Hütter-Wechsel

4 Gründe, warum die Eintracht im Formtief steckt

Frankfurts Trainer Adi Hütter mit seiner Mannschaft beim Remis gegen Mainz. Foto: Imago

Vier Spiele, nur noch ein Sieg: Seit dem bekanntgewordenen Wechsel von Trainer Adi Hütter steckt Eintracht Frankfurt in einer Formkrise. Eine gewisse Kausalität ist nicht von der Hand zu weisen, allerdings sind die Gründe doch vielfältiger.

Turbulente Wochen und Monate für den Bundesligisten Eintracht Frankfurt. Die Abgänge von Sportvorstand Fredi Bobic und Trainer Adi Hütter zum Saisonende, eine mehr als unglückliche Außendarstellung des Österreichers und in alldem auch eine sportliche Krise, in der die Hessen Platz vier in der Bundesliga verspielt haben. fussball.news nennt vier Gründe, warum die Eintracht in Gefahr geraten ist, die Champions-League-Qualifikation zu verpassen.

Streitfall Younes

Der sportliche Aufschwung der Eintracht im Laufe der Hinserie war ganz eng verbunden mit der Personalie Amin Younes. Der Spielmacher, Leihgabe vom SSC Neapel, drückte dem Spiel der Hessen seinen Stempel auf, mit ihm in der Startelf gelang eine eindrucksvolle Siegesserie. Beim Auswärtsspiel in Dortmund (2:1) stand der 27-Jährige zuletzt in der Startelf. Die Frankfurter Rundschau berichtete, dass es dort in der Halbzeit zu einem lautstarken Disput zwischen dem deutschen Nationalspieler und Trainer Adi Hütter kam. Seitdem saß Younes nur noch auf der Bank. Dabei ist der Wert des Offensivspielers für die Eintracht offensichtlich. In 15 Spielen mit Younes in der Startelf holten die Frankfurter 34 Punkte (2,27 Punkte pro Spiel), in 17 ohne ihn in der Anfangsformation 23 Punkte (1,4 pro Spiel). Dass Hütter ausgerechnet im Saisonfinale über diese Personalie stolpert und den Erfolg der Mannschaft damit riskiert, kommt zur absoluten Unzeit.

Systemfrage

Eng verbunden mit der Personalie ist auch die Frage nach dem System der Eintracht. Mit Younes in der Startelf stellte Hütter in der Hinserie auf eine Formation mit zwei Zehnern um. In der Regel agierten in der Offensivzentrale jener Younes gemeinsam mit dem Japaner Daichi Kamada. Ein sehr erfolgreiches und immer eingespielteres Duo. In den Spielen in Mönchengladbach (0:4), den FC Augsburg (2:0) und in Leverkusen (1:3) funktionierte die durch das Younes-Aus praktizierte Doppelspitze mit Andre Silva und Luka Jovic nicht. Dass Hütter im wichtigen Heimspiel gegen den FSV Mainz 05 (1:1) erneut in dem System agieren ließ, stieß bei Berichterstattern und Fans auf Unverständnis. Gerade gegen tiefstehende, kompakt verteidigende Gegner tat die Doppelzehn den Hessen gut.

Ingame-Coaching

Ebenso auf Unverständnis stieß zuletzt aber auch, dass Hütter innerhalb der Spiele zu spät reagiert. Beim 0:4 in Gladbach wechselte der Österreicher erst nach dem 0:2, in Leverkusen wechselte er nach dem das 0:1 fiel. Beim 1:1 gegen Mainz folgten - abgesehen von der verletzungsbedingten Auswechslung in der ersten Hälfte - die ersten Wechsel erst nach über einer Stunde - trotz einer mehr als mäßigen Leistung der Startelfspieler. Kritik an diesen Entscheidungen ließ Hütter nicht zu. Nach der Leverkusen-Pleite sagte er auf fussball.news-Nachfrage: "Das mit den späten Wechseln sehe ich anders. Ich habe keinen Grund gehabt, früher zu wechseln." Seiner Linie blieb er anschließend gegen Mainz trotz aller Kritik treu. Obgleich diese auch dort nicht von Erfolg gekrönt war.

Mentaler Aspekt

Nicht zu unterschätzen ist zudem der psychologische Faktor, seitdem Adi Hütter seinen Wechsel nach Gladbach bekanntgegeben hat. Aller Erfahrung nach muss Adi Hütter an Glaubwürdigkeit gegenüber seinen Spielern verloren haben. Denn Hütter sicherte zunächst öffentlich zu, kommende Saison Eintracht Frankfurt weiter zu trainieren, dann aber entschied er sich doch für das Angebot aus Gladbach. Hütter mag seine Gründe dafür haben - er will sie nach der Saison bekanntgeben -, doch sicherlich dürften sich auch die Eintracht-Profis Gedanken machen, warum ihr Trainer so sprunghaft gehandelt hat. Ein Autoritäts- und Vertrauensverlust ist wahrscheinlich, vor allem bei jenen Profis, die ihre Zukunft bislang in Frankfurt geplant haben. In Kombination mit dem Erfolgsdruck, den die Hessen als von Dortmund im Kampf um Platz vier gejagter Klub plötzlich verspürten, hat sich eine hohe mentale Belastung für die Spieler ergeben, die auch die Führungsspielern keinen Halt gemacht hat. Der Traum von der erstmaligen Qualifikation zur Champions League ist noch nicht geplatzt, doch durch die Leistungen in den vergangenen Wochen liegen die Frankfurter gegenüber dem BVB nun deutlich im Hintertreffen.  

Benjamin Heinrich  
13.05.2021