Prämien statt Identifikation?

Lahm kritisiert DFB-Stars: "Bekommen mehr als genug Geld"

Philipp Lahm hat die Nationalspieler hinsichtlich der Debatte über Prämien kritisiert. Foto: Getty Images.
Philipp Lahm hat die Nationalspieler hinsichtlich der Debatte über Prämien kritisiert. Foto: Getty Images.

Philipp Lahm hat bei der deutschen Nationalmannschaft während der WM in Katar Identifikation vermisst. Sowohl der DFB als auch die Spieler seien hinsichtlich der Heim-EM 2024 in der Pflicht, ein größeres Miteinander auszustrahlen.

Mit großen Ambitionen reiste die deutsche Nationalmannschaft zur Weltmeisterschaft, doch wie bereits 2018 in Russland war vor drei Monaten auch in Katar nach der Gruppenphase Schluss. Laut Philipp Lahm habe es den Spielern von Bundestrainer Hansi Flick nicht an fußballerischer Qualität gemangelt, dafür umso mehr an Identifikation mit der Nationalmannschaft. "Was hat die besten Teams des Turniers ausgezeichnet? Identität! Man hat jedem einzelnen argentinischen Spieler angesehen, dass er weiß, wofür er spielt: für Argentinien, fürs ganze Land. Die Spieler haben füreinander gekämpft, der Trainer hat diese Leidenschaft vorgelebt", sagte der Weltmeister-Kapitän von 2014 in einem Interview mit der Süddeutschen Zeitung.

"In dieser Hinsicht hat schon ein bisschen was gefehlt'"

Auch bei Vizeweltmeister Frankreich und Halbfinalist Marokko sei ein solcher Zusammenhalt zu spüren gewesen, bei Deutschland habe dagegen "in dieser Hinsicht schon ein bisschen was gefehlt." Für eine erfolgreiche Zukunft der deutschen Nationalmannschaft sei es deshalb von großer Bedeutung, den Spielern ein besonderes Gefühl zu vermitteln. "Die Spieler müssen beim Nationalteam wieder das Gefühl haben, dass sie bei etwas ganz Coolem dabei sind. Bei etwas, was das ganze Land toll findet und unterstützt", sagte Lahm und betonte: "Die Mannschaft muss wieder etwas ausstrahlen, was bei den Leuten ankommt. Das ist in den letzten Jahren etwas verloren gegangen."

"Kann nicht mehr darum gehen, noch mehr Prämien zu verdienen"

Der ehemalige Rechtsverteidiger kritisierte darüber hinaus, dass Siegesprämien wichtiger erscheinen als die Nationalmannschaft an sich. "Jeder Spieler" müsse verstehen, "dass es nicht mehr darum gehen kann, noch mehr und noch mehr Prämien zu verdienen. Geld bekommen die Spieler in ihren Klubs mehr als genug." In dieser Hinsicht sei der DFB ebenso gefordert wie bei der Herausforderung, das Band zwischen Fans und Nationalelf zu stärken: "Er (der DFB, d. Red.) muss wieder mehr für seine Mitglieder und Vereine da sein und für die ganz normalen Leute arbeiten. Wir brauchen wieder eine Stimmung, in der Breitensport und Profifußball Teile eines gemeinsamen Ganzen sind."

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Florian Bajus  
17.02.2023