Traditionsklubs leiden

Diesen Bundesligisten geht es finanziell (nicht) gut

Der Transfer von Sadio Mane hat viel Aufsehen erregt. Foto: Getty Images.
Der Transfer von Sadio Mane hat viel Aufsehen erregt. Foto: Getty Images.

Der allgemeine Tenor in der Bundesliga lautet, dass die Corona-Pandemie die wirtschaftliche Situation der Vereine erschwert hat. Die Entwicklungen auf dem Transfermarkt haben jedoch aufgezeigt, dass zahlreiche Klubs weiterhin in der Lage sind, zu investieren.

Dass die Corona-Pandemie Löcher in die Kassen zahlreicher Fußballvereine gerissen hat, ist unumstritten. Über viele Monate hinweg waren - wenn überhaupt - nur zu einem bestimmten Anteil Zuschauer zugelassen, ehe sich die Ränge im Kalenderjahr 2022 sukzessive gefüllt haben. In der Bundesliga vergrößerten zudem geringere TV-Einnahmen das finanzielle Defizit. Dennoch ist der Großteil der Klubs auf dem Transfermarkt handlungsfähig.

Bayern und Dortmund haben viel Spielraum

Als der FC Bayern zu Jahresbeginn den Abschied von Niklas Süle verkündete, entfachte beim deutschen Rekordmeister eine Debatte über den Begriff 'Wertschätzung'. Aus Sicht des Ehrenpräsidenten Uli Hoeneß wird diese im Profifußball in Geld gemessen. "Die Wertschätzung heißt Euro, zu 99 Prozent", sagte Hoeneß im Mai bei RTL und ergänzte: "Bei Süle war es nur das Geld." Falls diese Darstellung der Wahrheit entspricht, war der FC Bayern offenbar nicht bereit, die Forderungen der Spielerseite zu erfüllen - nun ranken sich allerdings Gerüchte über einen möglicherweise 70 bis 80 Millionen Euro teuren Transfer von Matthijs de Ligt, nachdem bereits Sadio Mane für bis zu 41 Millionen Euro verpflichtet wurde und Ryan Gravenberch bis zu 24 Millionen Euro kosten kann. Borussia Dortmund hat indes für Nico Schlotterbeck, Salih Özcan, Karim Adeyemi und Sebastien Haller kolportierte 86 Millionen Euro gezahlt, obwohl bisher lediglich Erling Haaland für 75 Millionen Euro an Manchester City verkauft wurde. Behilflich waren dem BVB offenbar Erlöse in Höhe von 86 Millionen Euro, die im September vergangenen Jahres an der Börse erwirtschaftet wurden (fussball.news berichtete). Zwar sind für weitere Transfers frische Einnahmen notwendig, dennoch konnte auch Dortmund bereits kräftig investieren.

Union, Freiburg und Mainz sind Vorreiter des Mittelfelds

RB Leipzig, die TSG Hoffenheim, Bayer Leverkusen und der VfL Wolfsburg sind wirtschaftlich gut aufgestellt. Leipzig und Leverkusen ist es gelungen, Leistungsträger wie Christopher Nkunku, Patrik Schick oder Florian Wirtz zu halten, Hoffenheim hat in den vergangenen Jahren nachhaltig agiert und trotz hoher Einnahmen den Fokus auf ablösefreie Spieler gelenkt und Wolfsburg hat den neuen Cheftrainer Niko Kovac laut Sport Bild mit dem zweithöchsten Gehalt aller Bundesliga-Coaches ausgestattet (fussball.news berichtete). Derweil profitieren Union Berlin, der SC Freiburg und Mainz 05 von dem Geschäftsmodell, entwicklungsfähige Spieler zu einem geringen Preis zu verpflichten und für ein Vielfaches weiterzuverkaufen - so wie der VfL Bochum, der gemäß Sport Bild einen Überschuss von zehn Millionen Euro erwirtschaftet hat und diese Summe nutzt, um Rücklagen zu bilden. Der FC Augsburg hat in der Vergangenheit ebenfalls viel Geld angespart und darf sich zudem über die Unterstützung des US-amerikanischen Investors David Blitzer freuen, während Eintracht Frankfurt vom Triumph in der Europa League profitiert hat und laut Transfermarkt bereits 28 Millionen Euro investieren konnte.

Altlasten, Corona und der Abstieg belasten Schalke und Bremen

Demgegenüber ist eine Gruppe aus sechs Vereinen deutlich schwächer aufgestellt. Der FC Schalke 04 und Werder Bremen litten bereits vor der Corona-Pandemie unter finanziellen Schwierigkeiten, die durch die fehlenden Einnahmen und dem Abstieg vor einem Jahr größer wurden. Während sich Werder über eine Landesbürgschaft und eine Anleihe über Wasser hielt, betragen die Verbindlichkeiten auf Schalke noch immer beachtliche 183,5 Millionen Euro. Diese Altlasten schränken die Handlungsfähigkeit auf dem Transfermarkt enorm ein. Auch der VfB Stuttgart und der 1. FC Köln verfügen aufgrund der Misswirtschaft der vergangenen Jahre über geringe Budgets, weshalb der VfB etwa lange mit dem Hamburger SV über einen Transfer von Josha Vagnoman verhandelt hat und Köln laut Medienberichten selbst geringe Millionenbeträge in Raten zahlt. Zudem können Verträge mit Spitzenverdienern wie Anthony Modeste nur mit beträchtlichen Gehaltseinbußen verlängert werden, weshalb der Stürmer offen über einen Wechsel nachdenkt.

Verpasste Gladbacher Einnahmen - Auch Hertha leidet

Während bei Borussia Mönchengladbach verpasste Einnahmen das Corona-Loch vergrößert haben - Matthias Ginter ging ablösefrei, Denis Zakaria brachte nur einen einstelligen Millionenbetrag ein und Marcus Thuram verletzte sich im August 2021 unmittelbar vor dem Wechsel zu Inter Mailand - und sich daher der fünf Millionen Euro teure Transfer von Ko Itakura in die Länge zog, ist bei Hertha BSC von den 375 Millionen Euro, die Lars Windhorst in den vergangenen drei Jahren investiert hat, kaum noch etwas übrig. Noch im Januar 2020 investierte der Hauptstadtklub 77 Millionen Euro, nun ist hingegen ein drastischer Sparkurs angesagt, der kostspielige Transfers ohne vorherige Verkäufe nicht ermöglicht. 

Vor allem Traditionsvereine betroffen

Zusammenfassend ist festzuhalten, dass der FC Bayern und Borussia Dortmund die beiden einzigen Vereine sind, die bisher hohe Ablösesummen für einzelne Spieler gezahlt haben. Aber auch unscheinbare Klubs wie Union Berlin, Freiburg, Mainz, Bochum oder Augsburg verfügen über genügend finanzielle Mittel, um aktiv zu werden. Demgegenüber stehen mit Schalke, Bremen, Stuttgart und Köln vier Traditionsvereine schlechter da, die in der jüngeren Vergangenheit in die 2. Bundesliga abgestiegen sind und zuvor wenig nachhaltig gewirtschaftet haben. Im Falle von Borussia Mönchengladbach wurden die finanziellen Vorgaben in den vergangenen zwölf Monaten nicht erfüllt, während Hertha BSC trotz der vielen Windhorst-Millionen im Tabellenkeller gesteckt hat und viel Geld verbrannt worden ist.

Florian Bajus  
07.07.2022