DBB-Team als Vorbild
6 Dinge, die der DFB von den Basketball-Weltmeistern abschauen kann

Während sich die deutsche Nationalmannschaft seit mehr als fünf Jahren in einem sportlichen Dauertief befindet, hat sich die deutsche Basketball-Nationalmannschaft am Sonntag erstmals den WM-Titel gesichert. Eine absolute Sensation! Auch wenn Vergleiche oftmals hinken: Der steinige Weg der deutschen Basketballer an die Weltspitze könnte dem DFB als "role model" dienen.
1. Kompetente Verbandsspitze
Präsident des Deutschen Basketball-Bundes (DBB) ist Ingo Weiss. Der gebürtige Münsteraner lebt Basketball 24/7. Seit 2006 führt er den DBB an - und hat dabei nicht immer fehlerlos, aber oftmals mit Sachverstand, Weitsicht und Persönlichkeit die Richtung für den deutschen Basketball vorgegeben.
Beim Deutschen Fußball-Bund gibt es dagegen seit acht Jahren interne Machtkämpfe, der Verband wird in der Regel von politischen Hinterbänklern (mal CDU, mal SPD) geführt, die von Profifußball kaum eine Ahnung haben und mit der Aufgabe DFB-Präsident völlig überfordert wirken. Diese Schwäche strahlt auf alle Ebenen des deutschen Fußballs ab. Weiteres Problem: Die wenigen Persönlichkeiten, die wirklich für das hohe Amt infrage kommen, haben keine Zeit (oder Lust) für den Job.
2. Bundestrainer, der sein Handwerk versteht
Gordon Herbert war als Spieler in Finnland und Belgien unter Vertrag, zudem Nationalspieler von Kanada. Ab 1994 begann er seine Welttournee als Coach. Stationen in Finnland, Österreich, Griechenland und Frankreich gehörten dazu, auch machte er mehrfach Halt in der Bundesliga. Herbert betreute zudem die Nationalteams von Kanada und Georgien, bevor er 2021 das deutsche Team übernahm. Der 64-Jährige profitierte von der Vorarbeit seiner Kollegen und führte das deutsche Team dann Schritt für Schritt an die Weltspitze - 2022 sorgte bereits Platz drei bei der Europameisterschaft für Aufsehen.
Beim Deutschen Fußball-Bund hielt man dagegen zunächst zu lange an 2014-Weltmeistertrainer Joachim Löw fest, der taktisch nicht mehr Schritt halten konnte mit den Mittelklasse-Teams des Weltfußballs (u.a. Mexiko, Nordmazedonien). Und bei Nachfolger Hansi Flick glaubte man zwar 2021 einen erfolgreichen Cheftrainer gefunden zu haben, doch einzig die Erfolge in der Corona-Zeit mit dem FC Bayern brachten Flick in ein Amt, das für ihn mehrere Nummern zu groß war. Wer nicht mal die einfachsten Basics des Cheftrainer-Lebens umsetzen kann - Automatismen einstudieren, konsequente Entscheidungen bei Kadernominierung und Startelf, Teamgeist entwickeln - hat nichts beim DFB in führender Position verloren. Seine Verdienste als Co-Trainer des DFB-Teams zwischen 2006 und 2014 bleiben natürlich trotzdem unvergessen.
3. Echte Topstars
Die Starting Five der DBB-Basketballer besteht fast nur aus NBA-Stars, angefangen bei Kapitän Dennis Schröder. Zudem kann sich auch der zweite Anzug mit Spielern von europäischen Topklubs sehen lassen.
Bei den deutschen Fußballern dagegen ist die Startelf wahrlich nicht mit Qualität gesegnet. Während es auf manchen Positionen durchaus eine größere Auswahl gibt wie im offensiven Mittelfeld (u.a. Sane, Musiala, Wirtz, Müller), sind vor allem die Außenverteidigerpositionen und die Sturmzentrale ein großer Makel beim Weltmeisterteam von 2014. Der Erfolg der Basketballer beziehungsweise der Misserfolg der Fußballer ist sicherlich beim Thema Ausbildung ausfindig zu machen.
4. Teamgeist
Die deutschen Topbasketballer kennen sich oftmals schon seit Jugendzeiten und mögen sich sehr gerne. Sie haben Vertrauen zueinander und besitzen einen großen Teamgeist. So kämpft jeder Spieler für den anderen und geht die Extra-Schritte, die es für den Erfolg braucht.
Auch einige deutsche Topfußballer kennen sich im Grunde schon als Kinder (u.a. Kimmich, Gnabry) oder seit Jugendzeiten (u.a. Goretzka, Süle), dennoch hat man seit einigen Jahren nicht das Gefühl, dass das DFB-Team als Einheit auftritt. Jüngstes Beispiel: Flügelstürmer Serge Gnabry hielt es nicht für nötig, den auf neuer Position (Linksverteidiger) überforderten Nico Schlotterbeck mit ein paar Schritten zurück auszuhelfen. Die Amazon-Doku über das DFB-Team lieferte zudem Bilder von einem heftigen Streit zwischen Antonio Rüdiger und Joshua Kimmich. Wo auch immer das Problem genau zu verorten ist: Die deutsche Fußballnationalmannschaft hat klugerweise den PR-Slogan "Die Mannschaft" eingestampft, denn sie wirkt eher wie eine Ansammlung von Egoisten.
5. Führungsspieler
Kapitän Dennis Schröder ist der absolute Leader der deutschen Basketball-Mannschaft - und allein für den Teamgeist und Erfolg ging Schörder vor und während des Turniers mehrfach durchs Feuer. Vor dem Turnier zählte er in einem Interview einen Teamkollegen, ebenfalls NBA-Star, an, weil dieser vermeintlich aus Bequemlichkeit nicht an der EM 2022 teilgenommen hatte. Schröder erhielt zunächst einen Shitstorm, blieb aber bei seiner Meinung - letztendlich verzichtete der Teamkollege auf den WM-Start. Dem Team schien dieses öffentliche Disziplinieren eher geholfen zu haben. Zudem legte sich Schröder auch während einer Spielpause beim WM-Zwischenrundenspiel gegen Slowenien mit Teamkollege Daniel Theis an, weil Schröder mit der Leistung seines Centers nicht zufrieden war. Die Bilder des heftigen Streits gingen in der ganzen Basketball-Welt viral, doch Schröder und Theis vertrugen sich schnell wieder. Das Ergebnis: Deutschland fegte Slowenien vom Platz.
Bei der deutschen Fußball-Nationalmannschaft haben zuletzt einige Spieler Führungsanspruch erhoben (u.a. Ilkay Gündogan, Joshua Kimmich oder Leon Goretzka), aber auf dem Platz konnten sie das Team sportlich nicht anführen. Jeder scheint mit sich selbst beschäftigt zu sein.
6. Aus Rückschlägen lernen
Heute ist die Basketball-Nationalmannschaft Weltmeister, bei der letzten WM vor vier Jahren schied sie noch in der Vorrunde aus! Rückschläge gehören zum Sport dazu. Es ist wichtig, auch negative Erfahrungen zu sammeln und die richtigen Lehren daraus zu ziehen. Die Basketballer haben nun eindruckvoll bewiesen, wie es geht: "from Zero to Hero" in vier Jahren.
Der DFB, seine Trainer, Manager und Spieler sprechen dagegen seit Jahren davon, aus Pleiten die richtigen Lehren zu ziehen ("Wir haben das analysiert"), doch nach dem Vorrundenaus bei der WM 2018 folgte das Achtelfinalausscheiden bei der EM 2021 und erneut das Vorrundenaus bei der WM 2022 - und im Jahr 2023 reiht sich eine Blamage an die andere, Tiefpunkt war nun das 1:4 gegen Japan.
Fazit: Diese sechs Punkte zeigen auf, wie der DFB theoretisch wieder den Weg in die Erfolgsspur finden könnte. Allein an der praktischen Umsetzung hapert es schon lange.
