Spielerverkäufe in Frankfurt?

Eintrachts Finanzboss: "Nicht gezwungen, Transfererlöse zu erzielen!"

Eintrachts Finanzvorstand Oliver Frankenbach (r.) im Gespräch mit Noch-Sportvorstand Fredi Bobic. Foto: Imago

Eintracht Frankfurt muss aufgrund der Coronapandemie mit erheblichen Verlusten in dieser Saison planen. Die erstmalige Qualifikation für die Champions League wäre unter diesem Gesichtspunkt nicht unwichtig. Finanzvorstand Oliver Frankenbach machte nun aber deutlich: Auf Spielerverkäufe sind die Hessen trotz allem nicht angewiesen.

In einem virtuellen Pressegespräch erläuterte Eintrachts Finanzboss Oliver Frankenbach die aktuelle wirtschaftliche Situation des Klubs. Demnach planen die Frankfurter in dieser Saison mit einem Verlust von 45 Millionen Euro und einem Umsatz von "nur" rund 150 Millionen Euro. In der Saison 2019/20 hatte die Eintracht noch an einem Rekordumsatz von 300 Millionen Euro gekratzt. Die Coronakrise hat auch den Verein aus der Rhein-Main-Metropole hart getroffen. Die sportliche Ausgangslage für die kommende Saison soll das aber nicht beeinflussen, wie Frankenbach auf Nachfrage von fussball.news konstatierte: "Wir haben die Lizenz beantragt für die kommende Saison und haben sie ohne Auflagen und Bedingungen erhalten. Diese basiert auf der Teilnahme am Spielbetrieb in der Bundesliga. Das heißt: Wir sind nicht gezwungen, Transfererlöse zu erzielen."

Transfererlöse wären Bonus

Die Eintracht wäre also durchaus in der Lage alle Leistungsträger, zumindest aus finanzieller Sicht, zu halten. Andre Silva, Filip Kostic, Daichi Kamada oder auch Abwehrtalent Evan N'Dicka waren zuletzt immer wieder Teil diverser Transferspekulationen. Dass einer der Akteure nach der Saison anderswo eine Herausforderung sucht, kann freilich auch nicht ausgeschlossen werden: "Wir haben natürlich Spieler im Kader, die Begehrlichkeiten wecken. Dann hängt es nicht nur von uns ab, sondern auch letztendlich vom einzelnen Spieler." Frankenbach schloss aber in jedem Fall aus, dass man mit Transfererlösen kalkuliere, um Löcher in den Etats zu stopfen: "Das macht keinen Sinn. Wenn wir Transfererlöse erzielen sollten, entscheiden wir, wie wir damit umgehen. Jetzt wollen wir uns erst mal voll auf das Ende der Saison fokussieren." Transferentscheidungen würden in der derzeitigen Phase, ohne den neuen Sportvorstand, ohnehin nur dann getroffen werden, wenn der Eintracht ein Angebot für einen Spieler ins Haus kommt, das wirtschaftlich völlig unmoralisch und folglich unablehnbar wäre.

Das würde die Königsklasse einbringen

Die Qualifikation für die Champions League könnte der Eintracht in alldem durchaus einen finanziellen Schub geben, wenn auch nur kurzfristiger Natur. Der 53-Jährige sprach von etwa 20 Millionen Euro Einnahmen, die die Gruppenphase garantieren könnte, aber auch die Europa League (rund zehn Millionen Euro) und selbst die Conference League (rund 7,5 Millionen Euro) wären durchaus lukrativ für die Frankfurter. Gerade in Anbetracht der Tatsache, dass auch die Eintracht in den kommenden Jahren noch unter den Folgen der derzeitigen Krise leiden wird, ein Anreiz: "Wir sind gezwungen unsere Kosten einzudämmen, in allen Themen. In den kommenden Jahren werden wir die Personalkosten senken müssen. Das ist ein Thema für den Profifußball insgesamt. Der Sport liegt immer im Fokus. Das ist unser Maschinenraum, der funktionieren und uns wettbewerbsfähig halten muss." Frankenbach versprach aber voller Zuversicht: "Das wird er auch!" Den selbst eine weitere Saison ohne Zuschauer werde den Traditionsverein laut seinem Finanzvorstand nicht in seiner Existenz bedrohen.

Benjamin Heinrich  
28.04.2021