Mut zum Risiko

Baumgart: "Wenn man mit Angst ins Spiel geht, kann man direkt aufhören"

Steffen Baumgart lebt Emotionalität und Mut auch in Köln vor. Foto: Imago.
Steffen Baumgart lebt Emotionalität und Mut auch in Köln vor. Foto: Imago.

Wie bei seinen bisherigen Stationen will Steffen Baumgart auch beim 1. FC Köln mutigen und offensiven Fußball spielen lassen. Nach den ersten Testspielen ist der Cheftrainer überzeugt, dass die Mannschaft bereit ist, den vorgegebenen Weg mitzugehen.

In der vergangenen Saison bemühte sich der 1. FC Köln über weite Strecken, mit einer kompakten und tiefen Defensive Stabilität zu erlangen und darauf aufbauend über gezielte Nadelstiche für Torgefahr zu sorgen. Die überwiegend passive Spielweise unter Markus Gisdol widerspricht allerdings den Maximen von Steffen Baumgart, der für aggressives Pressing und ein schnelles Umschaltverhalten steht.

Baumgart: "Ich kann nicht einfach sagen: Wir müssen punkten"

Wie Baumgart gegenüber dem Kölner Stadt-Anzeiger erläuterte, will er diese Grundsätze auch in Köln beibehalten: "Es kann ja nicht sein, dass ich in einer Stadt wie Köln in einem solchen Stadion Trainer sein darf, um mich dann hinten rein zu stellen und zu hoffen, dass ich irgendwie ein Spiel gewinne. Das beißt sich doch", sagte der neue FC-Trainer und betonte: "So ein Wochenende, so ein Fußball-Event, das kostet eine Familie mittlerweile richtig viel Geld. Dann soll es aber auch Spaß machen, ich kann nicht einfach sagen: Wir müssen punkten, das Ergebnis ist wichtiger als der Fußball. So entwickele ich mich in eine Passivität rein."

"Liegt die größte Chance in der Angst, dass ich ein Gegentor kriege?"

Er wolle "nicht zwei Mannschaften dabei zusehen, wie sie sich taktisch hin und herschieben, um dann aus einem Standard ein Tor zu machen", sagte Baumgart. Der 49-Jährige strebt Mut zum Risiko an - das oberste Ziel lautet, ein Tor zu erzielen, ohne Angst davor zu haben, ein Gegentor zu kassieren: "Wenn man mit Angst ins Spiel geht, kann man sowieso direkt aufhören. Wo liegt denn die größere Chance? Liegt die größte Chance in der Angst, dass ich ein Gegentor kriege? Oder liegt die größere Chance darin, dass ich aus den mutig nach vorn gespielten Situationen zwei Tore mache?", erläuterte Baumgart und ergänzte: "Wir wollen Bälle im vorderen Drittel gewinnen und Tore daraus machen. Da kann es auch mal passieren, dass ein Ball durchkommt und der Stürmer allein auf unser Tor zuläuft. Dann muss ich trotzdem weiter den Mut haben. Wenn wir es in jedem Heimspiel in Köln schaffen, in jeder Halbzeit ein paar richtig gute Torchancen zu haben, wird es interessant."

"Diesen Glauben muss man sich erarbeiten"

Dieser Mut hat den SC Paderborn unter Baumgart bis in die Bundesliga geführt. In Köln lautet die Aufgabe, den Klassenerhalt zu verhindern. Ob die Mannschaft unter dieser Voraussetzung den Weg ihres Trainers mitgehen wird? "Das wird man sehen. Die Jungs in Paderborn haben an den Weg geglaubt, diesen Glauben muss man sich erarbeiten", so Baumgart, der bisher einen positiven Eindruck am Geißbockheim und im Trainingslager gewonnen hat: "Ich finde, dass meine Spieler das jetzt schon sehr, sehr gut machen, das hat man auch in den Testspielen gesehen."

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Florian Bajus  
21.07.2021