Schwolow, Mane und Co.

Die Flop-XI der Bundesliga-Saison 2022/23

Mane hat die Erwartungen nicht ansatzweise erfüllen können. Foto: Getty Images
Mane hat die Erwartungen nicht ansatzweise erfüllen können. Foto: Getty Images

Die Bundesliga-Saison 2022/23 ist Geschichte, lediglich die Relegationsspiele zwischen dem VfB Stuttgart und Hamburger SV stehen noch aus. Die wichtigsten individuellen Ehrungen sind bereits verteilt: Die Torjägerkanone teilen sich Niclas Füllkrug und Christopher Nkunku, zum Spieler der Saison wurde Jude Bellingham gewählt. Von solchen Auszeichnungen konnten viele Profis in den vergangenen Monaten nur träumen.

Um eines vorwegzunehmen: Jeder Spieler, der in einem Bundesliga-Kader steht, hat eine gewisse Qualität. Dass diese über eine Saison nicht zum Vorschein kommt, kann viele Gründe haben, von denen manche nicht in der Kontrolle der Profis selbst stehen. Dennoch muss es auch Schatten geben, wo Licht scheint. Aus den Kickern, für die das besonders gilt, hat fussball.news eine Flop-Elf der nunmehr abgelaufenen Bundesliga-Saison zusammengestellt.

Torwart: Alexander Schwolow, FC Schalke 04

Der Abstieg der Königsblauen mag am 34. Spieltag erfolgt sein, begründet ist er in erster Linie in einer beschämend schwachen Hinrunde. Die Aufholjagd im Kalenderjahr 2023 war letztlich nicht von Erfolg gekrönt, hatte aber viel damit zu tun, dass Chefcoach Thomas Reis Ralf Fährmann zurück ins Tor stellte und den über weite Strecken indisponierten Schwolow ersetzte. Dessen Patzer beim 2:2 gegen Eintracht Frankfurt am 33. Spieltag muss als einer der Punkte gelten, die den Abstieg letztlich besiegelt haben.

Rechter Verteidiger: Thomas Meunier, Borussia Dortmund

Beim BVB gab es in den vergangenen Monaten die ein oder andere gefühlte Wiederauferstehung, zum Beispiel hat sich Marius Wolf auf der rechten Seite bis ins Nationalteam gekämpft. Profitiert hat er dabei vom Unglück Meuniers, der nach einem Jochbeinbruch im Herbst nie wieder zurück zur ersten Elf gefunden hat. Ganze 19 Bundesliga-Minuten stehen für den Belgier so seit dem 11. Spieltag zu Buche. Ein Flop scheint auch, wie sich seine Ehefrau nach dem Meister-Drama verhielt: Offenbar hielt sie das Scheitern auf den letzten Metern für gerechtfertigt, weil der Umgang mit Meunier schlechtes "Karma" heraufbeschwor. Jedenfalls nutzte sie dieses Wort in den sozialen Medien.

Innenverteidiger: Maya Yoshida, FC Schalke 04 und Stanley Nsoki, TSG Hoffenheim

Mit 71 Gegentreffern stellt Schalke nach dem VfL Bochum zwar nur die zweitschlechteste Abwehr der Bundesliga, wenn man aber bedenkt, dass die Knappen gleich fünfmal 0:0 gespielt haben, wird die Statistik noch bemerkenswerter. Yoshida kam vor der Saison als designierter Stabilisator, konnte seine Erfahrung aber erst dann gewinnbringend auf den Platz übertragen, als es für S04 letztlich schon zu spät war.

Nsoki derweil kostete Hoffenheim satte 12 Millionen Euro, war damit der drittteuerste Innenverteidiger der Saison nach Matthijs de Ligt und Nico Schlotterbeck. Während diese beiden das Investment ihrer Klubs absolut rechtfertigen konnten, hat Nsoki seinen Stammplatz auf dem Weg zur Rettung der TSG unter Pellegrino Matarazzo verloren und fiel im Endspurt nur noch mit einer Roten Karte nach einem Tritt ins Gesicht von Paxton Aaronson von Eintracht Frankfurt auf.

Linksverteidiger: Marvin Plattenhardt, Hertha BSC

Im Umfeld von Hertha haben sich vor der Saison schon manche gewundert, warum Ex-Nationalspieler Plattenhardt die Kapitänsbinde übernimmt. Immerhin gilt der Linksverteidiger nicht zwingend als Lautsprecher und geborener Leader. Tatsächlich bleibt von der Saison des 31-Jährigen kaum etwas in Erinnerung. Dass er als Spielführer im Kampf gegen den Abstieg den Ton angegeben hätte, lässt sich nicht sagen. Von seinen gefürchteten Standards konnte Hertha auch nur bedingt profitieren.

Defensives Mittelfeld: Danny Latza, FC Schalke 04

Neben Plattenhardt ist auch Latza als Kapitän eines Traditionsklubs abgestiegen, ohne dass dabei im Gedächtnis bliebe, wie sehr sich der vermeintliche Leader dagegen gestemmt hat. Der Mittelfeldmann war bei der Aufholjagd von Schalke eher dabei als voranzugehen, nachdem er in der Aufstiegssaison noch maßgeblich am späten Push zur Zweitliga-Meisterschaft beteiligt gewesen war.

Zentrales Mittelfeld: Suat Serdar, Hertha BSC

Hertha BSC hätte mit dem vorhandenen Spielermaterial sicher nicht absteigen müssen. Ein gutes Beispiel, warum das dennoch passiert ist, liefert Serdar: Die guten Tage des ehemaligen Nationalspielers sind in den vergangenen Monaten viel zu rar geworden, fahrige Auftritte ohne Überzeugung in die eigentlich vorhandene eigene Qualität haben Überhand genommen. Wenn Ansprüche und Wirklichkeit so auseinanderklaffen, ist das selten eine gute Kombination.

Flügelspieler: Sadio Mane, FC Bayern und Callum Hudson-Odoi, Bayer Leverkusen

Es gab sicher viele Bundesliga-Spieler, die schwächere Leistungen gezeigt haben in der abgelaufenen Saison als Mane. Doch waren bei kaum jemandem die Erwartungen so hoch wie beim Senegalesen. Nicht weniger als der neue Superstar der Bundesliga wurde bei seiner Verpflichtung angekündigt, letztlich war Mane ein Mitläufer, oft verletzt und überraschend unbeherrscht gegenüber der eigenen Mannschaft. Der Transfer gilt schon jetzt als einer der größeren Flops der jüngeren Vereinshistorie des FC Bayern, der händeringend einen Abnehmer suchen dürfte.

Hudson-Odoi indes ist jeden Beweis dafür schuldig geblieben, warum die Bayern und auch der BVB in der Vergangenheit immer wieder scharf auf das vermeintliche Top-Talent des FC Chelsea waren. Der 22-Jährige verlässt seine Leihstation Leverkusen ohne echten Impact, die einzige Torbeteiligung in der Bundesliga sammelte er beim Debüt im September. Wie passend, dass die Werkself das Spiel gegen den SC Freiburg verlor.

Stürmer: Lucas Alario, Eintracht Frankfurt und Patrik Schick, Bayer Leverkusen

Frankfurt hat sich vor der Saison im Sturm gut verstärkt. Damals konnte niemand ahnen, dass sich Randal Kolo Muani ohne jede Eingewöhnungszeit in der Bundesliga zurechtfinden würde und die vermeintlich sichere Bank Alario nach ordentlichen Jahren in Leverkusen bei den Hessen komplett außer Form präsentieren würde. Ein kümmerliches Tor, geradezu selbstverständlich gegen den ehemaligen Arbeitgeber, hat der Argentinier in der Liga beigesteuert, nach zwei Startelf-Einsätzen sollten sich die Wege wohl im Sommer trennen.

Der einstweilige Sturmpartner von Alario ist in dieser Flop-XI indes mit ihm wiedervereint: Schick musste vor der Saison nach dem Abgang von Robert Lewandowski und Erling Haaland als Favorit auf die Torjägerkanone gelten, er beendete sie mit lediglich drei Toren in nur 14 Einsätzen. Es war vor allem verletzungsbedingt eine Spielzeit zum Vergessen für den Tschechen, dem sicher zuzutrauen ist, mit mehr Fortune in der kommenden Saison wieder in einer Top-XI aufzutauchen.

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Lars Pollmann  
29.05.2023