Eintrachts Personalpolitik

Alter, Kreatitivät&Sturmzentrum: So unausgewogen ist Eintrachts Kader

Der Kader der Eintracht hat noch einige Baustellen. Foto: Imago

Sechs Tage vor Schließung des Transferfensters hat Eintracht Frankfurt noch ein paar Baustellen im Kader. Trainer Adi Hütter zeigte sich zuletzt zwar grundlegend zufrieden, sieht aber auch noch Handlungsbedarf.

Bis zum 5. Oktober sind noch Transfers in die Bundesliga möglich. Dass Eintracht Frankfurt nochmal aktiv wird und den Kader nachjustiert, liegt auf der Hand. Aktuell ist das Aufgebot der Hessen zum Teil noch sehr unausgewogen. Ob Altersstruktur, Kreativität in der Zentrale und auf der Außenbahn oder die dünn besetzte Sturmzentrale: Will die Eintracht wieder nach Europa, wartet in den nächsten Tagen noch Arbeit auf die sportlich Verantwortlichen rund um Sportchef Fredi Bobic. fussball.news zeigt, wo noch Nachholbedarf besteht.

1. Altersstruktur

Mit einem Altersschnitt von 26,3 Jahren stellt Eintracht Frankfurt den drittältesten Kader der Bundesliga. Nur der FC Augsburg und der 1. FC Union Berlin ist im Schnitt noch älter unterwegs als die Hessen. Am vergangenen Spieltag beim 3:1-Erfolg in Berlin stellten die Frankfurter gar ein Team, das im Schnitt 27,97 Jahre alt war. Nur der FC Schalke 04 stellte mit 28,23 Jahren ein noch älteres Team. Trainer Adi Hütter verfügt mit Kapitän David Abraham, den Keepern Kevin Trapp und Felix Wiedwald, den Defensivspielern Makoto Hasebe, Stefan Ilsanker und Timothy Chandler sowie Stürmer Bas Dost über gleich sieben Spieler in den 30ern. Die im Kader gelisteten Nachwuchsspieler Lukas Fahrnberger und Jabez Makanda sowie Marijan Cavar, die den Schnitt senken, besitzen bei der SGE kaum eine Perspektive. Die einzigen Youngster mit Aussicht auf Einsatzchancen sind offensichtlich Verteidiger Tuta, Mittelfeldmann Aymen Barkok und Stürmer Ragnar Ache. Abgesehen von den Dreien kann Hütter nicht mit jungen Spielern nachlegen.

2. Fehlende Kreativität

Zweifelsohne verfügt Frankfurts Spielmacher Daichi Kamada über kreative Qualitäten. Der Japaner schwankt allerdings auch immer wieder in seinen Leistungen, es fehlt Konstanz. Der Eintracht fehlt dann das kreative Element im eigenen Spiel. Auch deshalb forderte Adi Hütter zuletzt auf Nachfrage von fussball.news noch weitere Kreativspieler für das offensive Mittelfeld und die Außenbahn. Dort sind die Hessen zwar mit Wucht und Power (Kostic, da Costa) und Zweikampfstärke (Toure, Chandler) besetzt, aber gerade mit Blick auf die Vorwärtsbewegung weniger mit Kreativität und Spielwitz ausgestattet. Neuzugang Ajdin Hrustic soll nun die erste Alternative sein. Dass der 24-Jährige aber eine Sofortverstärkung ist, darf bezweifelt werden. Gerad aber wenn Hütter auch mal wieder auf eine Viererkette in der Defensive setzen will, fehlt es auf den offensiven Außen an Alternativen. Da ist der Kader aktuell nicht ausreichend und sehr unausgewogen besetzt.

3. Sturmzentrum

Nach dem Abgang von Goncalo Paciencia (FC Schalke 04) verfügen die Frankfurter nur noch über drei etatmäßige Stürmer. Das aktuell sehr gut harmonierende Duo um Bas Dost und Andre Silva ist gesetzt, gleichzeitig aber auch verletzungsanfällig. Dahinter lauert mit Ragnar Ache ein 22-jähriger Stürmer auf Einsatzzeiten, der zwar vielversprechende Anlagen mitbringt, aber auch bei Sparta Rotterdam zuvor noch selten herausragende Leistungen erbracht hat. Sollte sich einer der beiden Stürmer der ersten Garde verletzen, oder gar beide, herrscht Personalnot in Eintrachts Offensive vor. Darauf zu vertrauen, dass man dort verletzungsfrei durch die Saison kommt, wäre zumindest ein erhebliches Risiko.

Noch bleiben einige Tage Zeit für die Klub-Führung, um die Schwachstellen des Kaders zu beheben und die Eintracht mit Blick auf die europäischen Ambitionen zu verstärken. Dass die Leistungsträger (Trapp, Kostic, Hinteregger) bislang gehalten werden konnten, ist ein Fundament auf dem sich aufbauen lässt. Daneben könnten die Verantwortlichen auf polyvalente Spieler setzen, die mehrere Positionen bekleiden. So könnte möglicherweise das Defizit in Sturmzentrum, Kreativzentrale und Außenbahn mit nur zwei Transfers behoben werden. Neben dem Hrustic-Deal und möglichen Abgängen von Reservisten, um den Kader zu verschlanken, benötigen die Frankfurter wohl noch zwei Neuzugänge, um den nächsten Schritt machen und wieder um die Europacupplätze mitspielen zu können.

Benjamin Heinrich  
29.09.2020