HSV-Direktor
Hrubesch: "Auf meinem Türschild steht einfach nur 'Horst'"

Der deutsche Fußball befindet sich nach Ansicht vieler Experten in einer der größten Krisen seiner langen Historie. Als ein Quell des Übels wird eine Vernachlässigung der Ausbildung ausgemacht. Als Horst Hrubesch noch beim DFB am Werk war, galt sie als ein großes Faustpfand. Der einstige Torjäger hat unter anderem viele Weltmeister von 2014 geformt.
"Für den Rest mussten sie dann selbst sorgen"
Über 20 Jahre hat Hrubesch den Verband in verschiedenen Positionen geprägt, vor allem seine Zeit als Trainer diverser Jugendmannschaften war erfolgreich. Zahlreiche spätere Weltmeister waren Teil der U19-Europameister von 2008 und U21-Europameister von 2009 unter dem heute 72-Jährigen. Hrubesch will den Erfolg aber nicht auf seine eigene Arbeit beziehen. "Jeder dieser Spieler hatte eine super Grundausbildung, und für den Rest mussten sie dann selbst sorgen. Diesen Raum musst du ihnen zugestehen", erklärt er in der Süddeutschen Zeitung.
"Kaum noch jemand interessiert sich für den Menschen"
"Heute würden Jungs, die mal nicht so eine leichte Phase durchleben, durchs Raster fallen, weil sich kaum noch jemand für den Menschen interessiert", meint Hrubesch. Umso wichtiger sei ihm dieser Aspekt in der Arbeit als Leiter der Nachwuchsabteilung beim Hamburger SV. "Auf dem Türschild meines Büros im HSV-Campus etwa steht nicht 'Direktor Nachwuchs', sondern einfach nur 'Horst', und jeder Nachwuchsspieler, der etwas braucht, kann eintreten, ohne anzuklopfen", so die Klublegende.
"Darauf verständigt, dass wir für Offensivfußball stehen"
In den aktuellen Diskussionen um Veränderungen im Kinder- und Jugendfußball plädiert Hrubesch dafür, nicht von oben herab eine Gleichmacherei zu betreiben. Die Stärke des deutschen Fußballs liege in der breiten Basis, die Eigenständigkeit der Vereine solle gefördert werden. "Beim HSV haben wir uns seit geraumer Zeit darauf verständigt, dass wir für Offensivfußball stehen, wir wollen den Ball haben, mutig sein und attackieren, die Profimannschaft soll das vorleben, der Nachwuchs sich daran orientieren", führt Hrubesch aus. "Aber: Nur weil das für den HSV richtig ist, muss das noch lange nicht für Bayer Leverkusen oder Union Berlin so sein."
