Statt Auslosung

Wäre eine Setzliste für das CL-Achtelfinale gerechter gewesen?

Paris St. Germain scheiterte im Achtelfinale der Champions League am FC Bayern. Foto: Getty Images.
Paris St. Germain scheiterte im Achtelfinale der Champions League am FC Bayern. Foto: Getty Images.

Der Losentscheid für die Gruppenphase und K.o.-Spiele der Champions League ist das höchste Gut der UEFA. Was wäre aber, wenn ab dem Achtelfinale eine Setzliste über die Paarungen entscheiden würde?

Die Champions League ist das Premiumprodukt der UEFA. Die 32 besten Mannschaften der europäischen Ligen spielen um den begehrten Henkelpott, das Finale bildet den Abschluss und das Highlight einer jeden Fußballsaison. Die Frage, wer das Turnier gewinnt, ist von vielen Faktoren abhängig. Neben Konstanz in den Gruppenspielen und einer guten Tagesform in der K.o.-Phase ist auch das Losglück entscheidend.

PSG regelmäßig mit Lospech

Letzteres war nicht immer auf der Seite von Paris St. Germain. Der französische Spitzenklub traf im diesjährigen Achtelfinale auf den FC Bayern und schied nach zwei Niederlagen (0:1, 0:2) zum fünften Mal in den vergangenen sieben Jahren in der Runde der letzten 16 aus. Vor einem Jahr scheiterte PSG an Real Madrid (1:0, 1:3), das bereits in der Saison 2017/18 das Achtelfinal-Aus besiegelte (1:3, 1:2), nachdem im Vorjahr gegen den FC Barcelona Schluss war (4:0, 1:6). Real misst sich derweil im Achtelfinale mit dem FC Liverpool, nach dem 5:2-Sieg im Hinspiel stehen die Königlichen mit einem Bein im Viertelfinale. Eine weitere internationale Spitzenmannschaft steht somit vor dem Aus, und auch Manchester City darf sich nach dem 1:1 im Hinspiel gegen RB Leipzig noch nicht allzu sicher über die Qualifikation für das Viertelfinale sein.

Rummenigge forderte Ende der Auslosung

Die K.o.-Spiele versprechen somit frühe Highlights, doch das Losverfahren war Karl-Heinz Rummenigge nach dem Achtelfinale des FC Bayern in der Saison 2015/16 gegen Vorjahresfinalist Juventus Turin (2:2, 4:2 n.V.) ein Dorn im Auge. "Wir sind alle abhängig vom Schicksal. Heute fliegt eine Mannschaft raus, die letztes Jahr im Finale war. Das ist in der Zukunft so nicht mehr tragbar", zitierte Sport Bild den damaligen FCB-Vorstandschef, der der UEFA als Rat auf den Weg gab, "ob man irgendwann auch mal über Setzlisten oder etwas ähnliches nachdenkt".

Wie sähe das Achtelfinale mit einer Setzliste aus?

Als potenzielle Setzliste könnte der Zehnjahres-Klubkoeffizient dienen, in welchem die Vereine auf Basis ihrer Erfolge in den UEFA-Wettbewerben im Zeitraum der vergangenen zehn Jahre gelistet werden. Real Madrid führt das Ranking mit 378.000 Punkten vor dem FC Bayern (320.000) und dem FC Barcelona (286.000) an, die stärksten Bundesligisten nach Bayern sind Borussia Dortmund (12., 196.000 Punkte), Bayer Leverkusen (22., 129.000 Punkte) und der FC Schalke 04 (31., 100.000 Punkte). In der nachfolgenden Liste zeigt fussball.news auf, welche Achtelfinal-Paarungen auf diese Weise resultieren würden:

1. Real Madrid (1.) vs. Club Brügge (45.)

2. FC Bayern (2.) vs. AC Milan (27.)

3. FC Chelsea (5.) vs. Eintracht Frankfurt (38.)

4. Paris SG (7.) vs. RB Leipzig (36.)

5. Manchester City (8.) vs. Inter Mailand (26.)

6. FC Liverpool (9.) vs. Benfica (15.)

7. Borussia Dortmund (12.) vs. SSC Neapel (19.)

8. FC Porto (13.) vs. Tottenham Hotspur (18.)

Liga- und Gruppen-Regel würde weiterhin greifen

Der FC Bayern träfe in diesem Fall auf die AC Milan statt auf Eintracht Frankfurt, da im Achtelfinale keine Mannschaften aus derselben Liga gegeneinander antreten dürfen. Aus diesem Grund dürfte FC Liverpool auch nicht gegen Tottenham Hotspur spielen, während die SSC Neapel nicht in Frage käme, da sich beide Mannschaften in der Gruppenphase begegnet sind. Benfica wäre aber keineswegs ein einfaches Los für Liverpool gewesen, nachdem sich die Mannschaft von Roger Schmidt in Gruppe H gegen PSG und Juventus Turin durchgesetzt hat.

Gegnertausch zwischen BVB und Eintracht

Borussia Dortmund und Eintracht Frankfurt hätten ihre Achtelfinal-Gegner indes getauscht, könnten aber kaum von einer leichteren Aufgabe sprechen. Real hätte das vermeintlich einfachste Los, während Bayern gegen einen früheren Angstgegner spielen würde. Von insgesamt zehn Duellen mit Milan wurden sechs verloren, den einzigen Sieg errang der deutsche Rekordmeister im Halbfinal-Rückspiel des Europapokals der Landesmeister 1990 (2:1, n.V.). Letztmals begegneten sich beide Mannschaften am 11. April 2007, damals feierte Milan einen 2:0-Sieg in der Allianz Arena und den Einzug ins Champions-League-Halbfinale.

Spannung wäre weiterhin geboten

Dieses Beispiel verdeutlicht, dass eine Setzliste verhindern würde, dass potenzielle Titelkandidaten bereits im Achtelfinale aufeinandertreffen würden. Dennoch böten die Paarungen einige vielversprechende Duelle, in denen spannender und hochklassiger Fußball geboten wäre. Die Champions-League-Reformen für das Jahr 2024 sehen keine Änderungen für die K.o.-Phase vor, doch vielleicht wird die UEFA eines Tages doch eine Abkehr von der Auslosung in Betracht ziehen.

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Florian Bajus  
14.03.2023