"Sehe viel Ungerechtigkeit"

Bode bricht Lanze für "Sündenbock" Bierhoff

Bierhoff wird seinen Posten mutmaßlich nicht uneingeschränkt weiter ausüben. Foto: Getty Images
Bierhoff wird seinen Posten mutmaßlich nicht uneingeschränkt weiter ausüben. Foto: Getty Images

Nach dem Ausscheiden der Nationalmannschaft bei der WM in Katar haben viele Beobachter und Fans einen Hauptschuldigen ausgemacht, der weder selbst auf dem Platz stand, noch entschieden hat, wer das denn tun darf. Dass Oliver Bierhoff als Geschäftsführer Nationalmannschaften des DFB seinen Hut nehmen oder wenigstens aber in den Kompetenzen beschnitten werden soll, steht für viele als erste Erkenntnis der WM-Enttäuschung fest. Marco Bode sieht die Sache differenzierter.

Der Ex-Nationalspieler erinnert zunächst daran, dass Deutschland die eigenen Hausaufgaben zum Gruppenfinale erledigt hat. Das 4:2 gegen Costa Rica reicht nur nicht, weil Japan gleichzeitig einen Überraschungserfolg gegen Spanien landete. "Danach ist die Welt dann medial auf den Kopf gestellt worden. Das ist typisch für den Fußball. Und es zeigt, wie weit er sich in der Spitze von der Realität entfernt hat", erklärt Bode gegenüber der Frankfurter Rundschau. Dass Bierhoff ein beliebtes Opfer ist, hänge nicht zwingend mit der tatsächlichen Leistung des ehemaligen DFB-Kapitäns auf seinem Posten zusammen.

"Das ist so nicht okay"

"Diese Überdrüssigkeit scheint mir viel mit der fehlenden grundsätzlichen Sympathie für Oliver zu tun zu haben, mit seinem cleanen Erscheinungsbild und seinem gelegentlichen 'Marketingsprech'", so Bode, der selbst mit Bierhoff in der Nationalmannschaft gespielt hat. "Er ist ein vernünftiger Mensch, der innovativ denkt – und der jetzt zum Sündenbock gemacht wird. Das ist so nicht okay", meint der langjährige Aufsichtsratschef von Werder Bremen. Natürlich müsse die Misere der DFB-Männer bei Großveranstaltungen analysiert werden und auch die Rolle von Bierhoff zur Sprache kommen. 

"Der Wind bläst gegen Bierhoff"

"Aber ich frage mich schon: Durch was hat sich die Fußballwelt in Deutschland jetzt so sehr verändert? Durch einen 4:2-Sieg gegen Costa Rica und eine gleichzeitige Niederlage von Spanien? Das kann ja wohl nicht ernst gemeint sein. Da sehe ich viel Ungerechtigkeit und würde mir mehr Sachlichkeit wünschen", betont Bode. In der Öffentlichkeit dürfte dieser Ruf allerdings verhallen. "Der Wind bläst gegen Bierhoff und wird vielleicht zum Sturm werden", rechnet Bode wohl nicht damit, dass der Manager das WM-Debakel unbeschadet überstehen kann.

 

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Lars Pollmann  
05.12.2022