eberl steht zwar noch hinter dem Österreicher, doch viele Niederlagen wird sich Hütter wohl nicht mehr erlauben dürfen. Es gibt drei Stellschrauben, an denen Hütter nun dringend drehen muss.

1.) Klarheit bei Kramer und Neuhaus

Florian Neuhaus und Christoph Kramer haben unter Hütter einen schweren Stand. Dabei stand das Duo in den vergangenen Jahren stets für Stabilität, Laufstärke und Konstanz. Kramer fehlte zwar einige Wochen verletzungsbedingt, doch inzwischen ist der Weltmeister von 2014 wieder fit. Die insgesamt laufschwachen Gladbacher (auch gegen Leipzig drei Kilometer weniger als der Gegner gelaufen) könnten den Dauerläufer Kramer aktuell sehr gut gebrauchen. Neuhaus hatte sich gegen Mainz (1:1) und Fürth (4:0) eigentlich in die Elf gekämpft und zwei Treffer erzielt. Gegen Köln kam der Nationalspieler von der Bank und verursachte das 1:2 mit einem gravierenden Fehlpass. Neuhaus war seitdem wieder außen vor. Hütter muss beim Duo Klarheit schaffen – entweder in die eine oder in die andere Richtung. Sprich: Ganz raus aus der Mannschaft – oder Stammplatz. Gerüchte besagen, dass die beiden Personalien auch ein heiß diskutiertes Thema in der Mannschaft sind. Womöglich ist deshalb sogar der Teamfrieden gefährdet, wenn Hütter mit diesen beiden Spielern nun nicht schnell Klarheit schafft.

2.) Klarheit bei den abwanderungswilligen Spielern

Bei den Gladbachern sind aber weitere Baustellen offen, die dringend geschlossen werden müssen. Seit Monaten belasten den Verein Spieler, die ihre vertragliche Zukunft auf die lange Bank schieben. Vor allem geht es dabei um die Topstars Matthias Ginter und Denis Zakaria. Sind Ginter und Zakaria wesentliche Bausteine für den künftigen Erfolg der Gladbacher? Können sie ihre Rolle noch authentisch ausfüllen, wenn sie zeitgleich überlegen müssen, wie es spätestens ab Sommer für sie weitergeht? “Führungsspieler ist ein großes Thema. Wir haben zehn Nationalspieler auf dem Platz. Da kann jeder Verantwortung auf seiner Position übernehmen”, sagte Sportchef Eberl zuletzt im Doppelpass von Sport1. Allerdings ist deutlich erkennbar, dass Ginter und Zakaria derzeit nicht konstant ihr Top-Niveau abrufen. Andere Vereine setzen in ähnlich gelagerten Fällen ihren Spielern "Deadlines", andere Klubs wiederum geben den Spielern Pausen auf der Ersatzbank oder Tribüne. In Gladbach wird dagegen derzeit noch freundlich abgewartet - diese Unruhe und Zögerlichkeit geht wohl auch zulasten der defensiven Stabilität auf dem Platz. Hütter und Eberl sind nun aufgefordert, zu handeln, um auch an dieser Front Ruhe im Klub herzustellen.

3.) Klarheit im System

Eigentlich gilt Adi Hütter bei all seinen Trainerstationen als Coach, der sehr konsequent handelt. Nun aber wirkt auch der Österreicher nervös. In Frankfurt hatte er im taktischen 3-4-2-1-System großen Erfolg – und dieses System implementierte er auch in Gladbach, nachdem er die ersten drei Ligaspiele nicht gewonnen hatte. In seiner Stammformation wurden in der Bundesliga 14 von 24 möglichen Punkten gesammelt, es gab vier Siege, zwei Remis und nur zwei Niederlagen. Im DFB-Pokal glückte zudem in dieser Grundordnung gegen den FC Bayern München der sensationelle 5:0-Triumph. Doch offenbar brachte eben jene 77. Spielminute in Köln Hütter ins Wanken. Denn mit diesem System verlor er "nur" 0:1 in Berlin und eben 1:4 in Köln. Nach dem Köln-Spiel begann er das Experimentieren - gegen Freiburg (3-4-1-2) und in Leipzig (4-3-3) scheiterte er mit neuen Formationen kläglich. Als besondere Stärke von Hütter gilt auch, dass er Fehler zeitnah ausbügeln kann. Bei der Eintracht durchlief er beispielsweise mehrfach sportliche Krisen, er fand aber fast immer zeitnah eine neue, passende Antwort, um die Mannschaft wieder auf Kurs zu bringen. Lässt Hütter in Gladbach alles so laufen, wie es ist, würde er wohl mit zwei Niederlagen gegen Frankfurt und in Hoffenheim in die Weihnachtspause gehen und um seinen Job bangen müssen. Damit das nicht passiert, muss Hütter nun Klarheit auf vielen Ebenen schaffen.

Florian Bolker  
13.12.2021