Bundesliga wettbewerbsfähig?

Internationaler Vergleich? Bobic: "Selbst Bayern muss stark kämpfen"

Bayern dominiert die Bundesliga seit Jahren nach Belieben. Foto: Getty Images
Bayern dominiert die Bundesliga seit Jahren nach Belieben. Foto: Getty Images

Die Bundesliga hat am 1. Spieltag der neuen Saison einmal mehr gehalten, was sie verspricht: Herausragende Stimmung an vielen Standorten, junge Gesichter, denen der Durchbruch zuzutrauen ist, und ein FC Bayern, der wohl schlicht zu gut für den Rest der Liga ist. Für Funktionäre wie Fredi Bobic ist dieser Zustand ein gewisses Problem.

Schließlich wäre Spannung in der höchsten deutschen Spielklasse ein Grund für Investitionen in die Bundesliga-Klubs, etwa im Rahmen von höher dotierten TV-Verträgen. Vor seiner Kandidatur für den Aufsichtsrat der DFL betont Bobic nun, dass er kein Freund davon ist, Spannung künstlich zu erstellen, indem etwa Playoffs eingeführt würden. "Ich halte es für falsch, in die Wettbewerbsstruktur einzugreifen, nur weil ein Verein so dominant ist. Wenn die Bayern Meister werden, haben sie es verdient", meint der Ex-Nationalspieler.

Nur ein deutscher Anwärter auf die Königsklasse

Zudem sei etwa in Österreich zu sehen, dass die Einführung von Meisterrunden zu keiner nachhaltigen Veränderung geführt hat. Im Nachbarland ist RB Salzburg das Maß aller Dinge, nicht zuletzt weil mehr Geld vorhanden ist als bei der Konkurrenz. Auf höherem Niveau ist das auch in der Bundesliga zu beobachten. Die Folgen für die internationale Wettbewerbsfähigkeit gelten trotz des Überraschungserfolgs von Eintracht Frankfurt in der Europa League als gravierend. "Die Champions League werden aus Deutschland nur die Bayern gewinnen können, kein anderer Verein, zumindest in den nächsten drei, vier Jahren. Und selbst die Bayern müssen stark kämpfen, um dranzubleiben", sagt Bobic.

FC Bayern? In England wird "nicht gezittert"

Auch die Transferoffensive um Matthijs de Ligt und Sadio Mane hat den Geschäftsführer von Hertha BSC dabei nicht groß umgestimmt. "Da sind interessante Spieler dabei, es ist aber nicht so, dass deshalb bei Liverpool, Chelsea oder Manchester gezittert wird", so Bobic. Gerade mit den von Investoren und bisweilen sogar staatlich finanzierten Klubs aus England kann die Bundesliga aktuell kaum mithalten. Dennoch zeigt sich Bobic eine Woche vor der DFL-Versammlung als Verfechter des 50+1-Modells.

"Keine Angst, dass wir dann unsere Fußball-Kultur verlieren"

"Auch die Fans wollen das so, denn das ist unsere Fußball-Kultur. Aber man muss sich mit anderen Finanzierungsmodellen beschäftigen und auch trotzdem offen diskutieren können: Was passiert, wenn 50+1 irgendwann weg ist?", betont Bobic. Zum Beispiel könnte das Modell vor einem Gericht gekippt werden oder europäischen Regeln eines Tages zum Opfer fallen. "Ich habe keine große Angst, dass wir dann unsere Fußball-Kultur verlieren würden und die Mitglieder nichts mehr zu sagen hätten oder die Ticketpreise explodieren oder sich die Vereinsfarben ändern", erläutert der Hertha-Boss. Offenbar hält er es gewissermaßen für Panikmache, wenn vornehmlich auf negative Exzesse beim Einstieg von Investoren hingewiesen wird.

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Lars Pollmann  
10.08.2022