Sportvorstand vor Wechsel

3 Gründe, warum die Eintracht den Bobic-Abgang kompensieren kann

Eintrachts Führungsriege um Aufsichtsratschef Philip Holzer und die Vorstände Axel Hellmann und Oliver Frankenbach (v.l.). Foto: Imago

Fredi Bobic wird Eintracht Frankfurt im Sommer als Sportvorstand wohl verlassen. Wie stabil ist die Eintracht ohne den Wahl-Berliner aufgestellt?

Eintracht Frankfurt steht vor einer Neuausrichtung im sportlichen Bereich. Neben Sportdirektor Bruno Hübner, der im Sommer aufhören wird, wird mit Sportvorstand Fredi Bobic ein weiterer Architekt des Erfolges die Eintracht wohl verlassen. Der ehemalige Nationalstürmer sieht seine Aufgabe bei den Hessen als erfolgreich beendet an und dürfte wohl einen Neustart bei Hertha BSC wagen. Kann die Eintracht den voraussichtlichen Abgang von Bobic kompensieren? fussball.news nennt drei Bereiche, in denen die Eintracht auch ohne den Faktor Bobic stabil aufgestellt wirkt.

1. Finanzen

Die Eintracht gehört zu den wenigen Vereinen in der Bundesliga, die die Coronakrise verhältnismäßig schadlos überstanden hat. Der Klub erlebt weiterhin einen Boom, trotz der fehlenden Zuschauer-Einnahmen bleiben die Hessen finanziell solide aufgestellt. Das ist in erster Linie ein Verdienst von Finanzvorstand Oliver Frankenbach und Marketingvorstand Axel Hellmann. Bobic profitierte enorm von der Arbeit seiner beiden gleichberechtigten Vorstandskollegen. Ebenso wäre nun ein neuer Sportvorstand und Bobic-Nachfolger in einer sehr guten Ausgangsposition - trotz der kalkulierten 40 Millionen Euro Verlust in dieser Saison. Weitere Einnahmen wie durch die Qualifikation für einen europäischen Vereinswettbewerb wären zwar hilfreich, aber kein Muss. "Wenn das überlebenswichtig wäre, hätten wir etwas falsch gemacht. Unsere Planung basiert nur auf der Bundesliga", sagte Finanzvorstand Frankenbach zuletzt im vereinseigenen Podcast und machte deutlich: "Wir sind durchfinanziert."

2. Organisation

Coach Adi Hütter kündigte auf Sky zuletzt an: "Ich bleibe!" Auf dieser Position herrscht für die kommende Saison bereits Klarheit, die Eintracht kann weiter auf ihren Erfolgstrainer setzen. Zudem wird Ben Manga, bislang Chefscout der Hessen, befördert, bekommt mehr Verantwortung und Entscheidungsgewalt. Der 47-Jährige gilt als starker Mann hinter Bobic, der Toptransfers wie die der Youngster Evan N'Dicka und Tuta vorangetrieben hat. An der Kaderplanung war er in der Vergangenheit maßgeblich beteiligt - und wird es in Zukunft noch mehr sein. Nicht wenige Beobachter in Frankfurt sind überzeugt, dass an der hervorragenden Planung und Marktwertsteigerung des Kaders Manga einen größeren Anteil am Erfolg besitzt als Bobic. 

Dass Manga den nächsten Schritt bei der Eintracht macht und Angeboten (z.B. FC Schalke 04) widersteht, ist ein deutliches Zeichen. Die wichtigste Personalie dürfte aber die von Marketingvorstand Axel Hellmann sein. Der 49-Jährige, der seit 2012 dem Vorstand angehört, arbeitet gerne hinter den Kulissen und treibt die Entwicklung der Eintracht auf zahlreichen Ebenen voran. Er bleibt ebenso der Eintracht treu wie der bereits erwähnte Finanzboss Oliver Frankenbach.

Zwar muss die Eintracht noch auf der sportlichen Führungsebene zwei Posten für Bobic und Hübner nachbesetzen, das Grundgerüst beim Führungspersonal steht jedoch: Erfahrene Experten, die bereits erfolgreich für die Eintracht gearbeitet haben, dürften für Stabilität sorgen und ein Machtvakuum verhindern.

3. Wettbewerb

Der nahezu kontinuierliche sportliche Erfolg der Mannschaft ist - keine Frage - auch ein Verdienst von Fredi Bobic. Die Eintracht spielt aktuell um einen Platz in den Top Vier mit, kämpft um die erstmalige Qualifikation für die Champions League. Das Team ist qualitativ hochwertig aufgestellt, Leistungsträger wie Kevin Trapp, Martin Hinteregger, Filip Kostic, Amin Younes und Andre Silva sind über die Saison hinaus vertraglich an den Klub gebunden. Ein großer Umbruch im Sommer wäre, vor allem bei einer Qualifikation für die Königsklasse, nicht notwendig. Der neue Sportvorstand findet ein bestelltes Feld vor, zudem führt Erfolgstrainer Adi Hütter auch in der kommenden Saison die Mannschaft an. Es ist schwer vorstellbar, dass dieses Team 2021/22 sportlich eine rasante Talfahrt erlebt.

Fazit: Die Eintracht wirkt vor allem für die kommende Saison finanziell, organisatorisch und sportlich stabil aufgestellt - unabhängig von ein, zwei Wechseln auf der Führungsebene.

Benjamin Heinrich  
03.03.2021