Paciencia, Zalazar & Co

Nur 2 von 7? Die knifflige Eintracht-Aufgabe mit den Leih-Spielern

Gonçalo Paciencia gehört zu Eintrachts Leihprofis, die wohl keine Zukunft in Frankfurt haben. Foto: Imago

Im Sommer werden - Stand jetzt - sieben Spieler von einer Leihe zu Eintracht Frankfurt zurückkehren. Die wenigsten haben allerdings eine sportliche Zukunft bei den Hessen.

Leihgeschäfte können im Profifußball verschiedene Intensionen haben. Der eine Akteur sucht bei einem anderen Klub die benötigte Spielpraxis, der andere wird in Zeiten der Coronakrise verliehen, um zumindest von der Gehaltsliste gestrichen werden zu können oder weil sich manch ein abnehmender Klub eine Festverpflichtung schlichtweg nicht leisten kann. Auch Eintracht Frankfurt hat während der aktuellen Saison sieben Profis leihweise an andere Vereine abgegeben. Die Zukunftsperspektiven sind dabei völlig unterschiedlich, manch eine Rückkehr könnte gar zum Problem werden. fussball.news zeigt auf, wie sich die Leihspieler entwickelt haben und bewertet deren Chancen bei der Eintracht ab dem Sommer 2021. 

1. Goncalo Paciencia 

Der Portugiese hat die Eintracht verlassen, weil er im Angriff partout kein Stammspieler wurde. Beim FC Schalke 04 kam Paciencia auch verletzungsbedingt nur zu neun Einsätzen in dieser Saison. Die Schalker ließen sich den Transfer satte zwei Millionen Euro Leihgebühr kosten. Vertraglich wurde zudem eine Kaufpflicht im hohen einstelligen Millionenbereich fixiert, die allerdings nur beim Klassenerhalt der Königsblauen eintritt. Als abgeschlagener Tabellenletzter werden die Schalker den Gang in die 2. Bundesliga wohl antreten müssen und Paciencia mit Vertrag bis 2023 - vorerst - den Weg zurück nach Frankfurt. Perspektive hat er dort allerdings keine, auch weil die Qualität im Kader weiter gestiegen ist und der 26-Jährige sich nicht erneut mit einem Reservistendasein begnügen wollen wird. So wird sich Paciencia wohl um einen neuen Klub bemühen müssen.  

2. Frederik Rönnow

Der dänische Keeper begleitete Paciencia mit zum FC Schalke 04. Auch er erlebte in Gelsenkirchen bislang aber eine durchwachsene Zeit. Der 28-Jährige fand sich zwischen den fünf Schalke-Trainern zwischen Stammplatz, Bank und Reha wieder. Die Bilanz: acht Einsätze. Unter dem neuen Coach Dimitrios Grammozis allerdings ist der Nationalspieler wieder gesetzt, könnte bis zum Saisonende zwischen den Pfosten stehen und so Spielpraxis sammeln. Womöglich aber nur, um für andere Klubs interessant zu werden. Die Nummer zwei hinter Eintracht-Torhüter Kevin Trapp wird er nicht erneut sein wollen, ein Gang in die 2. Bundesliga ist aufgrund seiner Qualität nur schwer vorstellbar, wenn auch nicht gänzlich ausgeschlossen. 

3. Rodrigo Zalazar

Der Uruguayer ist aktuell das Paradebeispiel für eine perfekte Leihe. Während die letzte Leihe nach Polen (Kielce) überhaupt nicht aufging, ist Zalazar beim FC St. Pauli Stammspieler und Leistungsträger. 24 Ligaeinsätze (fünf Tore, drei Vorlagen) stehen in der 2. Bundesliga für den 21-Jährigen zu Buche. Zalazar kann im Mittelfeld auf jeder Position spielen, ist technisch versiert, aber auch zweikampfstark. Er wird im Sommer seine Chance in Frankfurt höchstwahrscheinlich bekommen und könnte sich mit etwas Anlaufzeit zu einer echten Verstärkung entwickeln. Zalazar kam 2019 ablösefrei von der zweite Mannschaft des FC Malaga. Talentspäher Ben Manga hat dort scheinbar einen wahren Rohdiamanten entdeckt, der beim FC St. Pauli aufblüht - und künftig bei der Eintracht für Furore sorgt?

4. Dejan Joveljic

Auch bei Joveljic geht die Leihe bislang absolut auf. Der 21-jährige Serbe ist beim Wolfsberger AC in der österreichischen Bundesliga Stammspieler, erzielte in 32 Pflichtspielen elf Treffer und bereitete fünf vor. Unter anderem kam er dabei auch achtmal in der Europa League (zwei Tore, eine Vorlage) zum Einsatz und sammelte so auch internationale Erfahrung. Im Sommer wird sich der U21-Nationalspieler dennoch einem harten Konkurrenzkampf stellen müssen. Mit Ragnar Ache und Ali Akman stehen zwei weitere Sturmtalente im Kader der Hessen. Bei einem der Dreien wird sich die Eintracht vermutlich um ein (erneutes) Leihgeschäft bemühen. 

5. Danny da Costa

Bei der Eintracht genoss er lange Kultstatus, ehe er unter Trainer Adi Hütter immer mehr aufs Abstellgleis geriet. Folgerichtig zog es Danny da Costa im Winter zum FSV Mainz 05, wo der Rechtsverteidiger auf Anhieb Stammspieler (sieben Einsätze, eine Torvorlage) wurde. Seine Qualitäten für die Bundesliga sind unbestritten, ob er sich in die Eintracht-Mannschaft kommende Saison zurückkämpfen kann, darf als äußerst fraglich gelten. Zu klar waren die Signale von Trainer Adi Hütter zuletzt, auf der rechten Außenbahn mit anderen Spielern zu planen. Da Costa besitzt noch einen Vertrag bis 2022 bei der Eintracht, hält Mainz die Klasse, gilt es als wahrscheinlich, dass der 27-Jährige fest verpflichtet wird.

6. Dominik Kohr

Wie da Costa zog es auch Dominik Kohr auf Leihbasis nach Mainz. Der Mittelfeldspieler wechselte im Sommer 2019 für knapp neun Millionen Euro von Bayer Leverkusen an den Main. Nachhaltig durchsetzen konnte sich der 27-Jährige aber nicht. Beim FSV Mainz 05 hingegen ist auch Kohr auf Anhieb zum Stammspieler und Leistungsträger aufgesteigen und Sinnbild für den Mainzer Aufschwung. Kohr besitzt in Frankfurt noch einen Vertrag bis 2024. Da aktuell keine großen Ablösen durch die Coronakrise zu erwarten sind, könnte Mainz im Falle des Klassenerhaltes statt eines Kaufes eine Verlängerung der Leihe anstreben.

7. Nils Stendera

Sein Transfer zu Lok Leipzig sollte Nils Stendera Spielpraxis verleihen. Das Vorhaben glückte nur bedingt. Nach sieben Einsätzen zwischen Bank und Startelf wurde die Saison in der Regionalliga Nordost aufgrund der Pandemie unterbrochen und bislang nicht wieder aufgenommen. Für den 19-Jährigen ist es bis dato eine verlorene Saison. Eine Zukunft bei den Eintracht-Profis hat der jüngere Bruder von Marc Stendera wohl nicht. Bei der Eintracht ist die Konkurrenz im Mittelfeld groß, ein weiteres Leihgeschäft würde mit einer Verlängerung des Vertrages (bis 2022 aktuell) einhergehen. Die Klub-Verantwortlichen werden also eine Grundsatzentscheidung treffen müssen, ob sie dem Eigengewächs mittelfristig überhaupt die Bundesliga zutrauen.

Benjamin Heinrich  
12.03.2021