Dreimal BVB
Diese Bundesliga-Elf enttäuschte im Fußballjahr 2021

Das Fußballjahr 2021 ist für die Bundesliga seit Sonntag Geschichte. In mancher Hinsicht geht es unrühmlich in die Historie ein. Das deutsche Oberhaus hat etwa viele Spiele ohne Zuschauer absolvieren müssen und einst stolze Vereine in die Zweitklassigkeit verabschiedet.
Auch einige Profis würden die vergangenen Monate aus verschiedenen Gründen wohl ganz gerne ungeschehen machen. fussball.news hat eine Bundesliga-Elf erstellt, die im Jahr 2021 enttäuscht hat. Bisweilen können mildernde Umstände geltend gemacht werden, nicht immer geht es um rein sportliche Belange.
Torhüter: Roman Bürki, Borussia Dortmund
Roman Bürki ging als Stammkeeper des BVB ins Jahr 2021, verlor seinen Posten im Frühjahr an Marwin Hitz. Mit dem Einsatz im DFB-Pokalfinale gab es noch ein Highlight, seit Monaten aber ist der Schweizer völlig außen vor. Durch die Verpflichtung von Gregor Kobel ist für Bürki kein Platz mehr, er ist in Dortmund nur noch geduldet, der Klub würde den Schlussmann gerne von der Gehaltsliste bekommen. Weil der 31-Jährige keine großen Anstalten zu machen scheint, sich eine sportliche Herausforderung zu suchen, gilt er unter manchen Fans inzwischen als Söldner. Was für ein Abstieg binnen zwölf Monaten!
Rechter Verteidiger: Lukas Klostermann, RB Leipzig
Die steile Karriere von Lukas Klostermann hat in den vergangenen Monaten an Schwung verloren. Bei RB Leipzig ist der Defensiv-Allrounder nicht mehr automatisch gesetzt, woran sicher auch mehrere Verletzungen ihren Anteil tragen. Große Impulse konnte der 25-Jährige so schon länger nicht mehr setzen. Bleibt der Nationalspieler endlich wieder länger fit, sollte er den Sachsen zu einer deutlich besseren Rückrunde verhelfen können.
Innenverteidiger: Jorge Mere, 1.FC Köln und Dominique Heintz, SC Freiburg
Die beiden ehemaligen Teamkollegen beim 1.FC Köln eint ein ähnliches Schicksal: Ihren Stammplatz haben Jorge Mere bei den Geißböcken und Dominique Heintz beim SC Freiburg verloren. Mit nur acht Einsätzen in der Hinrunde hat der Spanier dabei noch erheblich mehr gespielt als der Linksfuß für die Breisgauer. Heintz fiel in Freiburg der starken Entwicklung von Nico Schlotterbeck und Philipp Lienhart zum Opfer. Am Mittwoch gab Union Berlin die Verpflichtung des 28-Jährigen bekannt. Es gilt als denkbar, dass auch Mere im Winter einen neuen Klub suchen darf.
Linker Verteidiger: Nico Schulz, Borussia Dortmund
An den Gelegenheiten, sich zu beweisen, liegt es nicht, dass Nico Schulz auch in seinem dritten Jahr beim BVB nicht zu überzeugen weiß. Sowohl im ersten Halbjahr 2021 unter Edin Terzic, als auch unter Nachfolger Marco Rose in der abgelaufenen Hinrunde der Bundesliga kam der Linksverteidiger immer wieder zu Einsätzen. Den Nachweis, die 25 Millionen Euro Ablöse aus dem Sommer 2019 wert gewesen zu sein, bleibt der Ex-Nationalspieler weiter schuldig. In Erinnerung bleibt am ehesten, wie Schulz beim Aus der Schwarzgelben in der Champions League entscheidend patzte. Zur Ehrenrettung sei erwähnt, dass der Berliner kurzfristig und ohne großen Rhythmus in die Startelf rücken musste.
Zentrale Mittelfeldspieler: Joshua Kimmich, FC Bayern und Emre Can, Borussia Dortmund
Sportlich ist Joshua Kimmich nach herausragenden Leistungen auch im Jahr 2021 über alle Zweifel erhaben. fussball.news hat den Nationalspieler gerade erst in die Bundesliga-Top-Elf berufen. Ohne jeden Zweifel ist aber auch, dass Kimmich in den vergangenen Monaten einen großen Imageschaden erlitten hat. Sein Bekenntnis, sich bislang einer Impfung verweigert zu haben, sorgte im Herbst für große Diskussionen. Als der Mittelfeldmann dem FC Bayern dann wochenlang fehlte, war die Schadenfreude groß. Der einstige Musterprofi muss das verloren gegangene Vertrauen der Öffentlichkeit nun wieder verdienen.
Emre Can hat derweil für den BVB oft durchaus ordentliche Leistungen gezeigt und verdient Anerkennung dafür, dass er ohne Murren verschiedene Rollen ausübt, die ihm immer wieder Rhythmus nehmen. Allerdings wurde der 27-Jährige dem Führungsanspruch, den er in Dortmund innehat, auf dem Platz zu oft nicht gerecht. Negatives Paradebeispiel dafür war sein Platzverweis beim Champions-League-Aus in Lissabon. Die Rote Karte mag deutlich überzogen gewesen sein, doch Can gab dem Schiedsrichter erst die Chance, sich falsch zu entscheiden, indem er in einen privaten Clinch ging, anstatt sich auf das versuchte Comeback des BVB zu konzentrieren.
Offensive Mittelfeldspieler: Paulinho, Bayer Leverkusen und Amin Younes, Eintracht Frankfurt
Beim Brasilianer Paulinho greifen zumindest anteilig die oben erwähnten mildernden Umstände. Dass der Offensivspieler der Werkself nach einem Kreuzbandriss aus dem Juli 2020 bis zum Saisonfinale fehlen würde, kann ihm kaum zur Last gelegt werden. Allerdings passt es ins Bild, dass der 21-Jährige in nun dreieinhalb Jahren bei Bayer04 hinterlassen hat. Der einst mit so großen Hoffnungen verpflichtete Nachwuchs-Nationalspieler der Selecao ist ein weitgehend uneingelöstes Versprechen. Daran hat sich 2021 nichts geändert: Paulinho war an einem von 65 Bundesliga-Toren der Werkself beteiligt.
Amin Younes hätte derweil in den ersten Monaten des Jahres niemand in einer Elf der Enttäuschungen erwartet. Für Eintracht Frankfurt brillierte der wuselige Mittelfeldspieler phasenweise derart, dass es sogar für eine Rückkehr ins DFB-Team reichte. Aber schon im Endspurt der Saison verloren die Leistungen von Younes an Glanz, im Sommer überschlugen sich dann teilweise die Ereignisse. Der Versuch, einen Wechsel nach Saudi-Arabien zu provozieren, platzte, in der Folge wurde der 28-Jährige nach Informationen von fussball.news suspendiert. Seither wartet Younes auf eine Lösung, die die Rückkehr auf den Fußballplatz ermöglicht. Da hat sich ein eigentlich so talentierter Profi offenbar kräftig verspekuliert.
Stürmer: Krzystof Piatek, Hertha BSC und Marcus Thuram, Borussia Mönchengladbach
Hertha BSC mag sich ordentlich in die Winterpause verabschiedet haben, insgesamt war das Jahr 2021 für die Berliner enttäuschend. Nur Arminia Bielefeld und der FC Augsburg erzielten unter den ständigen Erstligisten weniger Tore und holten weniger Punkte als der selbsternannte 'Big City Club'. In 28 Einsätzen steuerte Krzystof Piatek dabei nur fünf Treffer bei, in der Hinrunde der laufenden Saison hat er so keinen Stammplatz mehr inne. Der einst 24 Millionen Euro teure Stürmer, bei dem Jürgen Klinsmann noch "große Chance auf Mehrwert" sah, ist so kein Leistungsträger, sondern eher eine Enttäuschung.
Neben Hertha gehört auch Borussia Mönchengladbach zu den Teams, die 2021 weit unter den Erwartungen absolviert haben. Als ein Grund müssen die Leistungen von Marcus Thuram gelten, der auch abseits des Platzes ein turbulentes Jahr erlebte. Der Franzose verpasste die ersten Partien 2021, weil er im Dezember einen Gegenspieler angespuckt hatte. Es folgte eine ordentliche Rückrunde, durch die der Angreifer überraschend auf den EURO-Zug von Frankreich aufsprang. Anfang der Bundesliga-Saison verletzte sich Thuram am Knie, in der laufenden Runde sind nur zehn Einsätze für ihn markiert, ein Tor gelang dabei nicht. Pikant: Eigentlich wäre der Stürmer wohl nicht mehr bei Gladbach, hätte das malade Knie nicht einen Wechsel zu Inter Mailand vermasselt. Nun steht der Vorwurf im Raum, Thuram könne sich nicht mehr für Gladbach begeistern, denke zu sehr an den 'nächsten Schritt'. Mit den Leistungen der vergangenen Monate macht sich der Angreifer aber kaum interessant.
