Arbeiter statt Künstler?

Bremer "Rumpelfußball": Droht Werder ein Imageverlust?

Werder Bremen steuert auf das Ziel Klassenerhalt zu.
Werder Bremen steuert auf das Ziel Klassenerhalt zu. Foto: Getty

Trainer Florian Kohfeldt muss erneut den Spielstil von Werder Bremen verteidigen und gelobt zugleich Besserung. Der Druck nimmt zu, obwohl die Grün-Weißen mit dem Abstieg nichts zu tun haben dürften.

Es ist schon kurios: Nur einmal seit der Saison 2013/14 besaß Werder Bremen mehr Punkte nach 16 Spieltagen auf dem Konto als in der aktuellen Spielzeit. 2018/19 hatte Bremen zum Vergleichszeitpunkt 22 Zähler vorzuweisen, nun sind es nach dem 2:0-Sieg über den FC Augsburg immerhin 18 Punkte. Ansonsten lag die Punktzahl immer zwischen 14 und 16. Sollte nichts sehr Überraschendes passieren, kann Bremen diese Saison ohne Not wohl den Klassenerhalt feiern.

"Ich weiß, dass wir so keinen Schönheitspreis gewinnen"

Trotzdem kommt immer mehr Unmut in Bremen auf. Es geht um die Spielweise der Grün-Weißen, die immer öfter mit dem Begriff "Rumpelfußball" in Zusammenhang gebracht wird. Und immer öfter muss sich Trainer Florian Kohfeldt rechtfertigen - wie auch nach dem 2:0-Erfolg über Augsburg. "Ich weiß, dass wir so keinen Schönheitspreis gewinnen. Und ich sage es noch mal ganz, ganz deutlich: Das Ziel bleibt, schöneren Fußball zu spielen", erklärte Kohfeldt laut Bild-Zeitung. Er bat um Zeit und Verständnis: "Die Erwartungshaltung an uns ist: Ihr sollt attraktiven, dominanten Ballbesitz-Fußball spielen, weil ich das mal gesagt habe. Dazu stehe ich auch. Aber jetzt haben wir deutlich weniger Mittel, als wir noch in den letzten Jahren zur Verfügung hatten."

Die Gefahr der passiven Spielweise...

Selbst das angeblich ruhige Bremer Umfeld wird unruhiger. Der Weser-Kurier sieht bereits sehr dunkle Wolken über Bremen aufziehen. "Die Gefahr der passiven Spielweise: Werder verliert seinen über Jahrzehnte gepflegten Markenkern, für schönen Offensivfußball zu stehen", heißt es dort. "Die Lust auf Fußball machte den Verein auch für Sponsoren interessant: Quer durch die Republik schaute man – bevor die Krise kam – Werder gerne zu, und jeder Stadionbesuch wurde zum Erlebnis." Steckt Bremen also bereits in einem Teufelskreis? Aus Angst vor dem sportlichen und finanziellen Absturz wird mehr Fußball gearbeitet statt gespielt, was womöglich den kurzfristigen Erfolg sichert, aber dennoch langfristig negative Folgen besitzt? Die Bremer Verantwortlichen müssen schon bald Antworten auf diese Herausforderungen finden.

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Daniel Michel  
18.01.2021